Zwischen Himmel und Erde

Neue Ausgabe "Forschen in Jülich" zur Umweltforschung erschienen

[21. Dezember 2001]

Wie entsteht ein Ozonloch? Welchen Einfluss haben Pflanzen auf das Klima? Mit solchen und weiteren Fragen, die für die Zukunft unserer Umwelt von Bedeutung sind, beschäftigen sich Jülicher Wissenschaftler aus fünf Umweltinstituten. Sie untersuchen, was mit Pflanzenschutzmitteln im Boden geschieht oder wie der Mensch die Zusammensetzung der Atmosphäre verändert. Über ihre Forschungen zwischen Himmel und Erde wird in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Forschen in Jülich" mit dem Schwerpunktthema "Umweltforschung" berichtet.

Von der Stratosphäre, dem oberen "Stockwerk" der Atmosphäre, bis in die Erde untersuchen die Wissenschaftler, wie sich die komplexen Wechselwirkungen zwischen Boden, Pflanze und Atmosphäre sowie der immer stärkere Einfluss des Menschen auf die Umwelt auswirken. Die Forscher wollen Prognosen liefern, wann ein neu entwickeltes Treibgas in der Atmosphäre wieder abgebaut ist oder wie sich ein Schadstoff in Boden und Grundwasser ausbreitet. Dazu benötigen sie eine große Anzahl von Messdaten, die sie nicht nur im Labor, sondern vor allem im Freiland gewinnen - und zwar an den unterschiedlichsten Orten.

Ihre Expeditionen führten zum Beispiel nach Schweden, wo die Jülicher Stratosphärenforscher an der bislang größten internationalen Messkampagne zur Untersuchung des Ozonabbaus teilnahmen. Die Paläoklimatologen reisten in das Tibetische Hochplateau und fahndeten nach dem Klima von vor 15 Millionen Jahren. Mit dem Forschungsschiff waren die Atmosphärenforscher auf dem Atlantik unterwegs auf der Suche nach kleinsten Teilchen, die für die Selbstreinigungskraft unserer Atmosphäre verantwortlich sind. Einige Messgeräte aus dem Forschungszentrum sind nahezu ständig auf Weltreise: Sie fliegen auf Linienflugzeugen mit und messen unter anderem den Ozon- und Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre.

Aber nicht immer muss die Reise in ferne Länder gehen. Auch auf heimischem Boden haben die Jülicher Umweltforscher außergewöhnliche Geräte und Methoden entwickelt, mit denen sie im Versuch Freilandbedingungen fast realitätsgetreu nachstellen können. So sind die Atmosphärenforscher seit Anfang des Jahres 2001 in der Lage, sich Atlantikluft nach Jülich zu holen. In der eigens entwickelten Atmosphären - Simulationskammer SAPHIR mit einem über 300.000 Liter fassenden Teflonsack können die Wissenschaftler auf dem Gelände des Forschungszentrums nun jede beliebige Zusammensetzung der Luft mischen und gezielt untersuchen. Mit Hilfe von Lysimetern - Stahlzylindern mit einem ausgestochenen Erdblock - können die Bodenforscher erkunden, was mit chemischen Verbindungen im Boden geschieht. Der "gläserne Acker" ist längst keine Fiktion mehr. Die Wissenschaftler lassen sich von denbildgebenden Verfahren aus der Gehirnforschung inspirieren, um noch tiefere Einblicke in den Boden zu erhalten. Mittels geoelektrischer Tomografie können die Agraringenieure vorhersagen, wie sich Schadstoffe im Boden und Grundwasser ausbreiten.

Die Pflanzenforscher setzen ausgeklügelte Messverfahren ein, um in das Innere der Pflanze schauen zu können. Sie sind den Nährstoffen auf der Spur und können der Pflanze beim Wachsen zusehen. Sie interessieren sich dabei aber nicht nur für die Vorgänge in der Pflanze, sondern auch dafür, welchen Einfluss die Pflanze auf die Umwelt hat und umgekehrt.

Mit all ihren vielfältigen Experimenten verfolgen die Forscher vor allem ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die zu Grunde liegenden Prozesse verstehen, denn erst dann können sie Lösungen und Prognosen für künftige Entwicklungen in der Umwelt liefern.

- asn -

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Letzte Änderung: 19.05.2022