Mit russischem Forschungsflugzeug in die Ozonschicht

"Geophysica" für deutsche Stratosphärenforscher verfügbar

[14. Februar 2002]

Europäische Wissenschaftler aus Italien, Deutschland, England, Frankreich und der Schweiz haben in Zukunft die Möglichkeit, das russische Höhenforschungsflugzeug "Geophysica" für ihre vielfältigen Aufgaben zu nutzen. Dazu wurde zu Beginn des Jahres in Florenz die "Geophysica EEIG" (European Economic Interest Group) als formaler Vertragspartner für die russische Betreibergesellschaft des Höhenforschungsflugzeugs gegründet. Von deutscher Seite beteiligen sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Forschungszentrum Jülich (FZJ), das Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) sowie die Universität Frankfurt.

Das einsitzige Höhenforschungsflugzeug M-55 "Geophysica" des Myasishev Design Bureau wurde ursprünglich als militärischer Höhenaufklärer konzipiert. Das mittlerweile ausschließlich zivil genutzte zweistrahlige Flugzeug (Länge 22,86 m/Spannweite 37,46 m, Doppelleitwerk) kann eine Instrumentenlast von rund einer Tonne transportieren und operiert dank seiner überdimensionierten Tragflügel mit großer Streckung in einer Höhe von bis zu 21 Kilometer, mithin also doppelt so hoch wie kommerzielle Linienflugzeuge. Die "Geophysica" besitzt somit die Fähigkeit, in die Ozonschicht hineinzufliegen und dort direkt die Zusammensetzung der Atmosphäre zu messen.

Mit Hilfe der neuen Interessengemeinschaft "Geophysica EEIG" haben europäische Forschungseinrichtungen nunmehr die Möglichkeit, das Flugzeug für eine ganze Serie von Forschungsprojekten einzusetzen. So werden in den nächsten Jahren die Einflüsse von Klimaänderungen und Verschmutzungen auf die Ozonschicht untersucht. Die Messkampagnen werden mit Hilfe von Forschungsprojekten der Europäischen Union, der ESA sowie auch des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

Im Laufe der nächsten drei Jahre wird die "Geophysica" für folgende Projekte eingesetzt:

  • Validierung und Ergänzung von Messungen mit dem europäischen Umweltsatelliten ENVISAT (Start Frühjahr 2002),
  • Erforschung der Entstehung großer Eispartikel in der Stratosphäre und ihrer Wirkungen auf die Aktivierung von Chlor- und Bromverbindungen und damit auf den Ozonabbau,
  • Messungen in den Tropen zur Entstehung von Stickoxiden aus Gewitter-Blitzen, zur Bildung dünner Zirrus-Wolken sowie dem Eintrag von Spurenstoffen über die tropische Tropopause in die Stratosphäre.

Die deutschen Institute haben für diese Messkampagnen spezielle Messinstrumente entwickelt, mit denen Stickoxide, Wasserdampf, Ozon, Chlor und Bromgas sowie eine Vielzahl von Treibhausgasen und Partikeln gemessen werden können. Ein Teil dieser Instrumente war bereits zu früheren Projekten mit der "Geophysica" in den Tropen und in der Antarktis eingesetzt. Erst kürzlich wurden zwei neue Instrumente für die bevorstehenden Messprogramme im Rahmen eines HGF-Vernetzungsfond-Projektes neu integriert.

Damit werden künftig sechs deutsche Messsysteme als Teil einer internationalen Nutzlast auf der "Geophysica" eingesetzt.


Ansprechpartner:

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Prof. Ulrich Schumann
Institut für Physik der Atmosphäre
Tel.: 08153/28-2521
Fax: 08153/28-1841
E-Mail: Ulrich.Schumann@dlr.de

Forschungszentrum Jülich
Dr. Cornelius Schiller
Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre
Tel.: 02461/61-5272
Fax: 02461/61-5346
E-Mail: c.schiller@fz-juelich.de

Forschungszentrum Karlsruhe
Dr. Cornelis Blom
Institut für Meteorologie und Klimaforschung
Tel.: 07247/82-4730
Fax: 07247/82-4742
E-Mail: blom@imk.fzk.de

Forschungszentrum Jülich
Dr. Cornelius Schiller
Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre
Tel.: 02461/61-5272
Fax: 02461/61-5346
E-Mail: c.schiller@fz-juelich.de

Forschungszentrum Karlsruhe
Dr. Cornelis Blom
Institut für Meteorologie und Klimaforschung
Tel.: 07247/82-4730
Fax: 07247/82-4742
E-Mail: blom@imk.fzk.de

Letzte Änderung: 19.05.2022