Zukunftspreisträger Peter Grünberg wird 65

[6. Juli 2004]

Jülich, 6. Juli 2004 - Mit einem Festkolloquium gratulierte das Forschungszentrum Jülich Professor Peter Grünberg zum 65. Geburtstag. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland waren dazu ans Jülicher Institut für Festkörperforschung gekommen. Peter Grünberg wurde mit der Entdeckung des Riesenmagnetwiderstands (englisch: Giant Magnetoresistance - GMR) in den 80er Jahren bekannt. Der GMR-Effekt brachte den Durchbruch zu Giga-Byte-Festplatten. Für seine Forschung erhielt Peter Grünberg 1998 den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation. Zusammen mit Albert Fert von der Université de Paris Sud gilt Grünberg als Begründer der Zukunftstechnologie Spintronik.

An seinem 65. Geburtstag geht ein Wissenschaftler offiziell in den Ruhestand. Doch für Peter Grünberg ist es eher ein fließender Übergang. Physikalische Vorgänge haben den am 18. Mai 1939 in Pilsen geborenen Physiker schon immer interessiert. Seine Kollegen schätzen Peter Grünberg. Ihm liegen magnetische Phänomene am Herzen, die er im Sinne einfacher Bilder verstehen möchte. "Er zwingt einen dazu, die Physik wirklich zu durchdringen", sagen die Kollegen.

Peter Grünberg kam 1972 nach dreijährigem Forschungsaufenthalt in Kanada zum Forschungszentrum Jülich, wo er bis heute arbeitet. Mit seinen Mitarbeitern am IFF untersuchte Grünberg in den 80er Jahren mikroskopische Sandwiche: Systeme aus zwei magnetischen Eisenschichten, die von einer nur wenige Atomlagen dünnen, nichtmagnetischen Schicht aus Chrom getrennt werden. Je nachdem, wie dick die Chromschicht ist, beziehen die magnetischen Momente beider Eisenschichten zueinander Stellung: Sie richten sich parallel oder antiparallel aus. Doch auch schwache Magnetfelder, wie sie beispielsweise in Festplatten auftreten, beeinflussen diese Ausrichtung. Der Clou dabei: Klappen die magnetischen Momente im GMR-Sandwich um, ändert sich der elektrische Widerstand dramatisch - daher der Name Riesenmagnetwiderstand.

Eine große messbare Änderung ausgelöst durch ein schwaches Magnetfeld ist die ideale Basis für hochempfindliche Mini-Sensoren. Das erkannte auch die Industrie sehr schnell, nachdem Grünberg seine Entdeckung 1988 patentieren ließ. Bereits 1997 brachte IBM einen GMR-Lesekopf für Computerfestplatten auf den Markt - selten hat eine Entdeckung aus der Grundlagenforschung so schnell Einzug in die industrielle Anwendung gehalten. Mittlerweile sind mehr als zehn internationale Firmen Lizenznehmer des Patents und bescherten dem Forschungszentrum Jülich Einnahmen von bisher fast 13 Millionen Euro. Längst hat der GMR in verbesserten Leseköpfen für Festplatten oder Videobändern weltweite Verbreitung gefunden. Mit ihm ließ sich beispielsweise die nutzbare Speicherdichte von Festplatten um etwa das Zehnfache steigern. Weiterhin können GMR-Schichtpakete im ABS-System des Autos undkünftig zum Auslesen von Biochips eingesetzt werden. Zudem öffnete der GMR-Effekt die Tür zu einem völlig neuen Forschungsgebiet: der Spin(elek)tronik, die die gesamte Mikroelektronik revolutionieren könnte.

Mit einem Geburtstags-Kolloquium am Institut für Festkörperforschung ehrte das Forschungszentrum Jülich Peter Grünberg - sein Kollege Professor Albert Fert hielt den Festvortrag. Auch Grünbergs Frau Helma war dabei. Sie hat sich selbst für die Wissenschaft engagiert. Viele Jahre war sie im Vorstand des Internationalen Clubs in Jülich und übernahm von 1999 bis 2003 den Vorsitz. So half sie besonders den Familien von Wissenschaftlern beim Einleben, organisierte kulturelle und informative Veranstaltungen und schlug so die Brücke zwischen Menschen verschiedener Kulturen.

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Prof. Richard Wagner (l.), Vorstandsmitglied des Forschungszentrums Jülich, und Dr. Claus M. Schneider (r.), Direktor am Jülicher Institut für Festkörperforschung, gratulieren Prof. Peter Grünberg und seiner Frau Helma.

Foto: Forschungszentrum Jülich


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Letzte Änderung: 19.05.2022