Forschungsflugzeuge auf dem Weg zu australischen Gewittertürmen

Internationale Messkampagne zum Klimawandel gestartet

[4. November 2005]

Jülich/ Oberpfaffenhofen 4. November 2005 - Ein spektakuläres Forschungsprojekt zum Einfluss der Tropen auf das globale Klima startete am 4. November in Oberpfaffenhofen bei München und wird seinen Höhepunkt im Norden Australiens finden. Klimaexperten des Forschungszentrums Jülich, der ETH Zürich und der Universität Cambridge leiten von Mitte November bis Mitte Dezember eine internationale Messkampagne (SCOUT-O3 Tropics) in Darwin. Sie untersuchen tropische Gewittertürme, um mehr über den Austausch von Spuren- und Treibhausgasen zwischen den Schichten der Atmosphäre zu erfahren.

Am 4. November startete das russische Höhenforschungsflugzeug Geophysica - voll gepackt mit einer Vielzahl von Messinstrumenten - von Oberpfaffenhofen aus zu seinem Transferflug nach Australien. Nach Zwischenstopps in Zypern, Arabien, Indien, Thailand und Borneo wird es gemeinsam mit dem parallel fliegenden Forschungsflugzeug Falcon am nächsten Freitag in Darwin landen und einige Tage später zu Messflügen in tropische Gewittertürme starten. Riesige Gewittertürme, die bis in eine Höhe von 20 Kilometern reichen, entstehen in dieser Jahreszeit nahezu täglich vor den Toren Darwins. Die Wissenschaftler vermuten, dass hier klimarelevante Spuren- und Schadgase in nur wenigen Stunden aus den unteren in die höheren Schichten der Atmosphäre transportiert und von dort global verteilt werden. Ohne diese gigantischen Wolkentürme läuft der Luftaustausch in der Äquatorregion sehr viel langsamer ab. VieleSchadstoffe - die auch am Ozonabbau mitwirken - würden ohne diese Gewittertürme also erst nach Jahren verzögert in die obere Atmosphäre (Stratosphäre) gelangen.

Über 20 verschiedene Spurengase werden die Atmosphärenforscher während ihrer Messflüge bestimmen. Die Jülicher Wissenschaftler sind vor allem am Wassergehalt der Wolken interessiert: In der bis zu minus 80 Grad kalten Atmosphäre bilden sich daraus Eiswolken. Diese Eiswolken haben einen großen Einfluss auf den Strahlungs- und damit Wärmehaushalt der Erde. Sie wirken zudem wie ein Ventil, das heißt durch sie wird bestimmt, wie viel Wasserdampf in die Stratosphäre gelangen kann.

"Die in den Tropen stattfindenden rasanten Austauschprozesse sind der Schlüssel dazu, wie sich die Ozonschicht und der Strahlungshaushalt in der Stratosphäre zukünftig ändern wird", erläutert Dr. Cornelius Schiller, Physiker am Forschungszentrum Jülich und Koordinator der Flugzeug-Kampagne in Australien. "Erst wenn diese Prozesse geklärt sind, kann auch vorhergesagt werden, wie schnell oder langsam sich die Ozonschicht erholen wird - eine für die Menschheit bedeutende, aber bislang offene Frage."

SCOUT-O3 Tropics ist eine der sechs wissenschaftlichen Aktivitäten des Gesamtprojektes SCOUT-O3. SCOUT-O3 (Stratosphere-Climate Links with Emphasis on the Upper Troposphere and Lower Stratosphere) wird von der EU mit 15 Millionen Euro gefördert. 59 Institutionen und über 100 Wissenschaftlerteams aus 19 Ländern sind am Projekt beteiligt. Die Forschungsarbeiten werden mit dem britischen Projekt ACTIVE und dem australisch - U.S. amerikanischen Projekt TWP-ICE koordiniert.

  
  


Pressekontakt:

Annette Stettien
Wissenschaftsjournalistin
Forschungszentrum Jülich
52425 Jülich
Tel. 02461 61-2388, Fax 02461 61-4666
E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022