Das Wissenschaftsvirus im Badeschaum

[28. Februar 2005]

Jülich, 28. Februar 2005 - "Ich bin gar nicht besonders begabt, aber unendlich neugierig" soll Albert Einstein einmal gesagt haben. Begabt waren die Teilnehmer am diesjährigen "Jugend forscht"- Wettbewerb sicherlich auch, doch tatsächlich war es die Neugierde, die sie dazu brachte, tiefer zu blicken als andere. In einem Fall sogar bis in den Nano- Bereich, was den jungen Wissenschaftlern den ersten Preis einbrachte. Insgesamt 52 Jugendliche im Alter von 7 bis 20 Jahren gingen den Dingen auf den Grund, sie analysierten Fanta, Schokolade und Alcopops, und fanden heraus, warum man Eier besser abschrecken sollte. Auch Schülerinnen aus Belgien ließen ihrer Neugierde freien Lauf.

27 Arbeiten aus den Bereichen Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Physik, Mathematik , Technik und Geowissenschaften lagen heute den Juroren zur Begutachtung vor. Die Entscheidung fiel nicht leicht, so begeistert präsentierten die Jungforscher ihre Arbeiten und so gut waren diese gemacht.

Zum ersten Mal war auch eine Schule aus dem deutschsprachigen Raum Belgiens vertreten. Drei Schülerinnen aus St.Vith nahmen bei "Schüler experimentieren" im Bereich Chemie teil. Als Anerkennung für diesen Schritt zur europäischen Expansion von "Jugend forscht" erhielten die drei Mädchen als Sonderpreis die Teilnahme am "Bild der Wissenschaft - Forschungscamp" im Forschungszentrum Jülich vom 28.3.2005 - 2.4.2005.

Dabei wirkten Delia Hoffmann, Natalia Gilis und Nadia Steils bereits wie kompetente Wissenschaftlerinnen, als sie den Juroren ihr Projekt vorstellten. Sie untersuchten die Stabilität von Badeschaum, und testeten, unter welchen Bedingungen der Badeschaum besonders schön und haltbar ist und wie viel Geld ins Badevergnügen investiert werden muss. Das Ergebnis: Wer in einem richtig schön schaumigen Bad versinken will sollte ruhig tiefer in die Tasche greifen. Die Jury war begeistert und die Belgierinnen erhielten den ersten Preis. "Die drei Mädchen sind das Thema sehr systematisch angegangen und haben es von allen Seiten beleuchtet", hieß es in der Laudatio. Außerdem lobte die Jury ausdrücklich die "hervorragende Präsentation". Die Mädchen aus St.Vith fertigten detailliert Photographien zu ihrem Experiment an und kommentierten diese gekonnt im Rahmen einer Power Point Präsentation.

Ob ihr Vorbild Schule machen wird ist aber noch nicht sicher. Der belgische Lehrer Dany Hilgers wird seinen Schülern das Angebot nächstes Jahr zwar wieder unterbreiten, er sagt allerdings zurecht "man kann den Schülern den Wissenschaftsvirus nicht implantieren." Freude und Spaß am Forschen müssen schon von alleine kommen.

Dies war bei Christian Meeßen, Paul Finger und Simon Zierke aus Jülich der Fall. Nach einer wissenschaftlichen Sendung im Fernsehen entdeckten sie ihr Interesse für Nanotechnologie und bauten mit viel Mühe ein Rastertunnelmikroskop. Für diese Leistung erhielten sie den ersten Preis bei "Jugend forscht". Am 5. April werden sie zum Landeswettbewerb bei der Bayer-AG, Leverkusen reisen.

Christina Kathi Schulz hingegen stieß in eine Marktlücke, als sie ein Computerprogramm entwickelte, um international unterschiedliche Raumdarstellungen ineinander transformieren zu können. "Jede Region verwendet ein anderes Verfahren, um die dreidimensionalen Koordinaten der Erde auf eine zweidimensionale Landkarte zu bringen", erklärte Christina. "Dank des Programms der jungen Wissenschaftlerin aus Jülich können sich Tunnelbauer vom einen und vom anderen Ende der Alpen in der Mitte treffen", resümierte die Jury und verlieh Christina den ersten Platz.

Auch Jan Simon geht zum Landeswettbewerb nach Leverkusen. Der Schüler aus Aachen hatte sich zu Hause hingesetzt und geknobelt. Heraus kam dabei ein Gesetz mit dem er den größten Teiler spezieller Zahlen berechnen kann. Die Jury bezeichnete dies als die "mathematisch tiefsinnigste" der vorgelegten Arbeiten. Etwas alltäglicher aber genauso spannend war die Arbeit von Luisa Pankert und Niklas Fritz aus Aachen. Die beiden fragten, ob Eier sich tatsächlich leichter abpellen lassen, wenn man sie abschreckt. Die Antwort darauf lautet "ja" und die physikalische Erklärung lieferten die beiden auf "vorbildlich wissenschaftliche Weise." Sie erhielten ebenfalls Platz eins in "Schüler experimentieren".

Aus dem Alltag gegriffen war auch das Thema von Dominic de Mülder, Christoph Krebber und Sonja Obgenhoff aus Geldern. Sie prüften, wer mit welchem Gerät am schnellsten SMS verschicken kann. Ergebnis: Mädchen sind bis zu doppelt so schnell wie Jungen und Erwachsene können auch mal bis zu einer viertel Stunde hinter der Jugend herhinken.

Marvin Fehrenbacher hingegen verließ seinen Alltag ganz und reiste zurück in die Zeit der Steinzeitmenschen. Er untersuchte akribisch die Schwimmfähigkeit von Holundermark im Vergleich zu der von Kiefernborke. Sein Ziel war es, herauszufinden, ob unsere Vorfahren auch Holundermark zur Fertigung von Netz- und Angelschwimmern hätten verwenden können. Dies ist dies der Fall und Marvin kann seine Angel jetzt nach Bochum auswerfen. Die Jury verlieh ihm den ersten Preis.

Im Berech Chemie stand die Analyse von Lebensmitteln im Vordergrund, die Inhalte von Alkopops, Fanta und Schokoküsse sind den Jungforschern nun bestens bekannt. Von Angaben auf Etiketten lassen sich Tobias Sluzalek, Alex Lingscheid, Fabian Zeun, Hendrik Klement, Philipp Egenolf und Timm Pabst nicht mehr in die Irre führen! Dass die Schüler vor allem "spannende, sehr lebensnahe Dinge" untersuchten, lobte auch Prof. Dr. Treusch bei der Preisvergabe. Jeder Teilnehmer bekam eine Urkunde sowie belgische Schokolade, die Dr. Buschhüter von der RWTH Aachen freundlicherweise organisiert hatte. Dazu gab es zahlreiche Sonderpreise wie Zeitschriften-Abos - von "Bild der Wissenschaften" bis "Geolino", Geldprämien oder einen Kosmos-Experimentierkasten.

Gerade zum 40 jährigen Bestehen von Jugend forscht freute sich Dieter Römer darüber, dass "aus dem kleinen Pflänzchen ein etablierter Stamm" geworden ist und betonte die tiefe Verbundenheit des Wettbewerbs zum Forschungszentrum Jülich. Schon seit 1987 fördert Jülich die Gewinner des Bundeswettbewerbs durch Praktika. Die Organisatorin Bärbel Baurmann wurde für ihre hervorragende Arbeit vielfach gelobt. Prof. Dr. Treusch bezeichnete sie als "Mutter der Jugend forscht Familie in Jülich".

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52 Teilnehmer zeigten dieses Jahr in Jülich, dass sich Pisa nicht verallgemeinern lässt!

Foto: Forschungszentrum Jülich


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Letzte Änderung: 19.05.2022