Jülich bildet Ingenieure für Fusionsexperiment ITER aus

[30. August 2006]

Jülich, 30. August 2006 - Unter der Federführung des Forschungszentrums Jülich werden junge Ingenieure speziell für die Anforderungen der Fusionsforschung ausgebildet. Eine Förderung dafür von rund 1,5 Millionen Euro wurde nun von der EU beschlossen. Mit dem "EODI" genannten Projekt soll dem Mangel an Fachingenieuren für das technisch anspruchsvolle Fusionsexperiment ITER entgegengesteuert werden.

ITER - das internationale, in etwa zehn Jahren im südfranzösischen Cadarache fertig zustellende neue Großexperiment zur Kernfusion - ist vor allem eines: Technologie auf höchstem Niveau und Ingenieurkunst vom Feinsten. Ingenieure sind allerdings Mangelware, auch in der Fusionsforschung. Die Europäische Union hat deshalb ein Programm namens "European Fusion Training Scheme" (EFTS) aufgelegt, das dieses Defizit ausgleichen und für eine Berufstätigkeit im Bereich der Kernfusion werben soll. Es geht konkret um die gezielte Ausbildung von Ingenieuren hinsichtlich der Anforderungen beim Bau und Betrieb von ITER.

Ein Konsortium von sieben europäischen Forschungsinstituten hat nun im Rahmen von EFTS das Ingenieurtraining für optische Diagnostiksysteme in die Hand genommen und EODI gegründet: "Engineering of Optical Diagnostics for ITER". Optische Messmethoden sind ganz besonders wichtig für den Betrieb von Fusionsreaktoren, weil sie berührungslos Auskunft geben können über den Zustand der 100 Millionen Grad heißen Fusionsmaterie, etwa über die genaue Verteilung der Temperatur, deren Druck oder auch die Menge der Teilchen.

EODI wurde von der Europäischen Kommission in Brüssel genehmigt und steht unter der Federführung von Prof. Robert Wolf und Dr. Wolfgang Biel am Forschungszentrum Jülich. Damit wird die langjährige Expertise des Forschungszentrums beim Aufbau und Betrieb von Diagnostiksystemen für Fusionsplasmen gewürdigt. Mit dabei sind Institute aus den Niederlanden, Großbritannien, Frankreich, Dänemark, der Tschechischen Republik und Deutschland. Das Programm wird bis zu acht Jungingenieuren etwa drei Jahre lang die Möglichkeit bieten, sich am Jülicher TEXTOR und an anderen bereits laufenden Fusionsexperimenten Spezialkenntnisse anzueignen. Drei bis vier neue Kolleginnen und Kollegen werden ihren Arbeitsplatz zunächst in Jülich haben. Danach steht ihnen der Weg zu ITER offen. Mehr Informationen auf der Website von EODI: www.eodi.eu

ITER wird der nächste große Schritt auf dem Weg zum Fusionskraftwerk sein. Mit einer Fusionsleistung von 500 Megawatt soll erstmals ein brennendes und Energie lieferndes etwa 100 Millionen Grad heißes Plasma erzeugt werden. Angestrebt wird ein Energiegewinnungsfaktor von mehr als zehn: Mindestens das Zehnfache der zur Plasmaheizung aufgewendeten Energie soll mittels Kernfusion gewonnen werden. Wesentliches Ziel von ITER ist dabei vor allem die Erprobung von technologischen Konzepten, die einen sicheren Umgang mit Fusionsleistungen dieser Größenordnung im Dauerbetrieb erlauben. In etwa 30 Jahren sollen die Ergebnisse von ITER und begleitender Experimente die Konstruktion und den Bau des ersten Fusionskraftwerks erlauben, das elektrische Energie ins Netz einspeisen wird.

Das Forschungszentrum Jülich arbeitet mit seinem Fusionsexperiment TEXTOR bereits seit vielen Jahren an ITER-relevanten Forschungsthemen und ist am Design des Reaktorkonzepts beteiligt. Auf der Website der Jülicher Fusionsforscher erfahren sie hiermehr.

Fusionsforschung war auch ein Thema auf dem Jülicher Zukunftsforum Energie .

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Optische Messmethoden überwachen das 100 Millionen Grad heiße Plasma im Innern von Fusionsanlagen, wie etwa beim Jülicher TEXTOR.

Foto: Forschungszentrum Jülich

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In der Leitwarte des Jülicher Fusions­experiments TEXTOR überwachen Wissenschaftler und Ingenieure den Betrieb. Hier sollen demnächst die jungen Fachingenieure ausgebildet werden.

Foto: Forschungszentrum Jülich

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Für Fusionsexperimente wie ITER entwickelte das Forschungszentrum Jülich das Spektrometer "HEXOS". Dieses Diagnosewerkzeug bestimmt die Verunreinigungen im heißen Plasma. Gemessen wird berührungslos mit optischen Methoden - die extreme UV-Strahlung der heißen Fusionsmaterie verrät deren Zusammensetzung.

Foto: Forschungszentrum Jülich


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Letzte Änderung: 20.05.2022