Praktische Berufsausbildung nach China exportiert

14 Berufsschullehrer aus Guangdong im Forschungszentrum Jülich

[13. Juli 2006]

Die Berufsausbildung in Deutschland sichert einen sehr hohen Praxisbezug durch das "Duale System", nämlich die parallele praktische und theoretische Ausbildung in Betrieb und Schule. Dieser klare Vorteil weckt international immer wieder Interesse - auch in China. 14 Lehrerinnen und Lehrer von zwölf berufsbildenden Schulen der Provinz Guangdong waren für zwei Monate Gast im Forschungszentrum Jülich, um das Duale System und die Praxisteile der betrieblichen Ausbildung kennen zu lernen.

"Wir haben einen kompetenten Partner gesucht, der nachgewiesenermaßen qualifiziert und erfolgreich ausbildet", erklärte Frau Yang, die Geschäftsführerin des Europa-China-Vermittlungsbüros in Aachen. Ihr Ziel war es, mit Hilfe eines Kooperationspartners in Deutschland Praxisimpulse für die schulische Ausbildung in der Provinz Guangdong im Süden Chinas zu geben. Bei ihrer Suche wurde sie im Forschungszentrum Jülich fündig.

Die Zentrale Berufsausbildung und das Technologie-Transfer-Büro entwickelten ein Programm, das wesentliche Inhalte aus den Berufen des Industriemechanikers und des Elektronikers für Betriebstechnik beinhaltet. So durchliefen die zwei Berufsschullehrerinnen und zwölf Berufsschullehrer in zwei aufeinander folgenden Blöcken von je vier Wochen Dauer Praxisstationen der Auszubildenden. Die beteiligten Ausbilder vermittelten mit Unterstützung eines Dolmetschers die Fertigkeiten in den mechanischen Ausbildungswerkstätten an der Werkbank, den Dreh- und Fräsmaschinen, beim CNC-Fräsen und in den Werkstätten der Elektroausbildung.

Die chinesischen Gäste stellten unterschiedliche Werkstücke her, zum Beispiel einen Stiftständer, eine Bohrerkassette und ein Lot aus Stahl. In der Elektrowerkstatt fertigten sie verschiedene Bauteile, angefangen von der Leiterplatte über ein Netzteil, Mess-, Funktionskleinspannungs- und ein Festspannungsmodul und einen Baugruppenträger. Diese Teile werden später - zusammen mit anderen Komponenten - zu MONALISA, einem vielseitigen Netz- und Prüfgerät, zusammengebaut. MONALISA ist ein spezielles Ausbildungssystem, das im Forschungszentrum Jülich entwickelt wurde und über eine Lehrmittelfirma in Lizenz vertrieben wird. Zu den Kunden gehören u.a. Bosch, BMW, VW, Porsche, Lufthansa und die Deutsche Bahn AG.

Zum Gesamtprogramm der chinesischen Delegation in Deutschland gehörten auch Besuche bei den dualen Partnern. So lernten die chinesischen Lehrer im Berufskolleg Jülich (die "Berufsschule" für die Industriemechaniker) und im Berufskolleg Düren für die Elektroniker etwas über den Aufbau des Dualen Systems Deutschlands, die Berufliche Bildung im Kreis Düren, unterschiedliche Bildungsgänge und über die Ausbildung der Berufsschullehrer in Deutschland kennen.

"Ich bin sehr glücklich darüber, das Forschungszentrum Jülich als Partner gefunden zu haben" resümierte Frau Yang zur Halbzeit des Programms. "Die Arbeit, die Ihr Team leistet ist hervorragend - sehr sorgfältig vorbereitet und geplant und dabei die Vorkenntnisse und Interessen der Lehrer gut berücksichtigt" lobt sie Klaus-Rainer Schubert, den Leiter der Zentralen Berufsausbildung, und Dr. Hartmut Fischer vom Technologie-Transfer-Büro.

Dass die Lehrer sehr viel gelernt haben, um ihren Unterricht mehr mit Praxis anzureichern, bestätigte der Leiter der Delegation, Qiang Huang. Er zeigte sich begeistert darüber, dass die Ausbilder des Forschungszentrums Jülich für die zwei Monate ein so gutes Programm vorbereitet hatten. "Wir haben nicht nur Technik gelernt, sondern wir fühlen auch die Warmherzigkeit und Freundlichkeit der Ausbilder und Azubis. Wir nehmen eine gute Freundschaft mit nach China."

Für die Lehrer war es eine besondere Erfahrung zu erleben, wie stark sich die Auszubildenden einbringen, wie intensiv Ausbilder im Betrieb und Lehrer an den Berufskollegs die Auszubildenden einbeziehen. So konnten im Elektrobereich Azubis den Gästen aus China mit ihren bereits erworbenen Fertigkeiten bei einigen Aufgaben helfen.

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"So biegt man die Enden eines Widerstands". Heinz Josef Müller, Ausbilder für die Elektro-Berufe, zeigt einer Gruppe chinesicher Lehrer, wie die Platine für ein Netzteil bestückt und anschließend verlötet wird.

Foto: Forschungszentrum Jülich


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Peter Schäfer, Stellv. Leiter Öffentlichkeitsarbeit
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Letzte Änderung: 20.05.2022