Drängeln für die Wissenschaft

Mehr Sicherheit für Großveranstaltungen: Forschungszentrum Jülich startet Experimente für Projekt BaSiGo

Jülich, 19. Juni 2013 – Das Forschungszentrum Jülich führt vom 19. bis zum 22. Juni die weltweit größten Experimente ihrer Art durch. In der Messe Düsseldorf werden die Bewegungen von bis zu 1.000 Fußgängern täglich aufgezeichnet. Ziel ist es, die Eigendynamik großer Menschenmassen besser zu verstehen und so die Sicherheit von Großveranstaltungen zu erhöhen.

Eine der größten Gefahren für die Besucher von Fußballspielen oder Konzerten geht nicht von äußeren Unglücken wie einem Feuerausbruch aus, sondern vom Gedränge. Regelmäßig kommt es auf Großveranstaltungen zu Unfällen, weil die Menschenmassen außer Kontrolle geraten. Besonders verhängnisvoll war dies bei der Loveparade in Duisburg, wo 21 Menschen zu Tode gedrückt wurden.

Um besser zu verstehen, wie man solche Unfälle verhindern kann, führen Wissenschaftler des Jülich Supercomputer Centre (JSC) Experimente in der Messe Düsseldorf durch. Bis zu 1.000 Fußgänger werden sich dort Mitte Juni auf engem Raum bewegen, während die Wissenschaftler den Laufweg jedes Einzelnen mit einer speziell hierfür entwickelten Videotechnik aufzeichnen.

Die Probanden werden verschiedene Wege abgehen und typische Szenarien nachstellen, wie das Gedränge an den Zu- und Ausgängen. Die Wissenschaftler wollen mit den Experimenten unter anderem herausfinden, wie ein Fußgängerstau entsteht, wann dieser in ein Gedränge umschlägt und wie man die Ströme sicherer lenken kann, etwa durch gezielte Anweisungen, Geländer oder Absperrungen.

Unterstützt werden die Jülicher Wissenschaftler von Kollegen des Instituts für Medienforschung der Universität Siegen, da auch die Kommunikation in der Menschenmenge bei den Untersuchungen berücksichtigt wird. Die Messe Düsseldorf stellt für die Experimente freundlicherweise eine ihrer Hallen zur Verfügung.

Die Experimente sind Teil des Projektes „BaSiGo – Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 5,5 Mio. Euro fördert. In BaSiGo erarbeiten 17 Partner aus Forschung, Industrie sowie Feuerwehr und Polizei umfassende Konzepte für das Sicherheitsmanagement von Großveranstaltungen. So sollen Bausteine für ortsübergreifende Sicherheitsstrategien entwickelt werden, die etwa die Ausbildung der Fachkräfte oder die Ausstattung des Veranstaltungsortes umfassen. Aufgabe des JSC ist es, Modelle zu entwickeln und zu verbessern, mit denen man in Computersimulationen Szenarien durchspielen und Unfälle voraussehen kann. Für diesen Zweck werden sie Daten nutzen, die während der Experimente in der Messe Düsseldorf gewonnen werden.

Das Forschungszentrum Jülich nutzt bei dem Projekt die Erfahrungen aus dem Vorgängerprojekt „Hermes“, das 2011 abgeschlossen wurde. Den Wissenschaftlern war es dabei gelungen, im Düsseldorfer Stadion mithilfe einer Simulation um 15 Minuten vorherzusagen, wann und wo es zu Stauungen kommt.

BaSiGo
Forschungszentrum Jülich/ Ralf Eisenbach

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Projekt BaSiGo

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Ansprechpartner:

Prof. Dr. Armin Seyfried, Dipl.-Ing. Stefan Holl
Jülich Supercomputing Centre
Abteilung “Civil Security and Traffic”
E-Mail: basigo-experimente@fz-juelich.de

Pressekontakt:

Annette Stettien/Erhard Zeiss
Tel.: 02461 61 2388 /-1841
a.stettien@fz-juelich.de, e.zeiss@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 20.05.2022