Tinnitus-Patienten fühlen sich nach CR Neuromodulation besser

Jülich, 20. Februar 2014 – Menschen mit Tinnitus hören permanent ein störendes Geräusch, wodurch ihre Lebensqualität deutlich eingeschränkt werden kann. Laut der Studie "Reset Real Life" fühlten sich zwei von drei Tinnitus-Patienten besser, nachdem sie ein Jahr lang mit der akustischen CR Neuromodulation behandelt wurden. Knapp über die Hälfte der 200 Patienten gab am Ende des Untersuchungszeitraums an, dass sie der Tinnitus im Alltag nicht mehr beeinträchtigen würde. Die Ergebnisse der Anwendungsbeobachtung stellen Jülicher Forscher vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin sowie ihre Partner aus England und Deutschland in der Fachzeitschrift "BioMed Research International" vor.

Überaktive und synchron agierende Nervenzellen führen zur Wahrnehmung des Tinnitus. Bei der akustischen CR Neuromodulation, einer von Jülicher Neurowissenschaftlern entwickelten Methode, sollen gezielte, akustische Reize diese Nervenzellen aus dem Takt bringen. Auf diese Weise soll das Gehirn den störenden Ton mit der Zeit verlernen.

Die an der Studie beteiligten Partner sehen in der vorgestellte Anwendungsbeobachtung "Reset Real Life" einen weiteren, wichtigen Schritt im Rahmen der klinischen Entwicklung der akustischen CR Therapie bei Tinnitus. Ziel dieser Anwendungsbeobachtung war es, die Wirksamkeit der akustischen CR Neuromodulation im normalen Anwendungsumfeld zu untersuchen. Die Behandlung führten 23 Hals-Nasen-Ohrenärzte an verschiedenen Standorten in Deutschland durch. Innerhalb der zwölfmonatigen Therapie wurde mittels Fragebögen regelmäßig ermittelt, wie stark sich die Patienten durch den Tinnitus beeinträchtigt fühlten. Die Auswertung der Studie führte die Clinical Research Organization (CRO) CERES GmbH evaluation & research durch.

Beide Hauptziele der Studie wurden erreicht: Zum einen konnte eine signifikante Veränderung der Tinnitus-Belastung, gemessen mit dem sogenannten Tinnitus-Beeinträchtigungs-Fragebogen TBF-12, festgestellt werden. Zum anderen wurde auch eine signifikante Veränderung aller weiteren Messgrößen ermittelt, etwa Lautstärke des Tinnitus und Grad der Belästigung. Im Durchschnitt sank die Beeinträchtigung um rund 38 Prozent. Etwa ein Viertel der Befragten verspürten keine Veränderung, neun Prozent der Teilnehmer stellten eine Verschlechterung fest.

Eine Anwendungsbeobachtung wird üblicherweise ohne Kontrollgruppe durchgeführt. Sie kann daher nicht darüber Auskunft geben, ob die von den Patienten beschriebenen Veränderungen während der Behandlung zweifelsfrei auf die Neuromodulation zurückzuführen sind. Dementsprechend werten die Wissenschaftler die Untersuchungsergebnisse nicht als strengen Wirksamkeitsnachweis. Gleichwohl liefert die Studie ihnen wertvolle Hinweise, dass die Therapie unter normalen Bedingungen mit guten Ergebnissen anwendbar ist.

An der Erstellung der wissenschaftlichen Veröffentlichung beteiligt waren das Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrums Jülich, die CERES GmbH evaluation & research (Clinical Research Organization), die Tinnitus Clinic Inc. in London, das Tinnitus Center Promenadenplatz in München, die Hals-Nasen-Ohren-Praxis von Stackelberg in Meerbusch, die Hals-Nasen-Ohren-Klinik Hamm-Ahlen-Oelde und die Universität Regensburg.

Die Studie "Reset Real Life" wurde von dem Unternehmen ANM Adaptive Neuromodulation GmbH finanziert und nach deren Insolvenz von der britischen Brook Henderson Group abgeschlossen. Die Unternehmensgruppe hat den Vertrieb des Neurostimulators von ANM übernommen und kooperiert im Bereich der Tinnitus-Therapie als Technologiepartner mit dem Forschungszentrum Jülich.

Originalveröffentlichung:

Acoustic Coordinated Reset Neuromodulation in a Real Life Patient Population with Chronic Tonal Tinnitus. Christian Hauptmann, Armin Ströbel, Mark Williams, Nitesh Patel, Hannes Wurzer, Tatjana von Stackelberg, Uwe Brinkmann, Berthold Langguth, und Peter A. Tass. BioMed Research International
http://www.hindawi.com/journals/bmri/aip/569052/

Weitere Informationen

Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Bereich Neuromodulation (INM-7)

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Ansprechpartner:

PD Dr. Christian Hauptmann
Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Bereich Neuromodulation (INM-7)
Tel. 02461 61-8785, E-Mail: c.hauptmann@fz-juelich.de

Pressekontakt:

Erhard Zeiss, M.A., Forschungszentrum Jülich,
Tel.: 02461 61-1841, E-Mail: e.zeiss@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022