Hoffnung für Schizophrenie-Erkrankte

Startschuss für großes Forschungsprojekt "APIC"

Rund 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter einer Schizophrenie. Trotzdem ist diese psychische Erkrankung deutlich weniger erforscht als Depressionen oder Demenzen. Ein neues, groß angelegtes Forschungsprojekt soll dies ändern. Am 12. Mai 2015 gab der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel MdB zusammen mit Repräsentanten der Hirnforschungsallianz JARA-BRAIN in der LVR-Klinik in Düren den offiziellen Startschuss zum Forschungsprojekt "APIC – Antipsychotika induzierte strukturelle und funktionelle Gehirnveränderungen". Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt für APIC vier Millionen Euro zur Verfügung.

JARA-BRAIN bündelt seit 2007 die neuropsychiatrischen Kompetenzen verschiedener Klinken und Institute an der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich. Die RWTH Aachen ist federführend im APIC-Forschungsverbund, an dem auch die Universitäten in Köln und Düsseldorf sowie die LVR-Klinik Düren und weitere Krankenhäuser sowie niedergelassene Ärzte aus dem Rheinland beteiligt sind.

Psychische Erkrankungen gehören zu den Volkskrankheiten. Mindestens 40% aller Menschen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens einmal von einer solchen Erkrankung betroffen. Darauf reagiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einer neuen Forschungsinitiative, um Konzepte für die wirksame Prävention, Diagnostik und Therapie von psychischen Erkrankungen zu erzielen, berichtet der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel. APIC ist eines von neun ausgewählten Verbundprojekten, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen dieses neuen Forschungsnetzes zu psychischen Erkrankungen fördert. "Besonders überzeugt hat uns die enge Zusammenarbeit der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich mit den Praxispartnern wie der LVR-Klinik hier in Düren" betont der Parlamentarische Staatssekretär Rachel. "Durch diese Zusammenarbeit erhoffen die Projektbeteiligten eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität für psychisch Erkrankte und für deren Angehörige zu erreichen", so Rachel weiter.

Für die RWTH Aachen nahm Kanzler Manfred Nettekoven den Bescheid entgegen: "Die RWTH Aachen hat die gesellschaftspolitische Relevanz neuropsychiatrischer Fragestellungen erkannt. Diese sind einer der medizinischen Forschungsschwerpunkte unserer Hochschule." Auch am Forschungszentrum Jülich arbeiten Neurowissenschaftler seit vielen Jahren in verschiedenen Instituten an Ursachen und neuen Diagnose- und Therapieverfahren von psychischen Erkrankungen. "In JARA-BRAIN und damit auch in APIC können wir unsere Expertise in der Grundlagenforschung und Bildgebung hervorragend einbringen", berichtet Prof. Dr. Sebastian M. Schmidt, Mitglied des Vorstands des Forschungszentrums Jülich.

APIC untersucht Hirnveränderungen bei Schizophrenie-Erkrankten

Der Beginn einer Schizophrenie ist häufig schleichend. Daher wird die Erkrankung oft erst spät erkannt. Zudem sind die Ursachen einer Schizophrenie nicht abschließend geklärt. "Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft spielen verschiedene Faktoren wie Genetik, Umweltfaktoren oder biographische Erlebnisse zusammen", erläutert Prof. Dr. Dr. Frank Schneider. Der Psychiater und Psychotherapeut leitet die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik der RWTH Aachen, die das Schizophrenie-Forschungsprojekt koordiniert. So vielfältig die Ursachen sein können, so vielfältig äußert sich auch die Erkrankung: Die Symptome reichen von Nervosität, Reizbarkeit und Angst, bis hin zu Fehlwahrnehmungen wie Stimmenhören oder Verfolgungswahn.

Therapiert wird die Schizophrenie mit einer individuell abgestimmten Kombination von medikamentöser Therapie, Psychotherapie und anderen therapeutischen Verfahren. Auffallend ist, dass bestimmte Bereiche im Gehirn von Schizophrenie-Patienten im Vergleich zu Gesunden verändert sind. Im Rahmen von APIC werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer groß angelegten klinischen Studie die Hirnveränderungen bei Schizophrenie mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren bei verschiedenen Medikamenten untersuchen. Zudem sollen die Modifizierungen im Gehirn und der Therapieerfolg bei verschiedenen Therapieformen verglichen werden: Während der Studie erhält ein Teil der über 600 Patientinnen und Patienten die Medikamente dauerhaft, um einen Rückfall zu verhindern, ein anderer Teil dagegen lediglich, wenn akute Symptome bestehen. In einem weiteren APIC-Teilprojekt werden die Schizophrenie-Erkrankten nicht nur medikamentös, sondern mit einer innovativen Therapie mittels Neurofeedback behandelt. Mit Hilfe eines gezielten Trainings im Magnetresonanztomographen lernen die Patientinnen und Patienten, die Prozesse im Gehirn, die beispielsweise Stimmen bewirken, selbst zu regulieren.

JARA-BRAIN wird seine Bildgebungsexpertise auch den anderen acht Verbundprojekten zur Verfügung stellen: Mit der bundesweiten Initiative PING (Psychiatric Imaging Network Germany) sollen die erhobenen Bildgebungsdaten aller Verbundprojekte standardisiert, deren Qualität gesichert und für zukünftige verbundübergreifende Analysen aufbereitet werden. Ziel dieses Projektes ist, eine Open Access Datenbank für alle Neuroimaging Studien des BMBF Forschungsnetzes bereitzustellen, um durch einen offenen Datenaustausch die Basis für nationale und internationale Neuroimaging-Auswertungen zu schaffen.

Startschuss für großes Forschungsprojekt "APIC"
Startschuss für APIC: Das BMBF fördert das Forschungsprojekt mit vier Millionen Euro. Bei der Bescheidübergabe (von links): Manfred Nettekoven, Kanzler der RWTH Aachen; Thomas Rachel MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF; Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie Psychotherapie und Psychosomatik an der Uniklinik der RWTH Aachen; Prof. Dr. Sebastian M. Schmidt, Vorstandsmitglied des Forschungszentrums Jülich und Michael van Brederode, kaufmännischer Direktor der LVR-Klinik.
Forschungszentrum Jülich

Weitere Informationen bei:

Prof. Dr. Dr. Frank Schneider
Direktor der Klinik für Psychiatrie
Psychotherapie und Psychosomatik
Uniklinik RWTH Aachen
Tel. 0241/80 89 633
Mail: psychiatrie@ukaachen.de

Letzte Änderung: 19.05.2022