"Starting Grants" für drei Jülicher Nachwuchstalente

Jülich, 5. September 2017 – Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) fördert drei junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich mit "Starting Grants". Die renommierten Forschungspreise gehen an zwei Projekte aus der Biotechnologie und eines aus dem Bereich der Nanoelektronik. Die Nachwuchsforscher erhalten in den nächsten fünf Jahren eine Förderung von jeweils bis zu 1,5 Mio. Euro, um Grundlagenforschung zu betreiben und ein eigenes Forschungsteam aufzubauen.

Der ERC wurde 2007 von der EU gegründet und ist die erste europaweite Förderorganisation für Spitzenforscher auf verschiedenen Karrierestufen. Die "Starting Grants" richten sich an exzellente wissenschaftliche Nachwuchskräfte. Bislang hat das Forschungszentrum insgesamt zehn ERC-Grants erhalten – als Starting, Consolidator und Advanced Grant.

Die ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind:

Jun.-Prof. Julia Frunzke

Phagen, bakterielle Viren, sind die am weitesten verbreiteten und vielfältigsten Bewohner der Erde. Sie verstecken sich in fast jedem Bakteriengenom. Häufig haben sich Bakterien Bruchstücke dieser Phagen als regelrechte "Haustiere" domestiziert. Werden sie aktiviert, verändert dies beispielsweise die krankheitserregenden Eigenschaften eines Bakteriums, ihre Fähigkeit zur Bildung von Biofilmen oder ihre Empfindlichkeit gegenüber Stressbedingungen wie Hitze oder Nahrungsmangel.

Portrait Jun.-Prof. Julia Frunzke
Jun.-Prof. Julia Frunzke
Forschungszentrum Jülich / Kirsten Bräker

Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Bioökonomie werden Bakterien als Produzenten einer Vielzahl verschiedenster Bioprodukte immer wichtiger. In dem Projekt "PRO_PHAGE" wollen die Mikrobiologin und ihre Arbeitsgruppe erforschen, wie Phagen ihre Wirts-Bakterien beeinflussen und wie dieses Wissen genutzt werden kann.

Julia Frunzke lehrt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Am Forschungszentrum Jülich leitet die Biologin die Arbeitsgruppe "Population heterogeneity and signal transduction".

Projekt: PRO_PHAGE -

Impact and interaction of prophage elements in bacterial host strains of biotechnological relevance

Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Biotechnologie (IBG-1)

Jun.-Prof. Dörthe Rother

Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung: Jun.-Prof. Dörte Rother arbeitet mit Ihrem Team an der Aufgabe, Bausteine für die Biotechnologie und pharmazeutisch aktive Substanzen mithilfe von Enzymkaskaden – Reaktionsabläufe, an denen mehrere Enzyme beteiligt sind – umweltfreundlich und in sehr hoher Reinheit zu erzeugen. Dazu entwickelte die Biotechnologin mit ihrem Team aus Biologen, Chemikern und Ingenieuren einen "Werkzeugkasten" mit maßgeschneiderten Enzymen, aus denen durch geschickte Kombination Schritt für Schritt Wirkstoffmoleküle aufgebaut werden. Zusätzlich werden die Reaktionsbedingungen optimiert und Prozesse clever ausgelegt, um die gewünschten Produkte mit hoher ökonomischer und ökologischer Effizienz zu gewinnen.

Portrait Jun.-Prof. Dörthe Rother
Jun.-Prof. Dörthe Rother
Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Aber: Je mehr Biokatalysatoren zu komplexen Produkten kombiniert werden, desto höher ist das Risiko, dass die Enzym-Moleküle in einem Reaktionsansatz ungewollt miteinander reagieren. Das Projekt LightCas strebt an, die Aktivität jedes einzelnen Enzyms der Kaskaden mithilfe von Licht gezielt an- und auszuschalten. Die passgenaue Steuerung der einzelnen Reaktionsschritte einer Kaskade ermöglicht so Verfahren mit hohen Reinheiten der Produkte und bewahrt dabei alle Vorteile der Enzymkatalyse – optimalerweise selbstreguliert. Die neuen Erkenntnisse sollen auch im Pharmabereich Anwendung finden.

Dörte Rother lehrt an der RWTH Aachen. Am Forschungszentrum Jülich leitet sie die Arbeitsgruppe "Synthetische Enzymkaskaden" im Forschungsbereich "Biokatalyse und Biosensoren".

Projekt: LightCas –

Light-controlled synthetic enzyme cascades

Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Biotechnologie (IBG-1)

Dr. Christian Wagner

Dr. Christian Wagner untersucht am Peter Grünberg Institut, wie sich einzelne Moleküle mit einem Tieftemperatur-Rastersondenmikroskop manipulieren lassen. Das jüngste Ergebnis dieser Forschung ist die Raster-Quantenpunkt-Mikroskopie, bei der ein einzelnes Molekül an der Spitze des Mikroskops als Sensor für elektrische Felder fungiert, mit dem sich Nanostrukturen und sogar einzelne Atome untersuchen lassen.

Portrait Dr. Christian Wagner
Dr. Christian Wagner
Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Mit seinem neuen Projekt CM3 stellt Wagner jetzt die präzise Steuerung der Molekül-Manipulation in den Mittelpunkt. Gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe will er eine Methode entwickeln, die volle Kontrolle über Position, Ausrichtung und Form des Moleküls gewährt, während die Mikroskopspitze bewegt wird. Dabei wird die Kraft zwischen Molekül und Spitze gemessen und das Molekül daraufhin mithilfe von Simulationen "sichtbar" gemacht. Um die Messwerte korrekt zu interpretieren, wird zusätzlich maschinelles Lernen eingesetzt. Sobald die kontrollierte mechanische Manipulation von Molekülen möglich ist, kann diese neue Fähigkeit eingesetzt werden, um zum Beispiel gezielt molekulare Nanostrukturen zu bauen.

Projekt: CM3 – Controlled Mechanical Manipulation of Molecules

Peter Grünberg Institut, Bereich Functional Nanostructures at Surfaces (PGI-3)

Weitere Informationen:

Preise und Ehrungen für Jülicher Wissenschaftler

Pressekontakt:

Erhard Zeiss
Pressereferent
Tel.: 02461 61-1841
E-Mail: e.zeiss@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022