Schrödinger-Preis geht an Jülicher Werkstoffexperten

Jury würdigt Ideentransfer über Disziplingrenzen hinweg / Implantat zur Behandlung von schweren Bandscheibenschäden

[2. Juli 2009]

Jülich / Berlin, 2. Juli 2009 - Für die Entwicklung eines innovativen Werkstoffes für Wirbelsäulenimplantate werden in diesem Jahr Jülicher Energieforscher und ein Experte der Schweizer Medizintechnikfirma Synthes geehrt. Sie teilen sich den Schrödinger-Preis der Helmholtz-Gemeinschaft und des Stifterverbands. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird auf der Helmholtz-Jahrestagung am 17. September 2009 in Berlin überreicht.

Seit zehn Jahren zeichnen Helmholtz-Gemeinschaft und Stifter­verband mit dem Erwin-Schrödinger-Preis wissenschaftliche und technische Projekte aus, die die Grenzen der Fachdisziplinen überschreiten. Prof. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, zu der das Forschungszentrum Jülich gehört: "Wir zeichnen diese Arbeit von Ingenieuren und Werkstoffwissen­schaftlern deshalb aus, weil sie ein Verfahren aus der Brennstoff­zellentwicklung für eine ganz andere Anwendung optimiert haben. Ihr gemeinsam mit der Industrie entwickeltes Implantat ermöglicht nun Patienten mit schweren Bandscheibenschäden ein schmerzfreies Leben."

In diesem Jahr teilen sich den Preis Dr. Martin Bram, Dr. Hans-Peter Buchkremer und Prof. Dr. Detlev Stöver vom Jülicher Institut für Energieforschung sowie Dr. Thomas Imwinkelried vom Schweizer Unternehmen Synthes. Die Jülicher Material-Experten haben ein patentiertes Herstellungsverfahren entwickelt, um maßgeschneiderte Poren in Werkstoffen zu erzeugen, wie sie etwa bei Hochtemperatur-Brennstoffzellen in der Energietechnik eingesetzt werden.

In enger Zusammenarbeit mit der Firma Synthes wurde das Ver­fahren für den Werkstoff Titan optimiert. Synthes ist Weltmarktführer für Osteosysntese-Produkte. Für medizinische Anwendungen sollen die Poren genau die richtige Größe haben, um Besiedlung durch Knochenzellen zu ermöglichen. Ein poröses Implantat wächst dadurch binnen kurzer Zeit als Ersatz für eine defekte Bandscheibe fest an die benachbarten Wirbel an und sorgt für Stabilität und Schmerzfreiheit. Trotz der hohen Porosität bleibt das Implantat auch unter starker dauerhafter und wiederholter Belastung intakt. Die Firma Synthes vertreibt die Implantate mit dem Jülicher Know-how unter dem Markennamen "PlivioPore".

Prof. Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungs­zentrums Jülich, gratulierte den Preisträgern. Er freue sich über den erneuten Beweis, dass innovative Impulse aus Jülich zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. Mitarbeiter des Forschungszentrums Jülich erhielten bereits 2002 und 2005 den Schrödinger-Preis für die Effizienzsteigerung von Tensiden bzw. die Entwicklung eines neuartigen Hirnschrittmachers.

Webseite des Insituts für Energieforschung

Weitere Informationen zur Herstellung von porösem Titan


Preisträger:

Forschungszentrum Jülich, Institut für Energieforschung
Dr. Martin Bram
Tel. 02461 61 6858
E-Mail: m.bram@fz-juelich.de

Dr. Hans Peter Buchkremer
Prof. Dr. Detlev Stöver

Synthes GmbH
Dr. Thomas Imwinkelried

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Das Implantatpaar PlivioPore wird zwischen zwei Rückenwirbeln fixiert. Die besondere poröse Struktur, die durch das Jülicher Herstellungs­verfahren erzielt wird, sorgt für schnelles Verwachsen mit den Knochen.

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Ein PlivioPore-Implantat nach der Fixierung. Nach kurzer Zeit verwachsen die benachbarten Wirbel mit dem Implantat. Das Implantat ersetzt die Bandscheibe. So ist es dem Patienten möglich, nach einem schweren Bandscheibenschaden wieder schmerzfrei zu leben.


Pressekontakt

Kosta Schinarakis
Tel. 02461 61-4771
E-Mail: k.schinarakis@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 20.05.2022