Forscher aus Jülich und Erlangen für Deutschen Zukunftspreis 2018 nominiert

Jülich / Erlangen, 12. September 2018 – Prof. Peter Wasserscheid, Direktor des Helmholtz Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN), einer Außenstelle des Forschungszentrums Jülich, wurde gemeinsam mit Prof. Wolfgang Arlt und Dr. Daniel Teichmann von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) für den Deutschen Zukunftspreis 2018 nominiert. Die drei Wissenschaftler sind Gründer des Unternehmens Hydrogenious Technologies GmbH. Die Nominierung würdigt die bahnbrechenden Forschungs- und Entwicklungsleistungen der Forscher im Bereich der gefahrlosen Wasserstoffspeicherung sowie deren erfolgreiche kommerzielle Umsetzung als Beitrag zu einem nachhaltigen Energiesystem. Der Deutsche Zukunftspreis wird am 28. November 2018 nach der Entscheidung durch die Jury von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin verliehen.

Wasserstoff – Energieträger der Zukunft

In einem CO2-freien Energiesystem gewinnt Wasserstoff immer größere Bedeutung. Bezogen auf sein Gewicht ist Wasserstoff fast dreimal so energiereich wie Benzin, er kann direkt verbrannt oder in Brennstoffzellen zu elektrischem Strom gewandelt werden und dient so als emissionsfreier Kraftstoff für die Mobilität von morgen. Und er könnte zum entscheidenden Faktor werden, die wetter- und tageszeitabhängige Erzeugungsleistung von Photovoltaik- oder Windkraftanlagen mit effizienten Speichertechnologien und einer globalen Energielogistik auszugleichen.

Doch Wasserstoff ist kein unproblematisches Gas: Er ist hochexplosiv und muss für Speicherung und Transport in flüssiger Form auf Temperaturen von unter -250°C gekühlt oder alternativ als Gas unter extrem hohem Druck von bis zu 700 bar gehandhabt werden, um eine ausreichende Energiedichte pro Volumen zu gewährleisten. Will man Wasserstoff unter diesen Voraussetzungen flächendeckend bereitstellen, müsste eine aufwändige und sehr teure Infrastruktur neu geschaffen werden.

LOHC für gefahrlosen Wasserstofftransport

Wasserstoff anstelle von Erdölprodukten zu nutzen und dabei auf bestehende Verteilungsstrukturen zurückzugreifen: Diese Vision verfolgen die drei nominierten Wissenschaftler. Peter Wasserscheid, der auch Inhaber des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik der FAU ist, Wolfgang Arlt, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Thermische Verfahrenstechnik der FAU sowie FAU-Alumnus und Hydrogenious-Geschäftsführer Dr. Daniel Teichmann haben einen Weg gefunden, Wasserstoff an eine nichtexplosive und nichttoxische Trägerflüssigkeit zu binden und bei Bedarf wieder freizusetzen. Die Trägersubstanz bleibt als "flüssige Pfandflasche" erhalten und kann jederzeit neu beladen werden.

Portraitbild von Peter Wasserscheid in einem Gebäudegang, rechts sind unscharf Glasfenster zu sehen, im Hintergrund ein Teil des Flurs und eine Glastür.
Prof. Peter Wasserscheid
Ansgar Pudenz / Deutscher Zukunftspreis

Die sogenannte LOHC-Technologie (liquid organic hydrogen carrier) ermöglicht damit die effiziente und völlig gefahrlose Speicherung von Wasserstoff – nicht nur als Kraftstoff in regionalen Verkehrsnetzen, sondern auch für den verlustfreien globalen Transport erneuerbarer Energien, beispielsweise aus dünn besiedelten Regionen mit guten Voraussetzungen für ertragreiche Windkraft- oder Solaranlagen in dicht besiedelte und hochindustrialisierte Regionen.

Nominiert für den Deutschen Zukunftspreis 2018

Für die bahnbrechende Entwicklung der LOHC-Technologie wurde die Hydrogenious Technologies GmbH bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft, dem "Energy Transition Award" der Deutschen Energieagentur und dem Bayerischen Gründerpreis. Die Bekanntgabe der Nominierungen der Wissenschaftler aus Erlangen und Jülich für den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation erfolgte heute offiziell durch das Bundespräsidialamt bei einer Präsentation im Deutschen Museum in München.

"Der Deutsche Zukunftspreis wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Technik und Innovation vergeben", sagt Peter Wasserscheid stellvertretend für das gesamte Hydrogenious-Team. "Bereits die Nominierung ist eine sehr große Auszeichnung und Würdigung unserer Arbeit. Es wäre natürlich großartig, wenn sich die Jury im November für unser Projekt entscheiden würde."

Anwärter auf den mit 250.000 Euro dotierten Deutschen Zukunftspreis sind neben der Hydrogenious Technologies GmbH zwei weitere Teams aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Sie wurden für innovative Arbeiten in den Bereichen Konstruktion und Fertigung sowie medizinische Wirkstoffforschung nominiert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verleiht am 28. November in einer festlich Gala im Beisein aller Nominierten den Deutschen Zukunftspreis 2018.

Die Hydrogenious Technologies GmbH

Die Hydrogenious Technologies GmbH wurde 2013 als Spin-off der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Ziel gegründet, die LOHC-Technologie zur Marktreife zu bringen. Partnerschaften mit den Firmen Anglo American, Clariant, Sasol, MAN und Broad-Ocean Motors haben Hydrogenious Technologies mit starken wissenschaftlichen, strategischen und finanziellen Ressourcen ausgestattet. Das Unternehmen beschäftigt 65 Mitarbeiter und hat seinen Sitz in Erlangen. Hydrogenious Technologies ist ein weltweiter Pionier im Bereich der Wasserstoffspeichertechnologien auf Basis von Liquid Organic Hydrogen Carrier (LOHC) und baut verfahrenstechnische Anlagen für die industrielle Wasserstofflogistik und Tankstellen auf Grundlage der LOHC-Technologie.

Der Deutsche Zukunftspreis

Der Mut, Neues zu denken und umzusetzen – das ist das Motto des Deutschen Zukunftspreises, der vor rund 20 Jahren ins Leben gerufen wurde. Mit dem Preis zeichnet der Bundespräsident jährlich exzellente wissenschaftliche Innovationen aus, die zugleich wirtschaftliches Potenzial entfalten und Arbeitsplätze schaffen. Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen:

Forschungszentrum Jülich, Institut für Energie- und Klimaforschung, Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (IEK-11)

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für chemische Reaktionstechnik

Hydrogenious Technologies GmbH

Pressemitteilung "Aus dem Labor auf die Schiene" (19. April 2018)

Deutscher Zukunftspreis

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Peter Wasserscheid
Forschungszentrum Jülich
Direktor Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg
Tel.: 09131 85-27420
p.wasserscheid@fz-juelich.de
peter.wasserscheid@fau.de

Pressekontakt:

Annette Stettien
Pressereferentin
Tel.: 02461 61-2388
E-Mail: a.stettien@fz-juelich.de

Letzte Änderung: 19.05.2022