5. Juni 2025 Marcel Bülow

Wissenschaft beginnt mit Neugier – und manchmal mit Tee im Mund

Im Rahmen der diesjährigen MINTmachTage war ich heute in der Grundschule des Mönchengladbacher Stadtteils Hehn. 26 wissbegierige Kinder, drei spannende Experimente, unzählige kluge Fragen und eine enorme Menge Energie (im wörtlichen wie im übertragenen Sinn) erwarteten mich.

Direkt am Morgen ging es los. Zwei volle Unterrichtsstunden hatten wir Zeit, die Welt der erneuerbaren Energien zu "erforschen", bevor sich in der dritten Stunde der Zahnarzt angekündigt hatte. Auch er würde sich mit Bakterien beschäftigen – allerdings mit anderen als in meiner mitgebrachten "Biogasanlage".

Was macht eigentlich eine Forscherin?

Wissenschaft beginnt mit Neugier – und manchmal mit Tee im Mund

Zu Beginn überlegten wir gemeinsam: Was genau tun Forscherinnen und Forscher eigentlich? Die Kinder sprudelten vor Ideen: Dinge mit der Lupe untersuchen, in den Dschungel reisen, Fragen stellen oder Sachen bauen. Schnell wurde klar: Forschen bedeutet, genau hinzuschauen, neugierig zu sein, Dinge auszuprobieren – und auch zu akzeptieren, dass etwas mal nicht auf Anhieb funktioniert.

Ein perfektes Beispiel dafür lieferte direkt die mitgebrachte Solarzelle. Da sich die Sonne heute Vormittag kein bisschen blicken ließ, blieb das Experiment im Dunkeln. Auch das ist Wissenschaft: zu erkennen, warum etwas nicht funktioniert – und welche Lehren wir daraus ziehen können. In diesem Fall: Solarenergie ist zwar faszinierend, als alleinige Energiequelle aber nicht ausreichend.

Windkraft: So klappt’s mit dem Teebeutel

Richtig praktisch wurde es beim nächsten Versuch: Jedes Kind bastelte ein eigenes Windrad – aus Trinkflaschen, Strohhalmen und Pappe. Die Aufgabe: einen Teebeutel an einem Faden allein durch Pusten nach oben zu befördern. „Es klappt!“ – dieser Satz war mehrfach zu hören. Ein echter Forschungsmoment!

Dass dabei auch der eine oder andere Teebeutel geöffnet und neugierig probiert wurde, gehört zur kreativen Realität junger Forscherinnen und Forscher genauso wie die leuchtenden Augen beim ersten sich drehenden Windrad. Ich finde es großartig, wie viel Motivation und Entdeckerfreude Kinder entwickeln können, wenn man ihnen nur ein wenig den Weg aufzeigt.

Biosuppe als Gaskraftwerk

Auch die vorbereitete Biogasanlage in der Flasche sorgte für Staunen. Gemeinsam mit meiner Tochter hatte ich am Vortag Küchenabfälle, Wasser und etwas Erde vermischt und die Flasche mit einem Luftballon luftdicht verschlossen. Die fleißigen Bakterien hatten über Nacht Gase produziert, die den Ballon leicht aufblähten – oder, wie wir es gemeinsam festhielten: „Die Bakterien haben in die Flasche gepupst und somit den Ballon aufgeblasen.“ Zur allgemeinen Enttäuschung habe ich den Ballon am Ende jedoch weder platzen lassen, noch die Flasche mit der „Biosuppe“ umgedreht. Man muss ja nicht alles zeigen.

Zum Abschluss erhielten die Kinder neben einer kleinen Urkunde auch ein Experimentierheft. Viele blätterten direkt drauflos: ein Wasserrad bauen, eine Brennstoffzelle simulieren, im gemähtem Gras wühlen – das Forschen kann zu Hause weitergehen!

Warum das Ganze?

Mein besonderer Dank gilt den Lehrkräften. Für zwei Stunden in eine Klasse zu kommen, um mit den Kindern zu forschen, ist aufregend (übrigens nicht nur für die Kinder, sondern auch für mich). Den Schulalltag hingegen zu gestalten und die Kinder auch für Themen zu begeistern, die weniger spektakulär daherkommen, ist eine ganz andere Herausforderung. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen: Wer jeden Tag mit einer so energiegeladenen Klasse arbeitet, leistet Großes.

Die heutige Aktion war darauf ausgelegt, das Interesse der Kinder an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik noch ein bisschen mehr zu wecken – und ihre Neugier auf diese Themen auch im Schulalltag zu fördern. Das ist das zentrale Anliegen der MINTmachTage, der bundesweiten Aktionswoche der Stiftung Kinder forschen, die sich für frühe MINT-Bildung engagiert. Kinder sollen bereits in Kita und Grundschule erleben, wie spannend und greifbar Wissenschaft sein kann – mit Experimenten, Forscherfragen und ganz viel Neugier.

Jedes Jahr steht ein neues Schwerpunktthema im Fokus, das spielerisch an große gesellschaftliche Fragen heranführt – in diesem Jahr: „Mit Energie in die Zukunft“. Dabei geht es nicht nur ums Ausprobieren, sondern auch ums Verstehen – kindgerecht, alltagsnah und mit wissenschaftlichem Tiefgang.

Das JuLab macht’s möglich

Auch in diesem Jahr wäre mein Besuch in Hehn ohne das Schülerlabor JuLab am Forschungszentrum Jülich nicht möglich gewesen. Das Team engagiert sich seit Jahren mit viel Herzblut für dieses Format: Es stellt für Mitarbeitende des Forschungszentrums, die sich an der Aktion beteiligen möchten, nicht nur die Materialien bereit, sondern entwickelt auch ein durchdachtes didaktisches Konzept und bereitet sie mit einem Workshop auf ihren Einsatz im Klassenzimmer vor. Dieses Mal hat das JuLab wieder über 150 sogenannte Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter geschult, die im Einzugsgebiet des Forschungszentrums rund 3000 Kinder in Kitas und Grundschulen bei den Experimenten begleitet haben. Stark!

Und wer weiß …

Der Weg vom MINTmachTag zur Forschungskarriere ist sicherlich länger als ein Teebeutelfaden – aber vielleicht fängt er ja genau bei diesem an.

Letzte Änderung: 06.06.2025