Interview
"Jetzt schon realistische Anwendungen entwickeln“
Quantencomputer könnten heutige Superrechner in einem Maße übertreffen, das sich bislang nur erahnen lässt. Doch noch sei viel Pionierarbeit zu leisten, so Frank Wilhelm-Mauch.
Mit Partnern aus fünf Ländern baut Prof. Frank Wilhelm-Mauch zum Beispiel im EU-Projekt OpenSuperQ einen europäischen Quantencomputer mit supraleitenden Qubits. Er ist auch Koordinator des Projekts. Der Rechner wird am Forschungszentrum stehen.
Der Jülicher Experte koordiniert auch die Entwicklung eines deutschen Quantenrechners: Im Projekt QSolid sollen Computer entstehen, deren supraleitende Qubits eine geringe Fehlerrate aufweisen. Die Fehleranfälligkeit von Qubits gilt als eine große Hürde bei der Entwicklung von Quantenrechnern.
Unter seiner Federführung entwickeln Jülicher Forscher:innen außerdem gemeinsam mit Partnern aus der Autoindustrie Anwendungen für Künstliche Intelligenz, die auf Quantenrechnern laufen sollen. Zu den geplanten Anwendungen des Projekts Q(AI)2 gehören beispielsweise eine flexible Produktionsplanung und autonomes Fahren.
„Als Theoretischer Physiker setzte ich mich mit verblüffenden Gedankengebäuden auseinander. Doch ich möchte nicht nur die Welt erklären, sondern auch etwas bauen. Dafür stellt Quantencomputing das ideale Gebiet dar.“
Frank Wilhelm-Mauch
Die Arbeitsgruppe von Frank Wilhelm-Mauch entwirft maßgeschneiderte Hardware für Quantencomputer mit supraleitenden Qubits. Sie entwickelt sowohl Protokolle für Ansteuerung und Analyse der Hardware als auch Software, die die Hardware optimal nutzt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Modellierung von Fehlern bei Qubits sowie auf der Verbesserung der Qualität von Qubits.
Für seine Arbeiten erhielt Frank Wilhelm-Mauch unter anderem einen Google Research Award sowie den APS Outstanding Referee Award der American Physical Society (APS).