GLORIA Zentrifugentest

Bochum, 5. April 2011 - Das Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-7: Stratosphäre) und das Karlsruher Institut für Technologie entwickeln gemeinsam den Infrarot-Horizontsondierer GLORIA. Das weltweit einzigartige Instrument verbindet ein Michelson-Interferometer mit einem 2D-Detektor-Array. Ähnlich einer Digitalkamera lassen sich so Bilder der Atmosphäre am Erdhorizont aufnehmen, aber für jeden Bildpunkt werden Infrarot-Spektren aufgenommen. Aus den Spektren lassen sich dann Rückschlüsse auf die Zusammensetzung sowie Druck und Temperatur der Luft ziehen. Von seiten des Forschungszentrums sind außerdem die Zentralabteilung Technologie (ZAT) und das Zentralinstitut für Elektronik (ZEL) an der Entwicklung beteiligt.

Die "Kamera" kann Richtungen zwischen 45° vorwärts und 130° rückwärts abfahren und bei Bedarf auch auf den Erdboden blicken (Nadir-Modus). Möglich wird dies durch eine hochpräzise kardanische Aufhängung, die auch für den Ausgleich von Flugzeugbewegungen sorgt. Durch Schwenken des Instruments ist es außerdem möglich, aus den Daten auch Tiefeninformationen zu erhalten. Mit Hilfe spezieller Software, die am IEK-7 entwickelt wird, lassen sich dann 3D-Bilder der Luftzusammensetzung generieren -- eine ganz neue Möglichkeit für Forscher, Strukturen in der Atmosphäre zu untersuchen.

GLORIA wird auf den Forschungsflugzeugen HALO und Geophysica eingesetzt werden. Im Flugbetrieb muss GLORIA starken mechanischen Belastungen sicher standhalten können. So wird gewährleistet, dass das Gerät auch in Extremsituationen nicht die Stabilität des Flugzeugs gefährdet. Am 5. April 2011 wurde für beide Flugzeuge der entsprechende Test durchgeführt. Hierzu wurde GLORIA in der Großzentrifuge der Ruhr-Universität Bochum Kräften bis zum Siebenfachen seines Eigengewichtes ausgesetzt. Mit dem erfolgreichen Abschluss hat GLORIA einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum Ersteinsatz erreicht.

Der erste Flug ist für November 2011 im Mittelmeerraum auf der Geophysica geplant. Die beteiligten Institute beider Forschungszentren wollen die neuen Möglichkeiten, die sich durch GLORIAs Technik ergeben, zur Untersuchung der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre nutzen. In dieser Grenzregion, der UTLS, spielen sich Mischprozesse und chemische Reaktionen ab, die für die Dynamik und Zusammensetzung unserer Atmosphäre von besonderer Bedeutung sind. Langfristig ist GLORIA als Prototyp für die ESA-Satellitenmission PREMIER ausgelegt.

Letzte Änderung: 17.07.2024