Wasserdampfvariabilität und Trends

Über

Das Strahlungsgleichgewicht bezieht sich auf das Gleichgewicht zwischen der Energiemenge, die die Erde von der Sonne empfängt, und der Energiemenge, die die Erde in den Weltraum zurückstrahlt. Wenn dieses Gleichgewicht aufrechterhalten wird, bleibt die Oberflächentemperatur der Erde relativ stabil. Veränderungen in der oberen Troposphäre und Stratosphäre (UTS) in Höhen von 10 bis 50 km bei Treibhausgasen wie Wasserdampf oder Wasser in kondensierter Form wie Zirruswolken (Eiswolken) können dieses Gleichgewicht jedoch stören, ein Energieungleichgewicht verursachen und zu einer Erwärmung oder Abkühlung der Erdoberfläche führen. Ein quantitatives Verständnis ist von entscheidender Bedeutung, da kleine Veränderungen in der Strahlungsbilanz zu erheblichen Veränderungen im Klimasystem der Erde führen können.

Wasserdampf ist das wichtigste natürliche Treibhausgas in der Atmosphäre, und obwohl seine Konzentrationen in der Stratosphäre sehr niedrig sind, trägt er erheblich zur Klima-Rückkopplung bei. Er wird über klein- bis großräumige Mischungs- und Transportprozesse von der Troposphäre in die Stratosphäre transportiert und über die Brewer-Dobson-Zirkulation weiter verteilt. Während des Transports kann sich der Wasserdampfgehalt durch die Bildung von Zirruswolken in besonders kalten Gebieten weiter verändern. Zirruswolken absorbieren die langwellige Wärmestrahlung der Erde, was zu einer allgemeinen Erwärmung der Erde führt. Die Strahlungseigenschaften hängen jedoch von den Eigenschaften der Eispartikel, der Höhe und der Dicke der Zirruswolke ab und können den klimatischen Einfluss sogar von einer Erwärmung in eine Abkühlung umkehren. Die Unsicherheiten bei den Schwankungen und Trends des stratosphärischen Wasserdampfs und der Zirruswolken in der oberen Troposphäre sind eine wichtige Quelle der Unsicherheit bei der dekadischen Klimavariabilität und bei künftigen Vorhersagen.

Forschungsthemen

Die Forschung am ICE-4 konzentriert sich auf die Verbesserung des Verständnisses von Prozessen, die zu Variabilität und Trends führen, indem kohärente Mess- und Modellierungsansätze verwendet werden. Die Variabilität des stratosphärischen Wasserdampfs hängt zum einen mit dynamischen Merkmalen wie dem asiatischen Sommermonsun zusammen, der die untere Stratosphäre im Sommer um 15 und 30 % befeuchten kann (Rolf et al., 2018). Diese Prozesse führen zu einem robusten positiven Wasserdampftrend in der unteren Stratosphäre nach dem Jahr 2000 (Konopka et al., 2022), was bedeutet, dass Wasserdampfrückkopplungen bereits im aktuellen Klima aktiv sind. Die Darstellung von Zirruswolken in globalen Klimamodellen kann durch eine erweiterte Kenntnis ihrer Eigenschaften und ihrer geografischen Verteilung verbessert werden. Die Mikrophysik von Zirruswolken wurde auf der Grundlage von In-situ- und Satelliten-Fernerkundung untersucht und unterstützt die Entwicklung von Modellen. Das ICE-4 hat die weltweit größte In-situ-Datenbank zu Zirruswolken und Wasserdampfmessungen in der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre (UTLS) zusammengetragen, die in den 'Cirrus Guide II' (Kraemer et al., 2020) mündete.

Kontakt

Dr. Christian Rolf

ICE-4

Gebäude 05.2 / Raum 1056

+49 2461/61-6933

E-Mail
Wasserdampftransportwege von der unteren Troposphäre in die Stratosphäre, wo kleine Veränderungen des Wasserdampfs große Auswirkungen auf das Klima haben. Zirruswolken bilden sich häufig auf den Transportwegen in der Nähe des kalten Bereichs der Tropopause. Die beiden starken Windbänder, d.h. der subtropische Jet (STJ) und der Polarjet (PJ), sind in der Abbildung markiert.

Auswahl von Publikationen des ICE-4

  • Konopka, P. et al. (2022), Stratospheric Moistening After 2000, Geophys. Res. Lett., 49, e2021GL097609, doi:10.1029/2021GL097609.
  • Krämer, M, et al. (2020), A microphysics guide to cirrus – Part 2: Climatologies of clouds and humidity from observations, Atmos. Chem. Phys., 20, 12569–12608, doi:10.5194/acp-20-12569-2020
  • Rolf, C., et al., (2018), Water vapor increase in the lower stratosphere of the Northern Hemisphere due to the Asian monsoon anticyclone
    observed during the TACTS/ESMVal campaigns, Atmos. Chem. Phys., 18 2973-2983, doi:10.5194/acp-18-2973-2018.

Letzte Änderung: 02.12.2024