Ein lang ersehnter Festtag: Supercomputer JUPITER symbolisch in Betrieb genommen
„Mein Team, ich und JUPITER erleben heute einen sehr bedeutenden Feiertag“, sagt JSC Direktor Thomas Lippert zu Beginn seiner Rede anlässlich der Einweihung von JUPITER. Das Forschungszentrum Jülich sieht heute anders aus und es fühlt sich auch anders an: Es schwebt etwas würdevoll-Festliches in der Luft, und das zu Recht. Denn heute feiern Jülich, Nordrhein-Westfalen, Deutschland und Europa den Start einer „neuen Dimension des Rechnens“. Bundeskanzler Friedrich Merz wird es später einordnen: „Sie haben die Weichen gestellt für die Innovationen, die durch diesen Supercomputer jetzt erst möglich werden und die wir uns heute zum großen Teil wahrscheinlich noch gar nicht vorstellen können.“
Ein riesiges Festzelt, errichtet inmitten des weitläufigen FZJ-Campus, zwischen Seecasino und dem Jülich Supercomputing Centre (JSC), das heute mit einem Hauch von Ruhm umweht wird – bildet den Ort für den festlichen Akt der Einweihung von JUPITER, dem ersten Exascale-Rechner Europas. Moderator Johannes Döbbelt führt mit angenehmer Leichtigkeit durch das Programm.

Vor rund 800 geladenen Gästen in Jülich sowie zahlreichen dazugeschalteten Zuschauer:innen aus der ganzen Welt wird der schnellste Supercomputer Europas und der viertschnellste weltweit symbolisch in Betrieb genommen: Als Erster seiner Art wird er 1 ExaFLOP/s erreichen, d.h. eine Milliarde Milliarden oder eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde. Vorstandsvorsitzende Astrid Lambrecht betonte es zuvor beim Pressebriefing: „Das ist eine 1 mit 18 Nullen. Es ist eine sehr große Zahl“.

Es ist ein Tag, auf den viele gewartet haben: Diejenigen, die den Supercomputer konzipiert haben, die ihn gebaut oder finanziell unterstützt haben und jene, die ihn nutzen (werden).

Mein Team, ich und JUPITER erleben heute einen sehr bedeutenden Feiertag
Dass Thomas Lippert JUPITER in das „wir“ einbezieht, ist kein Versehen: Es soll die große Bedeutung des ersten europäischen Exascale-Rechners unterstreichen: JUPITER ist schon jetzt ein Teil vom JSC und vom Forschungszentrum geworden, ein Teil von Nordrhein-Westfalen und Deutschland sowie ein Teil von Europa. Und er birgt große Hoffnung: Europäische Sprachmodelle, die mit denen der USA mithalten können, globale Klimavorhersagen mit lokaler Präzision, personalisierte Modelle zum Verständnis und zur besseren Behandlung schwerer Erkrankungen – ja, selbst das Universum soll JUPITER einfach „nachspielen“ können.

Wir sind Zeitzeugen eines historischen europäischen Pionierprojekts
Dass JUPITER eine europäische Errungenschaft ist, eine symbolische und zugleich höchstreale Kraftdemonstration europäischer Partner, zeigt sich auch eindrucksvoll an der anwesenden Politprominenz und ihren Laudationes. Bundeskanzler Friedrich Merz beginnt so: „Auf den Tag genau heute vor genau 48 Jahren startet im US-amerikanischen Cape Canaveral unter den Augen der Weltöffentlichkeit die Raumsonde Voyager 1 – Richtung Jupiter.“ Weiter sagt er: „Es ist ein technologischer und wissenschaftlicher Durchbruch und der Startschuss für neuen wissenschaftlichen Fortschritt. Es ist ein historisches Pionierprojekt. Es ist ein reiner Zufall, dass wir gerade an diesem Jubiläumstag JUPITER in Jülich einweihen. Aber doch ein Zufall von großer Symbolkraft.“ Es ist ein gelungener Einstieg, macht Merz doch klar, dass es um den Beginn einer neuen Ära geht. JUPITER bringt Deutschland an die Spitze Europas und auch in die nächste Nähe der US-Maschinen. Dabei zeichnet ihn aus, dass er die Rechte und Werte Europas vertritt – oder, wie Merz es formuliert: „Europa steht für Innovationsgeist, der immer rückgebunden ist an den Willen, die Dinge wirklich besser zu machen. Und zwar im besten Fall nicht nur für uns, sondern für die Menschheit insgesamt besser zu machen.“ Ein Anflug von Pathos liegt in der Luft.

JUPITER ist ein Eckpfeiler Europas digitalen Wandels
Große Worte kommen – im Anschluss an Merz‘ Rede – auch aus Brüssel. In ihrer Videobotschaft betont Henna Virkkunen, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, dass JUPITER Deutschlands langjährige Führerschaft im Bereich des Hochleistungsrechnens bezeuge. Zugleich kündigt sie Vorbereitungen auf die KI-Giga-Factories und Investitionen in KI an. JUPTER bezeichnet sie als wichtigen Eckpfeiler des digitalen Wandels: „Dies ist nicht nur die Einweihung eines Supercomputers. Es ist der Beginn einer neuen Ära europäischer Exzellenz im Bereich Hochleistungsrechnen, künstlicher Intelligenz und Wissenschaft.“
Auf Virkkunen folgt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und bringt ein Stück rheinischen Pragmatismus auf die Bühne. In seinem Dank an die Fördergeber betont er, JUPITER sei „auch für ein großes Land wie Nordrhein-Westfalen ‘n bisschen viel“, womit er selbstredend die Kosten meint. In seiner Rede betont er NRWs konsequenten Weg von der Kohle zur KI, wobei die Einweihung von JUPITER auch ein Meilenstein für den Strukturwandel hier im rheinischen Revier sei. Zuletzt nimmt Wüst den gedanklichen Faden des Bundeskanzlers wieder auf, sein Abschluss klingt wie ein feierliches Bekenntnis: „JUPITER wird in Jülich zu Hause sein, bei uns in Nordrhein-Westfalen, hier bei uns in Deutschland, aber er ist ein Gewinn für ganz Europa.“
Rückenwind aus den USA

JUPITER steht für ein Bekenntnis zu Souveränität und offener Wissenschaft
Eine zweite Videobotschaft sendete Jensen Huang, CEO von NVIDIA. Er spricht von einem „historischen Moment“, die Welt erlebe eine neue industrielle Revolution. Mit JUPITER erhalte Europa seinen fortschrittlichsten KI-Supercomputer. „JUPITER wird unterstützen, Europas Spitzenposition weiter auszubauen.“ In seiner Ansprache dankt er ganz besonders „Prof. Lippert und dem Team in Jülich für ihre visionäre Arbeit“. Ihr Einsatz habe dabei geholfen, die Zukunft des Supercomputings mitzugestalten.
Es sind viele große Worte, Zeit, die Gedanken zu sortieren. Dabei hilft das erste Panel, in dem sich EU-Kommissarin Ekaterina Zaharieva, Bundesforschungsministerin Dorothee Bär und NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes zum Thema „KI für ein starkes Europa mit JUPITER“ austauschen. In der zweiten Gesprächsrunde, die etwas später folgt, sprechen Dr. Thomas Skordas von der EU-Kommission, Prof. Bjorn Stevens vom Max-Planck-Institut, DeepL CEO Dr. Jaroslaw Kutylowski sowie Prof. Laurens Kuipers (FZJ Vorstand) zu „Wissenschaft und Innovationen durch KI“. In beiden Panels wird deutlich: Hier geht es um mehr als Technik – es geht um Weitblick, Verantwortung und die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft.
JUPITER RISING – der Augenblick der "Initialzündung"
Der große Moment der feierlichen „Inbetriebnahme“ geschieht mitten im Programm – eingebettet in die Reden, Videobotschaften und den festlichen Einspielern (einem Vorgeschmack auf die Fanfare „JUPTER RISING“ des Berliner Komponisten Christian Hagitte.) Zwischen dem ersten und zweiten Panel ergreift Moderator Döbbelt das Wort und erklärt mit ruhiger Selbstverständlichkeit, es sei nun an der Zeit, die Einweihung von JUPITER „noch einmal ganz offiziell zu machen“. Und das geht so: An einem Tag wie heute werden keine rot-weißen Bändchen durchtrennt oder der übliche Spatenstrich gesetzt – heute wird ein „Buzzer“ gedrückt, der Geschichte schreiben soll. Der Countdown läuft, die Spannung steigt – die Anwesenden wirken angemessen aufgeregt, bevor sie alle gemeinsam bei „Null“ die Tasten drücken, die Fanfare erklingt und auf der Videoleinwand beginnt JUPITER zu „leben“: Zahlen rasen über die Displays, Licht durchflutet das MDC (Modular Data Centre, in dem der Exascale-Supercomputer untergebracht ist) und dann ist es amtlich: Jülich hat JUPITER „eingeschaltet“. Ein musikalisches Crescendo begleitet den Moment – Licht, Klang, Vision: Ein neuer Stern am Forschungshimmel Europas ist geboren.

Es geht um nichts Geringeres als technologische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit, es geht um Rechenleistung für KI in Deutschland, es geht um exzellente Forschung und darum, „als traditionsreiche Wissenschaftsnation, aber auch als Industrienation eine ganz wesentliche gestaltende Rolle zu spielen […], in dieser technologischen Revolution“, wie Merz es ausdrückt.
Get-together und MDC-Führungen
Nach dem offiziellen Programm geht die Veranstaltung nach rund 90 Minuten in ein entspanntes Get-Together über. Die internationalen Gäste aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft nutzen die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, alte Kontakte zu pflegen und neue knüpfen. Die Atmosphäre im Festzelt und rundherum ist nachhaltig geprägt von dem gemeinsamen Gefühl, Teil eines besonderen Ereignisses zu sein. Immer wieder bilden sich kleine Gruppen, die sich auf den Weg machen, um JUPITER aus nächster Nähe zu erleben – einen persönlichen Blick auf den gigantischen Hoffnungsträger Europas zu werfen. Ein gelungener Abschluss eines besonderen Festes, das eindrucksvoll zeigt, wie viel Zukunft schon heute in Jülich zu Hause ist.



Was die Gäste mitnehmen
Aus den vielfältigen Beiträgen und Gesprächen wird deutlich: JUPITER steht für viel mehr als technologischen Fortschritt und Energieeffizienz. Entscheidend (insbesondere aus europäischer Sicht) ist, dass er Forscher:innen zur Verfügung steht, die mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen leisten sowie zu einem besseren Verständnis von Leben, Umwelt und Universum beitragen. Zugleich wird spürbar: JUPITER ist ein Anfang. Dank seines modularen Aufbaus wird er stetig weiterentwickelt – mit Komponenten wie JARVIS, einem Inferenzmodul, das künftig die „JUPITER AI Factory“ möglich macht und eine direkte Brücke zur Industrie schlägt. Das „Cluster“-Modul, welches demnächst ergänzt wird, wird speziell für das Training Künstlicher Intelligenz ausgelegt sein. Und mit der möglichen Bewerbung um eine EU-Giga-Factory ist Jülich bereits heute auf dem Radar für die nächste Ausbaustufe europäischer Recheninfrastruktur.


Link zur Pressemitteilung: Großer Festakt zum Start des Exascale-Rechners JUPITER
Autorin: Lisa Maiburg