„Die Krisen haben mich am meisten geprägt“

„Die Krisen haben mich am meisten geprägt“
Forschungszentrum Jülich

Dreizehn Jahre stand Karsten Beneke als stellvertretender Vorstandsvorsitzender an der Spitze des Forschungszentrums Jülich. Am 31. Dezember 2024 ist der studierte Volkswirt in den Ruhestand gegangen und reiht sich damit in den Kreis der Alumni ein.

Herr Beneke, was hat Sie in Ihrer Zeit am Forschungszentrum am meisten geprägt?

In Jülich war vieles für mich prägend, aber ich glaube, den stärksten Einfluss hatten die Krisen: Die Covid Pandemie, der russische Krieg in Richtung Westen und ihre Auswirkungen. Als säkularer Trend zählt dazu auch die Klimaveränderung mit immer häufigeren Extremwetterlagen und speziell dem schrecklichen Hochwasser im Sommer 2021. Zwar sind wir im Forschungszentrum damals mit einem blauen Auge davongekommen, aber viele unserer Mitarbeitenden waren persönlich betroffen. Prägend ist für mich bei allen diesen Erfahrungen, wie schlagartig und grundlegend sich unsere Lebensbedingungen verändern. Die positive Seite: Verständnis und Rücksicht, die ich am Forschungszentrum deutlich wahrnehmen konnte, und die dafür gesorgt haben, dass das Zentrum in mancher Hinsicht sogar gestärkt aus den Krisen hervorgegangen ist.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Forschungszentrum?

Als besonders am Forschungszentrum erachte ich vor allem die Kombination von Abgeschiedenheit und Weltklasse. Einerseits liegt das Forschungszentrum ziemlich abgelegen in einem Wald, andererseits spielt es in der globalen Wissenschaft in einigen Bereichen ganz vorn mit. Beispielsweise ist es eine von nur zwei Helmholtz-Einrichtungen, deren Wissenschaft bislang mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Welche Entwicklungen haben Sie in Ihrer Zeit am Forschungszentrum miterlebt?

Als ich 2011 ans Forschungszentrum kam, war eine Entwicklung im Gange, die ausgelöst worden war vom Verlust der ursprünglichen Mission als Kernforschungszentrum. Das Forschungszentrum hatte mit Diversifizierung und verstärkter Multidisziplinarität darauf reagiert. In den 10er Jahren ging es dann darum, der Entwicklung mehr Fokussierung in strategischer Perspektive zu geben. Das Forschungszentrum hat sich in dieser Phase gewissermaßen neu erfunden. Der Erfolg dieser Entwicklung zeigt sich meines Erachtens auch deutlich im starken Wachstum der vergangenen Jahre: Die Gesamteinnahmen haben sich während der 13 Jahre meiner Zeit am Forschungszentrum auf über eine Milliarde verdoppelt, die Zahl der Mitarbeitenden um mehr als 50 Prozent.

Gibt es Entwicklungen oder Trends am Forschungszentrum, die Sie erwarten und auf die Sie sich freuen?

Eine Entwicklung, die ich mit Freude erwarte, ist die Verjüngung des Forschungszentrums. Die Babyboomer wie ich gehen nach und nach in den Ruhestand. Neben der Chance zur Erneuerung steckt darin auch eine Herausforderung – aufgrund der demographischen Entwicklung und des Wettbewerbs um Spitzenpersonal. Jülich muss sich im Wettbewerb behaupten, die bereits vorhandene Diversität deutlich ausbauen und auch international Personal gewinnen.

Jetzt, da Sie ein Alumnus des Forschungszentrums sind, begleitet das Forschungszentrum Sie auch weiterhin?

Die Policy, die vom Forschungszentrum Jülich im Bereich des Alumni-Netzwerkes gefahren wird, wird sicherlich auch mich als Ruheständler freundlich mitnehmen. Und ich sehe mich in der Rolle, das zurückzugeben: Ich werbe für das Forschungszentrum, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergibt. Da bin ich hoffentlich im positiven Sinne ein Multiplikator.

Letzte Änderung: 24.03.2025