Von Mentoren und Mentees

Wohin soll der weitere berufliche Weg führen? Bei dieser Frage fand Lucy Nohl, damals zunächst Doktorandin und später Postdoc am Forschungszentrum Jülich, Unterstützung von David Fußhöller, der für die Wissenschaftskommunikation am Bonner Exzellenzclusters ImmunoSensation2 verantwortlich ist. Vermittelt wurde der Mentor durch das Career Center des Forschungszentrums. Heute arbeitet Lucy Nohl an der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS), eine der Generaldirektionen der Europäischen Kommission, im niederländischen Ort Petten.
Frau Nohl, wie kam es dazu, dass David Fußhöller Sie als Mentor begleitet hat?
Nohl: Ich habe insgesamt etwa sieben Jahre am Forschungszentrum Jülich gearbeitet, am Institut für Grundlagen der Elektrochemie. Ganz klassisch: Masterarbeit, Doktorarbeit, Postdoc. Dabei habe ich vor allem im Labor gestanden und mich mit der Hochtemperaturelektrolyse bei 700 bis 900 Grad Celsius beschäftigt, also mit der Wasserstofferzeugung. Als das Mentoring-Programm vom Career Center angeboten wurde, habe ich mich dort angemeldet und fand das Thema Wissenschaftskommunikation sehr spannend. Denn bis dato hatte ich mich mit der Elektrolyse auf ein einziges Thema fokussiert. Allerdings bin ich jemand, der breit gefächert interessiert ist – dieses breite Interesse wollte ich gerne stärker in meine Arbeit integrieren. Das Team des Career Center hat mir daher David als Mentor an die Seite gestellt.
Herr Fußhöller, haben Sie damals auch am Forschungszentrum gearbeitet, oder wie kam der Kontakt zustande?

Fusshöller: Ich war damals bereits als Referent für Wissenschaftskommunikation und PR an einem Exzellenzcluster der Uni Bonn im Bereich der Immunologie tätig und arbeitete freiberuflich als Trainer im Bereich WissKomm. Der Kontakt kam über die Personalentwicklung der Uni Bonn zustande, für die ich damals mehrere Veranstaltungsmoderationen übernommen hatte. Das Team des Career Service kontaktierte mich dann, mit der Frage, ob ich Lucy als Mentor zur Seite stehen möchte. Natürlich habe ich sehr gerne zugesagt! Meine Information war: Lucy möchte perspektivisch eventuell in die Wissenschaftskommunikation wechseln.
An welchen Fragen haben Sie beim Mentoring getüftelt?
Fußhöller: So weit ich mich erinnere – das ist ja jetzt schon ein paar Jahre her – drehten sich unsere Gespräche vielfach um die Frage: Welchen Karriereweg schlägt Lucy ein? Wir haben besprochen, wie eine Karriere im Bereich der Wissenschaftskommunikation zustande kommen kann, aber auch konkrete Inhalte erörtert, etwa für anstehende öffentliche Veranstaltungen. Dabei ging es sowohl um Grundlagen erfolgreicher Kommunikation als auch das gemeinsame Tüfteln an Lucy‘s Ideen. Vernetzungen und Kontakte waren damals noch nicht so das Thema, sonst hätte ich Lucy wahrscheinlich mehrere Seiten mit Empfehlungen mit auf den Weg gegeben.
Nohl: Mich hat vor allem die Frage umgetrieben: Wie kommt man in die Wissenschaftskommunikation? Zwar gibt es mittlerweile Studiengänge oder Elemente in anderen Studiengängen, aber es ist ja nicht das klassische „Ich werde jetzt Wissenschaftskommunikator“. Meistens ist man ja bereits Wissenschaftler, wenn man merkt, dass man die Inhalte einem breiten Publikum näherbringen will. Dafür muss man lernen: Wie kommuniziere ich das? Wie breche ich das runter? Zum anderen war ich ja schon ein Stück weit in dem Bereich unterwegs, daher hatte ich auch ganz konkrete Fragestellungen. Etwa: Ich habe da eine Vorlesung, wie kann ich das angehen? Hat David Tipps für einen Workshop?
Wie ging es nach dem Mentoring weiter?
Nohl: Ich arbeite mittlerweile an der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU, dem Joint Research Center, am Standort Petten in den Niederlanden. Das passte nicht nur zu der gewünschten breiteren Ausrichtung, sondern kam auch privat gut aus, denn mein Mann hat ebenfalls eine Stelle in Petten gefunden. Thematisch dreht es sich immer noch um das Thema Energie- und Klimaforschung, allerdings stehe ich nicht mehr im Labor, sondern bin eher im Bereich Datenanalyse unterwegs. Wo liegen Trends? Welchen Bedarf an Materialien haben wir künftig? Dazu gehört es auch, die erhobenen Daten zu kommunizieren – in diesem Fall weniger an die breite Öffentlichkeit als vielmehr an Policy Maker, Politiker und Entscheidungsträger. Der Aspekt der Wissenschaftskommunikation ist also ein Stück weit geblieben, wenn auch auf etwas andere Art.
Welche Rolle spielte das Mentoring-Programm für Sie und für ihren weiteren beruflichen Weg?
Nohl: Das Mentoring-Programm war eine tolle Hilfestellung, unter anderem bei konkreten Fragestellungen, bei denen ich das Wissen, das mir David vermittelt hat, direkt inhaltlich anwenden konnte. Zwar habe ich einen etwas anderen Weg eingeschlagen als die Wissenschaftskommunikation, dennoch fließt das Wissen immer wieder mit ein.
Fußhöller: Für mich war unter anderem das gegenseitige Feedback wichtig, denn Lucy hat mir ja auch Rückmeldung zu meinem Mentoring gegeben. Zudem fand ich es spannend, einen Blick in einen anderen Wissenschaftsbereich zu werfen und natürlich wie dort Wissenschaftskommunikation gestaltet wird. Ich habe also auch als Mentor viel mitgenommen – es hat viel Spaß gemacht und war sehr bereichernd.