Wir unterstützen, wo es das FZ Jülich nicht so einfach kann
Freunde und Förderer sind elementar – das gilt nicht nur für Privatmenschen, sondern auch für Forschungseinrichtungen wie das FZ Jülich. Der gemeinnützige Verein „Freunde und Förderer des Forschungszentrums Jülich e.V.“ trägt diese Freundschaft bereits im Namen. Wie diese sich genau gestaltet und wie die Unterstützung im Alltag aussieht, erläutern Prof. Dr. Hans Ströher, ehemaliger Institutsleiter des Instituts für Kernphysik, ehemaliger WTR-Vorsitzender und nun Präsident des Vereins, Vize-Präsident Karl Sobotta, der mehrere Jahre das Schülerlabor des FZ Jülich leitete, sowie Schriftführer Dr. Arnd Jürgen Kuhn vom Institut für Bio- und Geowissenschaften.

Worin sehen Sie die Aufgabe des Vereins – wie also äußert sich die namentliche Freundschaft und Förderung des FZ Jülich?
Ströher: Wir unterstützen das Forschungszentrum dort, wo es selbst – aus formalen Gründen – nur beschränkt oder gar nicht tätig werden kann. Als wir drei uns am Anfang unserer gemeinsamen Vorstandszeit überlegt haben, wo wir die Schwerpunkte des Vereins sehen, haben wir zum einen die Willkommenskultur ausgemacht: Am Forschungszentrum Jülich arbeiten viele nationale und internationale Studierende und Gäste, für die es oftmals schwer ist, in einer fremden Kultur Fuß zu fassen. Wir wollen daher dabei helfen eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich ausländische Gäste wohlfühlen – innerhalb und außerhalb des Forschungszentrums.
Sobotta: Der zweite Schwerpunkt, den wir setzen, liegt im Zusammenführen von Wissenschaft und Gesellschaft, sprich in der Öffentlichkeitsarbeit. Es geht uns darum dazu beizutragen, gemeinsam mit der Unternehmenskommunikation U-K allgemein verständliches Wissen in die Gesellschaft zu transferieren und Menschen zu ermöglichen, von außen einen Blick ins Forschungszentrum zu werfen.
Ströher: Dabei wollen wir beispielsweise klarmachen, was die Wissenschaft an sich leistet und wo ihre Grenzen liegen, insbesondere, dass Erkenntnis und Wissenschaft falsifizierbar sind – was in der Corona-Zeit besonders deutlich wurde. Das heißt: Wissen kann nur auf Basis der vorliegenden Fakten generiert werden. Ändern sich diese, ändern sich meist auch die darauf basierenden wissenschaftlichen Aussagen. Auch hier würden wir gerne für mehr Aufklärung sorgen.
Können Sie uns ein paar konkrete Beispiele für die Arbeit des Vereins geben?
Kuhn: Es gibt am Forschungszentrum Jülich ein Doktoranden-Fußballturnier, das von Doktorandinnen und Doktoranden organisiert wird. Einer der Organisatoren des ersten Turniers nach der Corona-Pause hat sich an uns gewendet und uns um eine Ausfallbürgschaft gebeten: Er wollte Essen und Getränke besorgen, doch bei schlechtem Wetter wäre er auf hunderten von Würstchen sitzen geblieben – und das mit einem geringen Doktorandengehalt. Wir konnten sehr schnell reagieren und diese Bürgschaft übernehmen. Schlussendlich war das Wetter super, das Turnier ein Erfolg und wir brauchten kein Geld in die Hand nehmen. Ein weiteres Beispiel ist die Wissenschaftskommunikation: Da heute kaum noch jemand eine Webseite liest, haben wir uns die Frage gestellt, wie Doktoranden ihre Forschung in Form eines kurzen Social-Media-Films spannend darstellen können – unterstützt von U-K und einem Redakteur des SWR. Als gemeinnütziger Verein konnten wir diesen Redakteur direkt beauftragen, ohne aufwändig ausschreiben zu müssen. Dennoch läuft natürlich alles kontrolliert, so gilt bei Überweisungen etwa das Vier-Augen-Prinzip. Es ist insgesamt gut abgesichert, dass wir keinen Unfug mit der Freiheit machen, die wir haben.
Sobotta: Diese Darstellung der Forschungsarbeit auf Social Media hat zwei Aspekte: Einerseits sollen die Ergebnisse aus dem Forschungsumfeld in die Gesellschaft transportiert werden, andererseits ist es elementar für die Doktorandinnen und Doktoranden zu lernen, ihre Forschung für Außenstehende kurz und verständlich darzustellen. Die Dinge, die man macht, richtig zu verkaufen, ist heute unglaublich wichtig.
Kuhn: Neben solchen Initiativen, die wir als Verein selbst starten, bekommen wir auch Anträge, etwa von „Jugend forscht“, der Physik-Olympiade oder dem Schülersymposium vom Science-College in Overbach. Diese werden von uns diskutiert und bei positiver Bewertung unterstützt. Zwar können wir keine Unsummen investieren, jedoch schnell und unbürokratisch dabei helfen, etwas anzustoßen und dann Bündnispartner zu suchen.
Wie lange kennen Sie drei sich? Seit wann arbeiten Sie im Verein zusammen?
Sobotta: Wie Sie merken, ticken wir drei sehr ähnlich, und wir kennen uns auch schon seit geraumer Zeit. Ich halte es für sehr wichtig, dass wir alle in dieselbe Richtung schauen.
Ströher: Auf wissenschaftlicher Ebene kenne ich Karl Sobotta bereits seit 1998 aus dem IKP. Arnd Kuhn, der als gewählter Mitarbeitervertreter im Aufsichtsrat des Forschungszentrums saß, lernte ich 2010 kennen, als ich stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlich-Technischen Rats wurde: Seit dieser Zeit haben wir sehr engen Kontakt. Als Vereinsvorstand arbeiten wir drei seit einem halben Jahr zusammen. Wichtig sind uns unter anderem flache Strukturen – schließlich bekleiden wir das Vorstandsamt freiwillig und ehrenamtlich. Wir wollen keinen großen Overhead aufbauen, sondern stattdessen guten Kontakt zu unseren Mitgliedern pflegen.
Kuhn: Guten Kontakt haben wir auch zum Vorstand des Forschungszentrums: Unsere Ziele können wir nur in enger Zusammenarbeit mit der Leitung erreichen. Daher freuen wir uns sehr, mit Prof. Dr. Astrid Lambrecht die Vorstandsvorsitzende der Forschungszentrums Jülich als Beisitzerin im Verein zu haben. Axel Fuchs, Bürgermeister von Jülich, ist ebenfalls Beisitzer, und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Düren, Uwe Willner, bringt sich als Schatzmeister in den Verein ein. Da uns die Sparkasse seit einigen Jahren für den Christian Wandrey-Preis unterstützt, brauchten wir bisher das Startkapital nicht abbauen – sonst wären es in wenigen Jahren aufgebraucht. Dafür sind wir sehr dankbar!
Welche Zukunftspläne haben Sie für den Verein, wo soll die Reise in den nächsten Jahren hingehen?
Kuhn: Zum einen wollen wir die Willkommenskultur unterstützen – auch wenn im FZJ und in Jülich insgesamt eine positive Einstellung vorherrscht. Bei Zusammenkünften und Kennenlernveranstaltungen wie Festen sehen wir zum Beispiel noch Verbesserungsmöglichkeiten. Eine andere Sache: Wir wollen unseren Mitgliedern die Möglichkeit geben, mit dem Vorstand in den Austausch zu gehen, etwa bei den jährlichen Mitgliederversammlungen, bei denen unter anderen Frau Lambrecht und Herr Jansens über das Forschungszentrum berichteten. Darüber hinaus stellen wir aktive Angebote oder Kolloquien für unsere Mitglieder auf die Beine, dieses Jahr beispielsweise eine Führung zur Agriphotovoltaik-Anlage des IBG-2 (Pflanzenwissenschaften).
Sobotta: Darüber hinaus arbeiten wir daran, mehr aktive Mitglieder zu gewinnen, insbesondere solche, die noch am Forschungszentrum arbeiten. Schließlich wollen wir ja kein Rentner/-innen-Verein sein. Auch wäre es schön, wenn Menschen aus Jülich und Umgebung in den Verein eintreten würden, weil sie die Bedeutung des Forschungszentrums für den Jülicher Raum erkennen. Wir laden auch unsere Mitglieder ausdrücklich ein, sich aktiv einzubringen.
Kuhn: Dazu werden wir unsere Internetseite überarbeiten und am Tag der Neugier sowie auf dem Jülicher Stadtfest aktiv werden.
Ströher: Schließlich wissen viele Menschen im Forschungszentrum und in Jülich gar nicht, dass es uns gibt. Das wollen wir ändern!