Europas erster annealender Quantencomputer mit mehr als 5.000 Qubits am JSC offiziell in Betrieb genommen
Am 17. Januar 2022 wurde im Forschungszentrum Jülich ein Quanten-Annealer mit mehr als 5.000 Qubits offiziell in Betrieb genommen. Das Jülich Supercomputing Centre (JSC) und D-Wave Systems, ein führender Anbieter von Quantencomputersystemen, starteten den ersten Cloud-basierten Quantenservice des Unternehmens außerhalb Nordamerikas. Der Annealing-Quantencomputer ist Teil der Jülich UNified Infrastructure for Quantum computing (JUNIQ), die im Herbst 2019 eingerichtet wurde, um Forschern in Deutschland und Europa Zugang zu verschiedenen Quantensystemen zu ermöglichen.
Die Einweihungsfeier fand als Hybrid-Event im JSC in Anwesenheit des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen (NRW) Hendrik Wüst, der EU-Kommissarin Mariya Gabriel und der CMO, Global Marketing and Public Affairs Jennifer Houston von D-Wave Systems statt. Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger und D-Wave-CEO Alan Baratz nahmen per Videoschaltung teil. In ihren Begrüßungsworten betonten alle Redner und Rednerinnen, dass Quantencomputer enorme Chancen für unsere Zukunft und für die Forschung versprechen, und unterstrichen die Bedeutung der Zusammenarbeit bei der Entwicklung praktischer Quantenanwendungen über Industriezweige und Forschungsfelder hinweg. Der Start des Quanten-Annealers innerhalb der JUNIQ-Nutzer-Infrastruktur soll Deutschland und Europa zu einer internationalen Führungsrolle im Quantencomputing verhelfen. Die Landesregierung NRW und das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördern den Aufbau von JUNIQ mit jeweils 5 Millionen Euro.
Das neue Quantensystem ist der zweite D-Wave-Quantencomputer, der innerhalb der JUNIQ-Benutzerinfrastruktur zum Einsatz kommt, und der weltweit erste Advantage™-Quanten-Annealer außerhalb des nordamerikanischen Kontinents. Die Gruppe für Quanteninformationsverarbeitung am JSC unter der Leitung von Prof. Kristel Michielsen wird das System direkt in Jülich betreiben, was dem JSC die Möglichkeit gibt, es eng in seine Supercomputing-Infrastruktur zu integrieren.
Bei dem neuen System handelt es sich um einen "Annealing"-Quantencomputer. Diese Art von Quantensystem hat das Potenzial, sich besonders gut für die Lösung anspruchsvoller Optimierungsprobleme zu eignen, die für die Industrie besonders relevant sind. Dazu gehören die effiziente Steuerung von Verkehrsströmen und das Training von neuronalen Netzen für Anwendungen der künstlichen Intelligenz. D-Wave ist ein führender Hersteller solcher Quantensysteme. Kunden des Unternehmens haben frühe Quantenanwendungen in einer Vielzahl von Bereichen wie Finanzmodellierung, Flugplanung, Wahlmodellierung, Simulation von Quantenchemie, Automobilbau, Gesundheitswesen, Logistik und mehr entwickelt.
Der Quanten-Annealer ist in einem neuen Gebäude untergebracht, das speziell für den Betrieb von Quantencomputern errichtet wurde. Quantencomputersysteme benötigen einen speziellen, erschütterungsfreien Standort. Die beiden Maschinenhallen des Gebäudes sind daher mit speziellen schwingungsdämpfenden Fundamenten ausgestattet, um Erschütterungen zu absorbieren. Neben dem D-Wave-System wird das Gebäude ab dem nächsten Jahr einen weiteren Quantencomputer beherbergen. Weitere Informationen finden Sie unter https://fz-juelich.de/ias/jsc/juniq.
Kontakt: Prof. Kristel Michielsen, k.michielsen@fz-juelich.de
aus JSC News No. 286, 7. Februar 2022