Lambshift-Polarimeter (LSP)

Zur Messung der Kernspinpolarisation von Wasserstoff- und Deuterium-Strahlen in allen Erscheinungsformen (p, H-, H, H2, H2+, H3+) hat sich ein Lambshift-Polarimeter (LSP) als einzigartiges Instrument erwiesen. Zunächst werden die Atome und Moleküle durch Elektronenbeschuss in einem starken Magnetfeld ionisiert, damit der Kernspin erhalten bleibt. Dann werden die polarisierten Protonen/Deuteronen oder die H2+-, D2+- oder HD+-Molekül-Ionen durch eine Cäsiumzelle beschleunigt, um durch Ladungsaustausch mit Cäsiumdampf metastabile Wasserstoff-/ Deuteriumatome im Zustand 2S1/2 zu erzeugen. Die Hauptkomponente dieses Polarimeters ist der "Spinfilter", der in der Lage ist, metastabile Wasserstoffatome in einzelnen Hyperfeinstruktur-Unterzuständen voneinander zu separieren. Anschließend werden die verbleibenden metastabilen Atome mit starken elektrischen Feldern durch den Stark-Effekt in den Grundzustand gequencht. Die Menge der emittierten Lyman-α-Photonen für jeden Unterzustand mit unterschiedlichem Kernspin wird mit einem Photomultiplier gemessen. Dadurch lässt sich die relative Besetzung der verschiedenen Kernspinzustände der primären Protonen/Deuteronen und der H2+-, D2+- oder HD+-Molekül-Ionen ableiten, was die Berechnung der Polarisation der Atome und Moleküle am Eingang des Polarimeters ermöglicht.

Lambshift-Polarimeter (LSP)
Der Aufbau eines Lambshift-Polarimeter.
Lambshift-Polarimeter (LSP)
Lyman-Spektrum von molekularen HD+-Ionen: Aus der Anzahl der Photonen, die beim Übergang von metastabilen Atomen in den Grundzustand erzeugt werden, kann die Kernspinpolarisation direkt abgeleitet werden. In diesem Beispiel wurde für Protonen und Deuteronen in den Molekülen eine Polarisation um P = -0,8 gemessen.

In den letzten Jahren wurden am IKP-2 mehrere Lambshift-Polarimeter gebaut, die für verschiedene Projekte weltweit eingesetzt werden:

  • Am Budker-Institut für Kernphysik in Novosibirsk misst ein LSP die Kernspinpolarisation von polarisierten H2- und D2-Molekülen, die durch den Stern-Gerlach-Effekt in einem supraleitenden Sextupol-Magneten erzeugt werden.
  • Im Rahmen des Bound-Beta-Zerfallsexperiments (BOB) der Technischen Universität München (TUM) wird ein LSP zur Messung der Besetzungszahlen von Wasserstoffatomen eingesetzt, die im Rahmen des seltenen Neutronenzerfalls n-> H2S + erzeugt werden. Damit kann die Helizität des Anti-Elektronenneutrinos bestimmt werden, was neue Erkenntnisse über die schwache Kernkraft liefern könnte.
  • Inzwischen wurde ein LSP an der gepulsten polarisierten H--Quelle von COSY montiert, um die Polarisation ohne den Vorbeschleuniger JULIC zu optimieren.
  • Bisher ist der Spinfilter nur in der Lage, die Hyperfeinstruktur-Unterzustände α1(mJ=+1/2 / mI=+1/2) und α2 ((mJ=+1/2/mI=-1/2) zu trennen. Eine modifizierte Version, die derzeit entwickelt wird, wird alle vier Hyperfeinzustände trennen.

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Letzte Änderung: 27.04.2022