EBRAINS Germany wächst weiter

Jülich, 20. August 2024 – Die TU Chemnitz, die Universität Hamburg und die RWTH Aachen sind neue Partner des deutschen Knotens von EBRAINS (European Brain Research Infrastructures). Die digitale Forschungsinfrastruktur verbindet Neurowissenschaften und Medizin mit Gehirn-inspirierter KI und modernster Computertechnologie. EBRAINS Germany wurde im Dezember 2023 gegründet, mit den drei neuen Mitgliedern erhöht sich die Zahl der Partner nun auf neun. Koordiniert wird der deutsche Knoten vom Forschungszentrum Jülich.

In EBRAINS Germany verbindet die Partner eine starke Expertise in den computergestützten Neurowissenschaften, der klinischen Forschung sowie der Informatik. Sie bieten u.a. Zugang zu dem weltweit umfassendsten 3-D-Gehirnatlas und zu FAIR-Daten, weiter IT-Werkzeuge für die datenschutzkonforme, individuelle Simulation von Hirnmodellen („Digitaler Zwilling“), Modellierung und KI-basierte Analysen sowie Zugang zu modernsten Computerarchitekturen. Darunter sind High-Performance-Computing-Systeme bis hin zu Exascale-Klasse, Cloud-Speicherdienste sowie neuromorphe Computer-Hardware (BrainScaleS, SpiNNaker). Der modulare Aufbau der Forschungsinfrastruktur ermöglicht passgenaue Anwendungen, notwendige Erweiterungen und die Flexibilität, neue Dienste zu integrieren.

EBRAINS versteht sich auch als eine Plattform für den intensiven wissenschaftlichen Austausch. Themenspezifische Arbeitsgruppen stehen allen Interessierten offen – unabhängig von einer EBRAINS-Mitgliedschaft. Begleitend ermöglicht EBRAINS Germany jungen und erfahrenen Forschenden an Universitäten, Forschungseinrichtungen und aus der Industrie Training und Zugang zu modernsten Werkzeugen, Daten und Höchstleistungsrechnern.

Die EBRAINS AISBL mit Sitz in Brüssel koordiniert als zentraler Knotenpunkt die EBRAINS Forschungsinfrastruktur, die europaweit Dienste über nationale Knoten für aktuell rund 11.000 Nutzer bereitstellt. Neben EBRAINS Germany sind derzeit in zehn europäischen Ländern nationale Knoten aktiv oder im Aufbau.

Stimmen der neuen Partner

Prof. Dr. Florian Röhrbein, TU Chemnitz, Professur für Neurorobotik
„Neurorobotik, ein Gebiet an der Schnittstelle zwischen Künstlicher Intelligenz, Robotik und den Neurowissenschaften, spielte im Human Brain Project eine wichtige Rolle. An diese Zeit möchte ich zusammen mit alten und neuen Kollegen anknüpfen. Denn von der Simulation gehirninspirierter Roboter profitieren nicht nur zukünftige Anwendungsfelder der Robotik, sondern auch die Neurowissenschaften, da sich mittels dieser technischen Systeme Theorien über biologische Systeme erproben und auch verbessern lassen. Insbesondere freue ich mich daher, dass ich eine entsprechende Arbeitsgruppe zur Neurorobotik leiten darf.“

Prof. Thomas Frodl, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Uniklinik RWTH Aachen, Mitglied von JARA-BRAIN
„Die RWTH Aachen ist eine der wenigen technischen Hochschulen in Deutschland mit einer medizinischen Fakultät. Hieraus entstehen besondere Chancen und auch gesellschaftliche Herausforderungen an unsere Forschung. Wir empfinden EBRAINS als eine zentrale Plattform für den sinnvollen Umgang mit Daten und Modellen und mit Software im Bereich der Hirnforschung. Wir möchten dabei unsere Expertise im Bereich Modellierung neuronaler Schaltkreise und Neuromorphic Computing einbringen. Uns verbindet eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Vorläufer, dem Human Brain Project - nicht nur im Bereich der Computerwissenschaften, sondern auch im Bereich der Neurowissenschaften, wo wir uns bereits früh in der Medical Informatics Plattform mit der Frage der allgemeinen Zugänglichkeit medizinischer Daten für lernende Modelle befasst haben. Wir freuen uns deshalb sehr, als assoziierter Partner von EBRAINS Germany aufgenommen worden zu sein.“

Über EBRAINS

Die EBRAINS-Forschungsinfrastruktur wurde im Rahmen des Human Brain Project entwickelt. Sie hat den Status einer internationalen gemeinnützigen Vereinigung nach belgischem Recht mit Sitz in Brüssel (Belgien) und steht seit 2019 einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung. Im Jahr 2021 wurde sie für die Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) ausgewählt. EBRAINS ist eine frei zugängliche digitale Plattform, in der Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen Daten, Modelle und Software austauschen und nutzen können. EBRAINS bietet eine breite Palette an FAIR-Daten, einen umfassenden Gehirnatlas, Modellierungs- und Simulationswerkzeuge sowie Zugang zu Rechenressourcen auf Supercomputern und neuromorphen Plattformen. Informationen über die verfügbaren Werkzeuge und Dienste im Webportal www.ebrains.eu

EBRAINS 2.0

Für die Weiterentwicklung der EBRAINS-Forschungsinfrastruktur stellt die Europäische Kommission bis einschließlich 2026 insgesamt 38 Millionen Euro zur Verfügung. Das Projekt EBRAINS 2.0 ist im Januar 2024 angelaufen und zielt darauf ab, einen neuen Standard für Hirnatlanten zu etablieren, auf verschiedenen Skalen gewonnene Daten zu verbinden und sogenannte „Digital Twin“-Ansätze durch Modellierung und Simulation voranzutreiben. Mit dem Schwerpunkt auf der Entwicklung von Werkzeugen, Modellen und Workflows erleichtert EBRAINS die Erforschung von Gehirnorganisation, Krankheitsmechanismen und Biomarkern. Die offene Plattform unterstützt die Entwicklung von computergestützten Krankheitsmodellen und fördert die Zusammenarbeit, Vielfalt der Zugänge und Integration in den Neurowissenschaften. Das übergeordnete Ziel ist es, das Verständnis der Struktur und Funktion des Gehirns zu vertiefen, um Fortschritte in der Gehirnmedizin und neuroinspirierten Technologie zu erzielen. Am Projekt sind 59 Partnereinrichtungen aus 16 europäischen Ländern beteiligt, darunter das JSC und das Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM) des Forschungszentrums Jülich.

Pressemitteilung zur Gründung von EBRAINS Germany (14. März 2024)

Ansprechpartner

Dr. Boris Orth

Head of High Performance Computing in Life Sciences PI in Helmholtz Information Program 1, Topic 1 & Joint Lab SMHB

  • Institute for Advanced Simulation (IAS)
  • Jülich Supercomputing Centre (JSC)
Gebäude 16.3 /
Raum 330
+49 2461/61-9123
E-Mail

Erhard Zeiss

Wissenschaftlicher Kommunikationsreferent

  • Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM)
  • Strukturelle und funktionelle Organisation des Gehirns (INM-1)
Gebäude 15.9 /
Raum 3033
+49 2461/61-1841
E-Mail

Letzte Änderung: 20.08.2024