Europäische Spallationsquelle erhält neue Rechtsform

27. August 2015

Die Europäische Spallationsquelle ESS wird in ein Europäisches Forschungsinfrastruktur-Konsortium (engl. European Research Infrastructure Consortium), kurz ERIC, überführt. Die Gründung des Konsortiums mit dem offiziellen Namen „European Spallation Source ERIC“ hat die Europäische Kommission in der vergangenen Woche bewilligt. Der Beschluss tritt am 28. August in Kraft.

ESS
So soll es einmal aussehen auf dem Gelände der ESS.
ESS/Team Henning Larsen Architects

Die Rechtsform ERIC erleichtert den gemeinsamen Aufbau und Betrieb von Forschungsinfrastrukturen von europäischem Interesse, zum Beispiel durch eine direkte Steuerung und Finanzierung durch die beteiligten Staaten. Die Leitung des ESS-Konsortiums wird ein Rat übernehmen, der aus Vertretern der derzeit elf Mitgliedsstaaten besteht. Bisher wurde die Europäische Spallationsquelle als schwedisch-dänische Gesellschaft mit beschränkter Haftung betrieben.

„Die ESS wird künftig die stärkste Neutronenquelle der Welt sein und einzigartige Möglichkeiten zur Erforschung von neuen Materialien und biologischen Prozessen bieten, die beispielsweise für die Informationstechnologie, die Energieforschung oder die medizinische Forschung von Nutzen sind“, so Vorstandsmitglied Prof. Sebastian M. Schmidt vom Forschungszentrum Jülich. Sie gehört zu einer neuen Generation von Quellen und kommt ohne Kernspaltung aus. Aufgrund der neuen Forschungsmöglichkeiten, aber auch durch Einrichtung und Betrieb der Anlage selbst werden von der ESS Impulse für die Wirtschaft in ganz Europa erwartet.  


Deutsche Wissenschaftler haben sich seit 2010 maßgeblich an der Planung der Anlage beteiligt. In der gegenwärtigen Konstruktionsphase übernehmen sie weiterhin einen bedeutenden Anteil, insbesondere beim Aufbau von Instrumenten. Neben dem Forschungszentrum Jülich, das die deutschen Beiträge koordiniert, sind derzeit auch das Helmholtz-Zentrum Geesthacht und die Technische Universität München an dem europäischen Großprojekt beteiligt. Die ersten Neutronen werden für 2019 erwartet, die ersten Experimente sind für 2023 anberaumt.

Die Europäische Union hat die Vorbereitungsphase des Projektes mit 5 Millionen Euro gefördert und unterstützt es im Jahr 2015 über das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation HORIZONT 2020 mit weiteren 20 Millionen Euro. Deutschland trägt – gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – 202,5 Millionen Euro der veranschlagten Baukosten von rund 1,8 Milliarden Euro und einen jährlichen Anteil von 15 Millionen Euro an den Betriebskosten.

Weitere Informationen

Europäische Spallationsquelle ESS

European Spallation Source ERIC (Englisch)

Letzte Änderung: 25.02.2022