TERENO - Erwartungen mehr als erfüllt

Vor über 15 Jahren wurde TERENO gegründet – das bis dahin umfangreichste Forschungsunterfangen zu langfristigen regionalen Folgen des Klimawandels auf terrestrische Ökosysteme und deren sozioökonomischen Folgen in Deutschland. In einem Beitrag für das Open Access Journal „Earth's Future” haben 36 Wissenschaftler:innen aus dem TERENO-Netzwerk die wichtigsten Erkenntnisse der Initiative zusammengefasst.

TERENO - Erwartungen mehr als erfüllt
Deutschlandkarte mit Lage und Ausdehnung der vier TERENO-Observatorien, einschließlich der Versuchseinzugsgebiete und zugehörigen Forschungsstationen
Quelle: TERENO

Eine Lücke schließen, einen neuen Schub verleihen – die Vorschusslorbeeren waren nicht klein, als die TERENO-Initiative Ende 2008 ins Leben gerufen wurde. Tatsächlich war TERENO etwas Neues: das deutschlandweit größte Vorhaben, um regionale Folgen des Klimawandels zu erfassen. Dazu brachten die beteiligten Helmholtz-Zentren nicht nur ein breites Spektrum von Disziplinen zusammen: Gemeinsam bauten sie ein deutschlandweites Netz von Observatorien auf, die umfangreich mit Messinstrumenten ausgestattet wurden.

Heute, mehr als 15 Jahre später, kann die Initiative auf eine sehr erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Hunderttausende Umweltdaten stehen im TERENO-Datenportal öffentlich zur Verfügung, Hunderte Veröffentlichungen sind entstanden und Dutzende nationale und internationale Veranstaltungen wurden organisiert. „Gerade die TERENO-Daten waren und sind wichtig: etwa um neue Fernerkundungstechnologien zu überprüfen, um Modelle zu kalibrieren und zu validieren und um Datenprodukte wie den Deutschen Dürre-Monitor zu ermöglichen. Die enge Verknüpfung zwischen Messungen am Boden und Fernerkundungsdaten einerseits und zwischen Beobachtung und Modellierung andererseits hat alle Seiten stark vorangebracht“, berichtet Prof. Irena Hajnsek vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Außerdem hat TERENO groß angelegte Experimente unterstützt, Impulse für methodische und technologische Fortschritte gegeben sowie die internationale Zusammenarbeit vorangetrieben – zum Beispiel bei der Forschungsinfrastruktur eLTER

RI. Nicht zu unterschätzen ist auch der Effekt auf Folgeprojekte – beispielsweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsvorhaben, die TERENO-Infrastruktur und -Daten nutzen.

Unter dem Strich hat TERENO die Erwartungen mehr als erfüllt. „TERENO ist heute ist eine entscheidende Komponente für die Umweltmodellierung und -vorhersage in Deutschland und dient als Informationsdrehscheibe für Praktiker und politische Entscheidungsträger in der Land-, Forst- und Wasserwirtschaft auf regionaler bis nationaler Ebene“, stellt Prof. Harry Vereecken vom Forschungszentrum Jülich fest.

Aus Sicht der 36 Autor:innen des Papers habe TERENO gezeigt, wie wertvoll solche umfassenden Umweltbeobachtungssysteme sind. „Nur mit solchen Systemen lassen sich die Daten sammeln, die notwendig sind, um langfristige Trends von kurzfristigen Schwankungen zu unterscheiden und entsprechende Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln“, hebt Dr. Theresa Blume vom Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ hervor. Doch Planung, Bau und Betrieb erfordern einen erheblichen Aufwand – das betrifft Ressourcen ebenso wie Finanzmittel, die die beteiligten Zentren weitestgehend selbst aufbringen.

Die terrestrischen Beobachtungsplattformen von TERENO bestehen aus Forschungsinstrumenten, die für Langzeitmessungen von Zustandsvariablen und Flüssen in allen Kompartimenten des terrestrischen Systems ausgelegt sind
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Weitere wichtige Erkenntnisse: Um sich an ändernde Forschungsanforderungen anzupassen und eine langfristige Datenerfassung zu gewährleisten, müsse eine Forschungsinfrastruktur flexibel gestaltet sein. Auch entstehe die notwendige Interdisziplinarität nicht von selbst. „Die Kultur von Einrichtungen ist entscheidend. Es muss die Bereitschaft vorhanden sein, sich mit den unterschiedlichen Ansichten und Anforderungen der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und auch der Nutzergemeinschaften auseinanderzusetzen und letztlich Kompromisse etwa in Bezug auf Standorte oder Messverfahren einzugehen. In TERENO ist das vorbildlich gelungen“, so Prof. Peter Dietrich vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. „All das zeigt, dass solche integrierten Umweltüberwachungsprogramme auch in Zukunft fortgeführt werden müssen“, ergänzt Prof. Hans Peter Schmid vom Karlsruher Institut für Technologie.

Steffen Zacharias et al. (2024). Fifteen Years of Integrated Terrestrial Environmental Observatories (TERENO) in Germany: Functions, Services, and Lessons Learned. Earth's Future, Vol. 12, Issue 6. DOI: 10.1029/2024EF004510

Letzte Änderung: 11.12.2024