Alzheimer: „Pyroglutatamat-Aβ“ lässt andere Proteinformen schneller verklumpen
Jülich/ Düsseldorf, 24. Mai 2017 – Bei der Alzheimerschen Demenz bilden Moleküle des körpereigenen Proteins Amyloid-beta (Aβ) Verklumpungen im Gehirn, die auf Nervenzellen schädlich wirken. Warum das eigentlich harmlose Eiweiß auf diese Weise zum Krankheitsauslöser wird, ist eine der großen Fragen der Alzheimer-Forschung. Dabei verkompliziert sich die Aufklärung der genauen Zusammenhänge dadurch, dass das Protein in unterschiedlichen Varianten vorkommt. Eine davon, das sogenannte Pyroglutamat-Aβ, rückt wegen besonders aggressiver Eigenschaften immer mehr in den Fokus der Forschung. Sie macht etwa 20 Prozent allen Aβ-Proteins im Gehirn aus.
Was diese Proteinform so gefährlich macht, ist die im Vergleich zu den im Körper am häufigsten vorkommenden Formen, Aβ 1-40 und Aβ 1-42, extrem erhöhte Geschwindigkeit, mit der sie zu giftigen Proteinaggregaten verklumpt. Jetzt haben Forscher am Jülicher ICS-6: Strukturbiochemie und am Institut für Physikalische Biologie der HHU Düsseldorf allerdings festgestellt, dass das Pyroglutamat-Aβ auch die Verklumpung von Aβ 1-42 massiv beschleunigen kann. Da die unterschiedlichen Proteinformen im Körper in Mischung vorliegen, könnte dies auf eine entscheidende Rolle für Pyroglutamat-Aβ im Krankheitsprozess hinweisen. Auch den Mechanismus der fatalen „Ko-Aggregation“ konnten die Forscher aufklären. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Chemical Science veröffentlicht.
Originalpublikation:
C. Dammers, M. Schwarten, A. K. Buell and D. Willbold: Pyroglutamate-modified Aβ(3-42) affects aggregation kinetics of Aβ(1-42) by accelerating primary and secondary pathways.
Chem. Sci., 2017, Advance Article, DOI: 10.1039/C6SC04797A
In einer kurz zuvor im Biophysical Journal erschienen Studie hatten die Forscher bereits erstmals Einblicke in die strukturelle Basis der veränderten Eigenschaften von Pyroglutamat-Aβ präsentiert:
Pressemitteilung „Winziger Unterschied macht Alzheimer-Protein noch schädlicher“
Kontakt
Prof. Dieter Willbold
Institute of Complex Systems, Strukturbiochemie (ICS-6), Forschungszentrum Jülich
Institut für Physikalische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Pressekontakt:
Peter Zekert
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