Gemeinsamkeiten neurodegenerativer Krankheiten genauer erforschen
Jülich/Düsseldorf, 19. November 2015 – Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich haben für ein übergreifendes Forschungsprojekt zu neurodegenerativen Leiden wie Alzheimer und Parkinson eine Förderung der internationalen BAND-Initiative erhalten. Im Fokus des Projekts stehen mögliche Wechselwirkungen zwischen Proteinaggregaten, die als potentielle Krankheits-Biomarker für die Diagnostik dienen könnten. Bei den Analysen kommt das innovative Verfahren sFIDA zum Einsatz, das in Jülich unter anderem für die Diagnose der Alzheimerschen Demenz entwickelt wurde.
Die sFIDA-Technologie wird derzeit auf der weltweit größten Fachmesse für Medizin, der MEDICA 2015 in Düsseldorf, präsentiert. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze besuchte den Messestand, um sich über das Projekt zu informieren.
Neurodegenerative Erkrankungen weisen in ihrer Symptomatik oft Überschneidungen auf, die es teilweise erschweren, sie in der klinischen Diagnostik eindeutig voneinander zu unterscheiden. Typisch dabei ist das Auftreten von Verklumpungen aus unterschiedlichen körpereigenen Proteinen, die sich von Krankheit zu Krankheit unterscheiden. Neue Labortests, bei denen diese Proteinaggregate als diagnostische Indikatoren oder „Biomarker“ dienen, könnten in Zukunft frühere und eindeutigere Diagnosen ermöglichen. Allerdings könnten die beobachteten Ähnlichkeiten der Symptome darauf hindeuten, dass auch die Proteinaggregate selbst in bislang unbekannter Weise miteinander interagieren oder sogar Mischaggregate formen.
Vier führende internationale Forschungsförderer – die amerikanische Alzheimer’s Association, die Michael J. Fox Foundation for Parkinson’s Research, das Weston Brain Institute in Kanada sowie Alzheimer’s Research UK in Großbritannien – haben deshalb die Initiative "Biomarkers Across Neurodegenerative Diseases", kurz BAND, ins Leben gerufen. Die Initiative unterstützt Forschungsprojekte mit dem Ziel, die Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Erkrankungen des Gehirns auf molekularer Ebene besser zu verstehen.
Zu den Empfängern einer der über einen Zeitraum von zwei Jahren mit bis zu 150.000 Dollar dotierten Förderungen gehört ein Team um Prof. Dieter Willbold und Dr. Oliver Bannach vom Jülicher Institute of Complex Systems, Strukturbiochemie (ICS-6). Die Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren die Methode sFIDA für die Diagnose der Alzheimerschen Demenz entwickelt, bei der die Menge bestimmter Aggregatformen des Proteins Aβ als Biomarker in Körperflüssigkeiten gemessen wird. Antikörper, die mit speziellen Fluoreszenz-Farbstoffen versehen sind, binden dazu an die Aggregate und machen sie im Mikroskop sichtbar. Die Methode wird derzeit in einem BMBF-finanzierten Projekt für den klinischen Einsatz optimiert und validiert.
Innerhalb des nun gestarteten Projekts soll eine Reihe weiterer Aggregatformen untersucht werden, die etwa bei Parkinson oder ALS auftreten. Dabei kann mit dem Verfahren nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die genaue Zusammensetzung der Aggregate bestimmt werden. "Wir wollen Proben verschiedener Patientengruppen analysieren und suchen dabei sowohl nach homogenen Aggregaten, als auch nach solchen, die aus mehr als einem krankheitsassoziierten Protein bestehen", erklärt Dieter Willbold. "Langfristig könnte diese Forschung wichtige Fortschritte für die Differential-Diagnose dieser Krankheiten bringen – eine Verbesserung, die auch bei der Suche nach geeigneten Therapien helfen würde", so der Forscher.
Weitere Informationen
Am Stand des Forschungszentrums auf der MEDICA: Stand C80 (Hall 3)
Oder unter:
http://www.fz-juelich.de/portal/DE/Forschung/it-gehirn/alzheimer/_node.html
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dieter Willbold
Institute of Complex Systems, Strukturbiochemie (ICS-6)
Tel.: +49 2461 61-2100
E-Mail: d.willbold@fz-juelich.de
Pressekontakt:
Peter Zekert, Wissenschaftlicher Kommunikationsreferent
Institute of Complex Systems, Bereich Strukturbiochemie (ICS-6)
Tel.: +49 2461 61-9711
Email: p.zekert@fz-juelich.de