Predatory Publishers
"Schwarze Schafe" im Wissenschaftsbetrieb
Ohne Publikationen und Konferenzen werden Wissenschaftler und ihre Forschungsergebnisse nicht wahrgenommen. Die wissenschaftliche Verantwortung von Konferenzen obliegt oftmals wissenschaftlichen Fachgesellschaften; als Partner im Publikationswesen haben sich seit Jahrzehnten kleine und große Wissenschaftsverlage mit ihren gedruckten und elektronischen Zeitschriften bewährt. Mit der Open-Access-Bewegung sind neue Open-Access-Verlage entstanden. Diese bieten Publikationen in rein elektronisch erscheinenden Zeitschriften an und stehen in vielen Fällen etablierten Verlagen in nichts nach. Unter diese neuen und reputablen Verlage mischen sich jedoch auch "schwarze Schafe", die nur möglichst schnell Profit machen wollen. Dabei sind der wissenschaftlicher Anspruch und die Professionalität dieser sogenannten Predatory Publishers mehr als nur fragwürdig.
Mit oftmals trickreichen Methoden wird versucht, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Einreichung von Beiträgen oder für die Konferenzteilnahme zu gewinnen. Deshalb hat die Zentralbibliothek die wichtigsten Informationen gesammelt und als Checklisten zur Überprüfung von Zeitschriften und Konferenzen aufbereitet.
Durch die Publikation in einem Predatory Journal oder die Teilnahme an einer Predatory Conference können folgende Nachteile einzeln oder in Kombination entstehen. In jedem Fall leidet die Reputation durch die Publikation oder Teilnahme in einem undurchsichtigen und fraglichen Umfeld.
- Lockangebote: Predatory Publishers locken mit Versprechungen eines guten Peer-Reviews, einer garantierten Veröffentlichung oder eines garantierten Vortrags. Nach Annahme des Artikels oder des Abstracts werden dann hohe Gebühren erhoben. Drohungen mit Rechnungen, Mahnungen und Anwälten sind nicht selten.
- Fakten: Die auf den Webseiten der Verlage veröffentlichten Informationen zu den Zeitschriften und Konferenzen wurden um falsche Angaben ergänzt. So finden sich bekannte Namen im Editorial Board, im Reviewer Board oder in der Teilnehmerliste ohne das Wissen der betroffenen Wissenschaftler. Die Angaben zu den Auflagen und zur Teilnehmerzahl werden erhöht, der Journal Impact Factor erfunden oder verändert, ein eigener oder fragwürdiger Index angegeben.
- Wachstum: Manche Predatory Publishers gründen vielen Zeitschriften innerhalb weniger Monate oder gar an einem Tag. Die Qualität der versprochenen Dienstleistungen wie Peer-Review, Lektorat oder Auffindbarkeit der Artikel ist bei solch schnellem Wachstum höchst fraglich. Konferenzanbieter veranstalten (angeblich) eine vierstellige Zahl von Konferenzen jährlich.
- Service: Predatory Publishers lassen viele Detailfragen zu ihren Dienstleistungen offen oder geben keine Garantien. So kann das Peer-Review oder die Auswahl der Vorträge nicht nachvollzogen werden, eine Publikation der Zeitschrift erfolgt unregelmäßig oder nie oder die Artikel werden nicht langzeitarchiviert. Die eingereichten Artikel werden sehr schnell, aber meist ohne ein der Fachrichtung entsprechendes Peer-Review oder Lektorat publiziert. Durch ein fehlerhaftes Layout können sogar Artikel verändert werden.
- Titel: Verlage nutzen die Titel von etablierten und reputablen Zeitschriften und Konferenzen oder ändern diese nur leicht ab. Die Webseiten sind oft kaum unterscheidbar. Somit täuschen sie eine von den Wissenschaftlern erwartete Qualität vor. Oft wird die versprochene Qualität der Editoren, des Peer-Reviews, des Lektorats und der Verbreitung der Artikel nicht eingehalten. Preis und Leistung stehen in keinem Verhältnis zueinander.
- Rechte: Die Verlage nehmen alle eingereichten Artikel an, haben aber nie das Ziel diese zu veröffentlichen, sondern nur das Interesse die Veröffentlichungsrechte an den Texten und Bildern zu erhalten. Wollen die Autoren dieser nicht veröffentlichten Artikel bei einer anderen Zeitschrift einreichen, müssen sie für die Freigabe eine Gebühr an den Verlag zahlen.
- Zeit: Die Vorbereitung von Artikeln und die Teilnahme an Konferenzen kosten die Zeit der Wissenschaftler. Wenn die gewählte Zeitschrift oder Konferenz dann nicht hält, was Sie verspricht, ist die Zeit verloren.
- Einreichungsgebühren: Manchmal fallen schon Gebühren bei der Einreichung eines Artikels oder Abstracts an.
- Fälschungen: Weder die auf der Webseite dargestellten Leistungen noch die Liste der bisherigen Publikationen und Konferenzbeiträge sind real. Die Webseiten sehen professionell aus, aber die Informationen sind nicht vorhanden oder komplett gefälscht.
Webseite der ZB – Predatory Conferences – Checkliste, Blacklist, Links
Webseite der ZB – Predatory Journals – Checkliste, Blacklist, Links
Helmholtz Open Science – FAQs zum Thema „predatory publishing“
Helmholtz-Gemeinschaft – Unseriöse Angebote, die der gesamten Wissenschaft schaden – Standpunkt von Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, zu sogenannten Predatory Journals / Predatory Publishers (Stand: 19.07.2018)
Standpunkt des Forschungszentrums Jülich
Das Forschungszentrum unterstützt die Open-Access-Bewegung. Predatory Publishers, welche dem wissenschaftlichen Anspruch nicht genügen, und letztlich der Wissenschaft schaden, wird diese Unterstützung verwehrt.
- Gebühren für Artikel in Predatory Journals werden durch den Publikationsfonds der Zentralbibliothek nicht übernommen.
- Reisekosten für die Teilnahme an Predatory Conferences werden durch den Geschäftsbereich Personal nicht erstattet.
Beratungsangebot der Zentralbibliothek
Die Zentralbibliothek beobachtet den Markt und gestaltet ihn im Sinne des Forschungszentrums mit. Wir beraten zu Fragen der Akzeptanz der Verlage und Reichweite der Titel. Darüber hinaus pflegen wir eine „Schwarze Liste“ von Predatory Publishers und Predatory Conferences.
Dienstleistung der Zentralbibliothek
Die Zentralbibliothek übernimmt Rechnungsbearbeitung anfallender Publikationsgebühren bei Verlagen, unabhängig davon, ob die Kosten durch den von uns betreuten Publikationsfonds getragen oder zu Lasten der Kostenstelle gehen. Für Mitarbeiter des Forschungszentrums bieten wir umfangreichere Informationen im Intranet an.
Ihre Ansprechpersonen der ZB
Linda Mc Grath | Thomas Arndt |