Studie: Europas Wälder "schwitzen"

Jülich, 26. Juli 2015 - Die Wälder in Europa verdunsten verstärkt Wasser. Das zeigen Studien eines interdisziplinären Forscherteams mit Jülicher Beteiligung. Die Ergebnisse der Studien wurden jetzt in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht.

Pflanzen nehmen Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft auf und geben dafür Wasserdampf (H2O) ab. Verantwortlich für diesen Gasaustausch sind die Spaltöffnungen (Stomata) der Blätter und Nadeln. Die Öffnungsweite dieser Poren kann durch die Pflanze geregelt werden, um die Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre und gleichzeitige Abgabe von Wasserdampf in die Atmosphäre zu steuern. Über die Photosynthese sind deshalb Wasser- und Kohlenstoffkreislauf der Erde eng verknüpft. Weiter geöffnete Spaltöffnungen erlauben die Aufnahme einer größeren Menge von CO2-Molekülen, zugleich aber auch eine stärkere Abgabe von Wasserdampf in die Atmosphäre und umgekehrt.

Eigentlich sollte erhöhter CO2-Gehalt der Atmosphäre, bei gleichem CO2-Bedarf der Bäume, die Spaltöffnungen der Blätter und Nadeln eher verengen und so die Abgabe von Wasserdampf vermindern. Dennoch ist sie im Schnitt über das letzte Jahrhundert um fünf Prozent angestiegen – die Wälder "schwitzen". Das liegt nach Ansicht der Forscher an den sich stetig verlängernden jährlichen Wachstumsperioden, an verstärkter Verdunstung in einer wärmer werdenden Umgebung und an größer gewordenen Blattoberflächen.

Die Ergebnisse sind wichtig für die Abschätzung der Klimawirksamkeit von Wäldern, bei der Modellierung der zukünftigen Klimaentwicklung und des globalen Wasserkreislaufs. Sie dürften auch ökologische Konsequenzen haben, da zwischen Laub- und Nadelbäumen signifikant unterschiedliche Reaktionen auf erhöhte CO2 -Gehalte festgestellt wurden.

Originalveröffentlichung:
D. C. Frank et al.: "Water-use efficiency and transpiration across European forests during the Anthropocene", Nature Climate Change, Vol. 5, Mai 2015, DOI: 10.1038/nclimate2614

Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Agrosphäre (IBG-3)

Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrums Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)

Letzte Änderung: 19.05.2022