Photovoltaik

Der Strom aus der Sonne ist eine Erfolgsgeschichte - wir schreiben sie fort

Strom aus Sonnenergie gewinnen – die Photovoltaik (PV) macht es möglich. Sie schreibt eine Erfolgsgeschichte: Die Preise für PV-Module sanken zwischen 2010 und 2020 um 90 Prozent. 2023 deckte die Solarenergie 12 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Damit der Anteil bis 2030 wie geplant auf 30 Prozent steigt, reicht jedoch eine hohe Investitionsbereitschaft allein nicht. Notwendig sind weitere technologische Fortschritte. Daran arbeiten Jülicher Wissenschaftler:innen.

Herausforderungen

Bislang sind vor allem Solarzellen verbreitet, die auf Silizium-Wafern beruhen. Diese haben Nachteile: Ihre Herstellung ist energieaufwendig, ihre Entsorgung oder ihr Recycling schwierig. Zudem besitzt China in der Wertschöpfungskette nahezu ein Monopol. Ein weiteres Manko: Kristalline Silizium-Solarzellen sind wenig biegsam und lassen sich daher schlecht in Gebäudefassaden oder Fahrzeuge integrieren.

Jülicher Ansätze

Daher erforschen Jülicher Wissenschaftler:innen alternative Technologien wie die Perowskit-PV oder die organische PV. Sie arbeiten aber auch an einer neuen Generation von Silizium-Wafer-Solarzellen, mit der sich besonders hohe Wirkungsgrade erzielen lassen.

Ian-Marius-Peters_web.jpg

Solarpanels müssten eigentlich für einen ewigen Kreislauf nach dem Vorbild der Natur gemacht sein: In einem Wald fallen die Blätter von den Bäumen – am Boden werden sie zersetzt und liefern somit das Material für neue Pflanzen.

Dr. Ian Marius Peters , Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN)

Die Jülicher Forschung erstreckt sich auf nahezu alle Glieder der Wertschöpfungskette: Die Forschenden suchen und testen auf möglichst effiziente Weise neue Materialien. Sie entwickeln neue Bauelemente und kostengünstige Herstellungsverfahren für die Module. Sie koppeln Solarzellen an Speicher oder Elektrolyseure und integrieren sie zu einem System. Und schließlich kümmern sie sich auch um eine Kreislaufwirtschaft in der Photovoltaik und Recyclingverfahren.

Perowskit-Solarzellen

Die Ära von Solarzellen aus Perowskiten begann vor rund 15 Jahren. Diese Materialien sind in ihrem Aufbau dem Mineral Calciumtitanoxid ähnlich, das ein deutscher Mineralloge im 19. Jahrhundert im Ural entdeckte und Perowskit nannte – zu Ehren seines russischen Kollegen Graf Lew Perowski. 2009 bauten Forscher erstmals eine Solarzelle aus einem Material, das aus einem organischen und einem anorganischen Anteil besteht und Perowskit-Struktur besitzt. Hergestellt werden können Perowskit-Solarzellen beispielsweise, indem Vorläufersubstanzen in Flüssigkeiten gelöst werden, aus denen sich dann die Perowskit-Schichten abscheiden. Eine Abscheidemethode ist dabei der Tintenstrahldruck: Perowskite sind wie organische Solarzellen druckbare Halbleiter.

99.97 %

der Materialien einer Perowskit-Solarzelle könnten künftig unter idealen Bedingungen erfolgreich recycelt werden.

Organische Solarzellen

Solarzellen lassen sich auch aus bestimmten Materialien der organischen Chemie bauen. Dabei handelt es sich um langkettige Moleküle, sogenannte Polymere, oder um kleine Moleküle, jeweils mit bestimmten elektronischen Eigenschaften. Solche organischen Halbleiter lassen sich wie Perowskit-Halbleiter auf biegsame Materialien aufdrucken. Seit den ersten organischen Solarzellen Ende der 1980-er Jahre hat es große Fortschritte bei Wirkungsgrad und Lebensdauer gegeben.

Pluspunkte druckbarer Solarzellen

Organische Solarzellen und Perowskit-Solarzellen sind aus mehreren Gründen attraktive Alternativen zur klassischen Silizium-Photovoltaik: Erstens lassen sich die Materialien energiesparend herstellen. Zweitens sind die resultierenden Solarzellen flexibel formbar und können somit in Gebäudefassaden und andere Flächen eingebaut werden, die für die klassische Silizium-Photovoltaik nicht nutzbar sind. Drittens lässt sich der spektrale Bereich, in dem sie Licht absorbieren, anpassen: Das ermöglicht die Herstellung von Mehrfachsolarzellen mit besonders hohem Wirkungsgrad ebenso wie von Zellen, die gezielt Licht für das Wachstum von Nutzpflanzen durchlassen. Und schließlich können beispielsweise Perowskit-Solarzellen sehr effizient recycelt werden.

Jülicher Forschende arbeiten daran, druckbare organische Solarzellen und Perowskit-Solarzellen insbesondere hinsichtlich der Herstellung im industriellen Maßstab, ihrem Wirkungsgrad und ihrer Lebensdauer zu verbessern, um ihnen so zu einem Durchbruch im Massenmarkt zu verhelfen.

Text: Frank Frick

Letzte Änderung: 20.08.2024