Infrastruktur
LOFAR ERIC
Offizielle Website des LOFAR ERIC
25. Januar 2024
Das Low Frequency Array (LOFAR) ist das weltweit größte Radioteleskop für den Empfang von Radiokurzwellen und Ultrakurzwellen. Bisher war LOFAR als niederländische Stiftung organisiert, nun wird es in eine internationale Rechtsform überführt: ein Konsortium für eine europäische Forschungsinfrastruktur.
Die Europäische Kommission hatte aufgrund der europaweiten Bedeutung des Radioteleskops entschieden, LOFAR als europäische Forschungsinfrastruktur (European Research Infrastructure Consortium, ERIC) einzurichten. Diese ist nun mit der ersten Sitzung des LOFAR-ERIC-Rats am 22. Januar 2024 offiziell gegründet worden.
Das Jülich Supercomputing Centre ist seit 2009 auf vielfältige Weise an LOFAR beteiligt. Es beherbergt und betreibt nicht nur den deutschen Teil des umfangreichen LOFAR-Archivs, des größten Radioastronomie-Archivs in Deutschland, sondern ist auch Mitbetreiber der Station vor dem Daubenrather Tor südöstlich des Campus und leitet zentrale Netzwerkaktivitäten innerhalb der deutschen LOFAR-Partner.
"Die Gründung des LOFAR ERIC markiert einen Meilenstein und ist sowohl wissenschaftlich als auch forschungspolitisch von Bedeutung. Sie erleichtert die bereits bestehende Zusammenarbeit und stärkt die Rolle der Radioastronomie in der europäischen Politik", erklärt Prof. Dr. Dr. Thomas Lippert, Direktor des Jülich Supercomputing Centre am Forschungszentrum Jülich.
Vor zehn Jahren nahm das LOFAR-Radioteleskop seinen Betrieb auf. Heute ist es ein gesamteuropäisches Projekt mit 52 Antennenstationen in acht europäischen Ländern. Das Gemeinschaftsprojekt entwickelte die niederfrequente Radioastronomie grundlegend weiter und führte zu einer Fülle von wissenschaftlichen Publikationen.
Sechs EU-Staaten hatten bei der Europäischen Kommission beantragt, LOFAR ERIC einzurichten und sind damit dessen Gründungsmitglieder: Bulgarien, Deutschland, Irland, Italien, die Niederlande und Polen. Die neue Forschungsorganisation kooperiert darüber hinaus mit Instituten in Frankreich, Lettland, Schweden und dem Vereinigten Königreich. Der Hauptsitz ist in Dwingeloo im Niederländischen Institut für Radioastronomie (NWO-I/ASTRON) angesiedelt, wo das LOFAR-Radioteleskop ursprünglich konstruiert wurde.
LOFAR ERIC soll die verteilte Infrastruktur des Radioteleskops erheblich aufrüsten und der Astronomie hochmoderne Beobachtungs- und Datenverarbeitungssysteme bereitstellen. Schon jetzt bietet das Teleskop ein riesiges Himmelssichtfeld, beispiellose Empfindlichkeit und Bildauflösung sowie die neuartige Möglichkeit, gleichzeitig in mehreren Richtungen zu beobachten.
Die neue LOFAR-Trägereinrichtung soll Wissenschaftler*innen befähigen, groß angelegte innovative Untersuchungen zu verfolgen. Dazu gehören die Erforschung der Frühphase des Universums, der Entstehung und Entwicklung von Galaxien, der Physik von Pulsaren und vorübergehenden Radiophänomenen. Weitere Forschungsthemen sind die Beschaffenheit kosmischer Teilchen mit ultrahoher Energie, die Bedingungen im interstellaren Raum und die Struktur der kosmischen Magnetfelder. Darüber hinaus erlaubt das Radioteleskop einzigartige wissenschaftliche Erkenntnisse zu gesellschaftlichen bedeutsamen Themen, von Blitzen über ionosphärische Störungen bis hin zu Weltraumwetter.
Als auf Dauer angelegte Forschungsorganisation bietet LOFAR ERIC der europäischen und weltweiten Gemeinschaft künftig einen zuverlässigen Zugang zu zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsservices. Ihre umfangreichen wissenschaftlichen Daten stellt sie über ein nutzungsfreundlich öffentlich zugängliches Archiv bereit.
Die an LOFAR ERIC beteiligten Universitäten und Forschungsinstitute aus Deutschland sind: die Universitäten Bielefeld, Bochum, Erlangen-Nürnberg, Hamburg und Würzburg sowie das Forschungszentrum Jülich, das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, das Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching, das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und die Thüringer Landessternwarte Tautenburg, die LOFAR ERIC in Zukunft für Deutschland vertritt.