Neuromorphes Computing im Fokus

Forschungszentrum Jülich und Partner organisieren internationale Konferenz

23. Mai 2024

Vom 3. bis 6. Juni treffen sich internationale Forschende und Interessierte aus den Bereichen Computing-Neurowissenschaften und Künstliche Intelligenz zur International Conference on Neuromorphic Computing and Engineering (ICNCE) im Aachener Eurogress. KI aus Nordrhein-Westfalen rückt damit in den Blick der internationalen Forschung und zunehmend auch in das Interesse der Unternehmen, die KI anbieten oder nutzen wollen.

Eine Hand hält einen neuromorphen Demonstrator-Chip des Projekts NEUROTEC II mit einer Pinzette.
Neuromorpher Demonstratorchip des Projekts NEUROTEC II | Copyrights: FZJ/Mane Kaladzhian

„Neuromorphes Computing nutzt die Eigenschaften des biologischen Gehirns für die Entwicklung von Computerhardware und -software“, sagt die Wissenschaftlerin Abigail Morrison vom Forschungszentrum Jülich. Dieser Idee gehen das Forschungszentrum Jülich und die RWTH Aachen gemeinsam mit Hochtechnologieunternehmen im interdisziplinären Projekt NEUROTEC nach. Ziel ist es, neue Materialien und elektronische Bauelemente für neuroinspirierte Hardware zu entwickeln. Auch das ZukunftsCluster NeuroSys, ebenfalls ein gemeinsames Projekt der beiden Forschungseinrichtungen, forscht an neuromorphen KI-Chips für autonome Systeme der Künstlichen Intelligenz. Beide Projekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von der AMO GmbH unterstützt – ein gemeinnütziges Forschungsunternehmen, das seine Expertise in Nanotechnologie einbringt.

NEUROTEC II stellt dem Publikum im Rahmen der ICNCE seinen neuesten neuromorphen KI-Chip vor. AiML (Analog in Memory Logic), ein Gründungsprojekt des Forschungszentrum Jülich, zeigt sein Evaluation-Board für den NEUROTEC-I-Chip und das erst kürzlich ausgegründete Start-up RooflineAI GmbH aus Aachen präsentiert eine Software-Entwicklungsumgebung für den reibungslosen Transfer von KI-Aufgaben auf energieeffiziente neuromorphe Chips.

Im Projekt EBRAINS 2.0 kooperiert das Forschungszentrum mit Partnern in ganz Europa. Die dabei entwickelte digitale Forschungsinfrastruktur EBRAINS (European Brain Infrastructures) erlaubt Wissenschaftler:innen, die Komplexität des Gehirns mit Werkzeugen der KI und des Supercomputings, hochaufgelösten 3D-Atlanten, Simulationen und „digitalen Zwillingen“ zu erforschen. Der deutsche Zweig der Forschungsinfrastruktur wird vom Forschungszentrum Jülich koordiniert und ist auf der ICNCE vertreten. Und: EBRAINS bietet auch den Zugang zu den derzeit größten neuromorphen Systemen in der EU, BrainScaleS und SpiNNaker.

Mehr Informationen zum Programm: www.icnce-2024.de/Programme

Von der Kohle zur KI

Nordrhein-Westfalen wird immer attraktiver für Unternehmen mit potenziellen Anwendungsfeldern der Künstlicher Intelligenz. Die Nähe zur RWTH Aachen und zum Forschungszentrum Jülich mit ihrem KI-Knowhow bietet einen entscheidenden Standortvorteil. Im Sinne eines Strukturwandels – von der Kohle in die KI – entsteht ein neues Innovationsökosystem mit neuen Arbeitsplätzen und zukunftsorientierter Wertschöpfung. Erste regionale Unternehmen beteiligen sich inzwischen an NEUROTEC II, darunter Aixtron, Surface, AixACCT und Amotronics. Immer mehr Unternehmen und Institutionen des Großraums Aachen aus der Automobil- und Elektroindustrie ergänzen das ZukunftsCluster NeuroSys und ermöglichen somit den direkten Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft. Sie alle eint die Erkenntnis, dass KI viel von seinem biologischen Vorbild lernen kann – insbesondere den effizienten Umgang mit Energie.

Was versteht man unter neuromorphem Computing?

Beim neuromorphen Computing orientieren sich Forschende bei der Entwicklung von KI-geeigneten Computersystemen am menschlichen Gehirn, denn es arbeitet sehr energieeffizient. Das liegt daran, dass das Gehirn Daten am gleichen Ort verarbeiten und speichern kann. Bei heutigen Computersystemen hingegen sind Rechen- und Speichereinheiten getrennt – Daten müssen zwischen Prozessor und Speicher mit hoher Taktrate ausgetauscht werden. Das kostet Energie. Beim sogenannten „Computing-in-Memory“-Ansatz, der sich am Gehirn orientiert, finden Rechen- und Speicheroperation auf derselben Architektur statt.

Ansprechpartner

Prof. R. Waser

Director of Electronic Materials (PGI-7)

  • Peter Grünberg Institut (PGI)
  • Elektronische Materialien (PGI-7)
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Dr. rer. nat. Alexander Krüger

Wissenschaftlicher Koordinator PGI-SO

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Pressereferentin

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    Letzte Änderung: 29.05.2024