Gefahr für den Standort

Die Bundesregierung hat die Fördermittel für die Batterieforschung ab 2024 um rund 75 Prozent gekürzt. Vorausgegangen war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das der Regierung untersagte, Corona-Gelder für den Klimatransformationsfonds zu verwenden. Batterieexperte Prof. Martin Winter blickt auf die Folgen.

Herr Winter, wie bewerten sie die aktuelle Situation?

In den letzten 15 Jahren hat Deutschland deutlich mehr als eine Milliarde Euro in die Batterieforschung investiert. Es ist gelungen, eine international wettbewerbsfähige Forschungsinfrastruktur aufzubauen. Während andere Länder ihre Anstrengungen weiter verstärken, geben wir unsere Milliardeninvestitionen im Grunde auf. Wir müssen damit rechnen, international den Anschluss zu verlieren. Das ist gerade für ein Automobilindustrieland fatal.

Was sind die konkreten Konsequenzen?

Ohne die notwendigen Gelder lassen sich etwa Anlagen und Geräte nicht angemessen warten und betreiben. Wir werden wissenschaftliches Spitzenpersonal und damit Know-how verlieren. Zum Beispiel wird ein Großteil der rund 500 Menschen bei uns in Münster über die Projektförderung des Bundesforschungsministeriums finanziert. Wir werden viele nicht halten und die Abgänge nicht ersetzen können. Die Kürzungen wirken sich aber auch auf Nachwuchs und Unternehmen aus.

Inwiefern?

Mithilfe der Forschungsförderung entstehen auch Master- und Doktorarbeiten. Rechnen sich junge Menschen künftig weniger Chancen in der Batterieforschung aus, werden sie sich anderen Bereichen zuwenden. Dabei verspürt die Industrie bereits heute einen starken Fachkräftemangel. Und natürlich gehen Unternehmen dorthin, wo sie Fachkräfte finden. Die Frage bleibt: Soll das nach dem jetzigen Plan zukünftig außerhalb Deutschlands sein? Unsere Hoffnung ist es, dass der Bund in einem neuen Haushalt das notwendige Geld wieder bereitstellt. Dann hätten Deutschland zwar einen empfindlichen Einbruch, aber immerhin keinen Schlussstrich unter die deutschen Batterieforschung zu verzeichnen.

Die Fragen stelle Frank Frick.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Winter

Gründungsdirektor

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  • Helmholtz-Institut Münster: Ionenleiter für Energiespeicher (IMD-4 / HI MS)
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Text erschienen in effzett Ausgabe 1-2024
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Letzte Änderung: 18.07.2024