Schlafstörungen als Risikofaktorfür die Alzheimer-Krankheit
Jülich, 27. Januar 2022 – Dr. Merle Hönig vom Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin sowie der Uniklinik Köln untersucht in einem zweijährigen Forschungsprojekt die Frage, ob die Behandlung von Schlafstörungen ein hilfreicher präventiver Ansatz ist, mit dem man der Alzheimer-Krankheit vorbeugen kann. Gefördert wird das Vorhaben von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) mit 28.500 Euro.
Als Auslöser von Alzheimer werden Aggregate des Amyloid-beta-Peptids (Aβ) verantwortlich gemacht. Zunächst als einzelne Moleküle harmlos, können sich die Aβ-Moleküle im Gehirn zu kleineren löslichen Aggregaten verbinden und als große unlösliche Plaques zwischen den Nervenzellen ablagern, die schließlich zugrunde gehen. Ein weiteres Alzheimer-typisches Protein ist Tau, welches sich in der Nervenzelle ansammelt.
Eine neue Vermutung ist, dass im gesunden Gehirn diese Eiweiße im Schlaf aus dem zentralen Nervensystem gewaschen werden. Bei der Alzheimer-Krankheit ist dieser Reinigungsprozess wahrscheinlich gestört. Anhaltende Schlafstörungen sind deshalb ein Risikofaktor. Besonders die Länge des Tiefschlafs scheint dabei entscheidend zu sein. Merle Hönig und ihre Kollegen:innen untersuchen in diesem Projekt den Zusammenhang zwischen Tiefschlaf und den schädlichen Proteinablagerungen bei Menschen im Alzheimer-Frühstadium.
Dazu werden bei einer Gruppe gesunder Menschen und einer Gruppe von Alzheimer-Erkrankten im Frühstadium im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderten Studie mithilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zunächst die Proteinablagerungen Beta-Amyloid und Tau im Gehirn gemessen. Anschließend wird in dem AFI-geförderten Teilprojekt mithilfe von elektronischen Stirnbändern der Schlaf der Teilnehmenden überwacht. Nach 18 Monaten sollen die Proteinablagerungen aller Proband:innen erneut gemessen werden, um zu überprüfen, ob die Länge des Tiefschlafs den Verlauf der Alzheimer-Krankheit vorhersagen kann. Sollte sich diese Hypothese bestätigen, könnte die Behandlung von Schlafstörungen ein neuer Ansatz zur Vorbeugung der Alzheimer-Krankheit sein.
Dr. Merle Hönig wurde für Ihre Forschung mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie 2020 den "Brain Imaging Council Young Investigator Award" und den "Image of the Year Award" von der Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging für ihre Arbeit "Resistance to Tau and Amyloid Pathology Facilitates Super-Aging". Darin konnten sie und ihre Kolleg:innen zeigen, dass die Gehirne von sogenannten Super-Agern, also Menschen über 80 Jahre, die eine geistige Leistungsfähigkeit wie eine jüngere Person zeigen, resistent gegenüber der Anreicherung von Alzheimer-typischen Proteinen sind.
Die Alzheimer Forschung Initiative (AFI) mit Sitz in Düsseldorf wurde 1995 gegründet und ist nach eigenen Angaben der größte private Förderer der Alzheimer-Forschung in Deutschland.
Weitere Informationen:
Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Molekulare Organisation des Gehirns (INM-2)
Pressemitteilung der Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) (27. Januar 2022)
Ansprechpartnerin:
Dr. Merle Hönig
Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Molekulare Organisation des Gehirns (INM-2)
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