Eine Plattform für Biomarker

27. April 2023

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen fördert eine Kooperationsplattform des Forschungszentrums Jülich mit den Universitätskliniken Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf. Das Projekt läuft von Mai 2023 bis April 2027 und hat ein Fördervolumen von knapp 2 Millionen Euro, wovon knapp 1 Millionen Euro an das Forschungszentrum Jülich gehen.

Prof. Simon Eickhoff vom Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin erklärt im Interview, worum es bei dem Projekt geht.

Prof. Simon Eickhoff beim Interview
Prof. Simon Eickhoff
Forschungszentrum Jülich / Sascha Kreklau

Prof. Eickhoff, Sie bauen mit den Universitätskliniken Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf eine Kooperationsplattform auf: "Accessing Behavior for Clinical Data and Joint Usage (ABCD-JU): Eine Plattform für Verhaltensmarker der digitalen Neuro-Medizin in NRW". Worum wird es gehen?

In der Neuromedizin werden Entscheidungen zur Diagnose, Prognose und Therapie häufig aufgrund subjektiver Beobachtungen des Verhaltens der Patienten getroffen, da es oft keine zuverlässigen Labor- oder Biomarker gibt, um krankhafte Veränderungen objektiv zu identifizieren. Das ist jedoch nicht optimal für eine sichere, effektive und individuelle Behandlung: Es ist deshalb notwendig, zuverlässige, quantitative Biomarker zu identifizieren.

In der ABCD-J Region (Aachen-Bonn-Köln-Düsseldorf-Jülich) gibt es ein großes Synergiepotenzial mit breiter klinischer Expertise, Zugang zu großen klinischen Datenbanken und umfassender Erfahrung im Bereich Datenmanagement und Mobile Health Plattformen. Bisher war es jedoch schwierig, aggregierte Daten über Standorte hinweg zu verbinden, um so geeignete Biomarker zu erforschen.

Deshalb entwickeln wir im Rahmen einer vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Kultur und Wissenschaft geförderten Kooperation die ABCD-J Plattform, die vorhandene und neu erhobene Verhaltensdaten aufzeichnet, verwaltet und zugänglich macht. Das Wichtige dabei ist, dass die Daten dabei in ein einheitliches Format gebracht werden, sodass sie von den verschiedenen Zentren gemeinsam genutzt werden können. Die Plattform ermöglicht eine einfache Erfassung neuer Daten sowie einen sicheren Datenaustausch und garantiert so die Wiederverwendbarkeit der Daten durch verschiedene Partner. Dadurch wird die ABCD-J Plattform eine zentrale Infrastruktur für neue Verbundprojekte darstellen.

Wie nützt diese Plattform den Patienten?

Die ABCD-J Plattform ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der digitalen Neuromedizin. Sie ermöglicht einen einfachen Zugang zu innovativen digitalen Verfahren, die nahtlos in den klinischen Alltag integriert werden können. Die Plattform nutzt vielfältige Datenquellen, wie die Digitalisierung klinischer und neuropsychologischer Verhaltensdaten, die Durchführung digitaler Tests und die Erfassung von Krankheitssymptomen im täglichen Leben mithilfe von Smart Devices. Auch innovative Ansätze zur phänotypischen Charakterisierung des Verhaltens, zum Beispiel durch Sprach-, Mimik- und Bewegungsanalysen, werden genutzt.

Die gemeinsame Nutzung dieser Daten von zahlreichen Patienten bietet ein enormes Potenzial für Anwendungen und Synergien. Durch die Kombination aus moderner Datenintegration und klinischem Potential können verschiedene Fragen im Bereich der Neurologie und Psychiatrie adressiert werden. Die Plattform fördert die Erforschung und Implementierung von Biomarkern zur Diagnose und Prognose von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Durch die Verfügbarkeit zuverlässiger Biomarker können individuelle Behandlungen entwickelt werden.

Was ist Ihr Forschungsbereich im Jülicher Institut für Neurowissenschaften und Medizin?

Der Institutsbereich „Gehirn und Verhalten“ des Jülicher Instituts für Neurowissenschaften und Medizin konzentriert sich in seiner Forschung auf die Entwicklung von Methoden, Workflows und Software zur Untersuchung bestimmter Erkrankungen. Dabei liegt der Fokus auf den Aspekten Forschungsdaten- und Workflowmanagement, individueller Vorhersage durch maschinelles Lernen und Mobile Health Anwendungen. Am Forschungszentrum Jülich wird die Software-Infrastruktur für das Management der Daten und der mobile Health Anwendungen entwickelt, die als Grundlage für die Zusammenarbeit dient. Sobald die Grundfunktionen etabliert sind, beginnt ein dauerhafter Co-Design-Prozess, bei dem die beteiligten Unikliniken direktes Feedback geben, um die Plattform zu optimieren.

Projektpartner

Universitätsklinikum RWTH Aachen (Kathrin Reetz)
Universitätsklinikum Bonn (Alexandra Philipsen)
Universitätsklinikum Köln (Joseph Kambeitz)
Universitätsklinikum Düsseldorf (Sven Meuth)

Ansprechpartner

  • Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM)
  • Gehirn und Verhalten (INM-7)
Gebäude 14.6y /
Raum 2042
+49 2461/61-1791
E-Mail

Dr. Regine Panknin

Pressereferentin

    Gebäude 15.3 /
    Raum R 3028
    +49 2461/61-9054
    E-Mail

    Letzte Änderung: 23.05.2023