BioökonomieREVIER: Studie zu Potenzialen der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier
Jülich/Düsseldorf, 25. November 2020 – Eine nachhaltige, biobasierte Wirtschaftsform eröffnet einmalige Chancen für die Land- und Ernährungswirtschaft für den Strukturwandel im Rheinischen Revier. Doch wie genau sehen die Bruttowertschöpfung, Beschäftigungseffekte und Biomasseströme im Einzelnen aus? Die am Forschungszentrum in Jülich angesiedelte Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER hat die Prognos AG damit beauftragt, die Bedeutung der Land- und Ernährungswirtschaft für die Bioökonomie im Rheinischen Revier mit qualitativen und quantitativen Methoden zu analysieren. Eine erste Bestandsaufnahme zeigt, dass die Branche zu den wichtigsten Sektoren für die Bioökonomie im Rheinischen Revier gehört.
Die Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier erwirtschaftete 2016 eine direkte Bruttowertschöpfung, das heißt einen Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen, von 1,56 Milliarden Euro bei 34.000 Erwerbstätigen. Berücksichtigt man zusätzlich die indirekten Effekte, die sich aus Zulieferern und Lieferanten aus anderen Branchen ergeben, so wachsen diese Zahlen auf 2,75 Milliarden Euro Wertschöpfung und 53.900 Erwerbstätige. Dies entspricht einem Beschäftigungsfaktor von 0,6. Das heißt, jeder Arbeitsplatz in der Land- und Ernährungswirtschaft im Rheinischen Revier sorgt für 0,6 weitere Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen. "Die regionalökonomischen Analysen haben gezeigt, dass die Land- und Ernährungswirtschaft in ihrer Beschäftigungswirkung und der Wertschöpfung einen bedeutenden Beitrag zur Ökonomie des Rheinischen Reviers leistet", erklärt Oliver Lühr von der Prognos AG.
Das qualitative Wertschöpfungssystem, also die ganzheitliche Abbildung des Nutzens der Land- und Ernährungswirtschaft, wurde gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Akteuren entwickelt. Es bildet den Rahmen für die Untersuchung der Biomassepotenziale. Dabei ging es um die Frage, welche Chancen und Möglichkeiten es gibt, vorhandene Biomasse im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie zu nutzen.
Für eine solche Verwertung kommen nicht nur die über 330.000 jährlich anfallenden Tonnen Biomüll und Grünabfälle aus dem Rheinischen Revier infrage. Das bei der Ernte anfallende Getreidestroh, die bei der Zuckerherstellung entstehenden Rübenschnitzelreste und Melassen sowie Kleiereste als Nebenprodukte der Weizen und Roggenvermahlung aus den Getreidemühlen eignen sich grundsätzlich für eine erweiterte Nutzung. Die gesamten biotischen Massepotenziale des Rheinischen Reviers betragen pro Jahr ca. 1,17 Millionen Tonnen.
Derzeit werden diese Reststoffe kompostiert, energetisch verwertet oder als Futtermittel weiterverwendet. Eine höherwertige Nutzung solcher Reststoffe ist ein wichtiger Bereich der Bioökonomie und kann zum Standortvorteil für das Rheinische Revier werden. "Insbesondere in der Entwicklung neuer Materialien aus den Reststoffen oder in Bioraffinerie-Verfahren kann das Zusammenspiel der exzellenten Forschungsinfrastruktur im Rheinischen Revier mit den bestehenden Massepotenzialen überregionale und internationale Impulse auf dem Weg zu nachhaltigen Wertschöpfungssystemen setzen", so Prof. Ulrich Schurr, Direktor des Instituts für Pflanzenwissenschaften des Forschungszentrums Jülich und Initiator der Modellregion für nachhaltige Bioökonomie.
Ausblick: bioökonomische Kreislaufwirtschaft mit gesteigerter Wertschöpfung für die Region
Das Rheinische Revier soll Modellregion für biobasiertes Wirtschaften werden. Ein erfolgreicher Strukturwandel kann für Mensch, Umwelt und Beschäftigung dann langfristig erfolgreich sein, wenn Konzepte der Nachhaltigkeit zur Anwendung kommen. Auf dem 3. Weltgipfel der Bioökonomie, dem „Global Bioeconomy Summit“, der Mitte November online global Akteure der Bioökonomie zusammengeführt hat, wurde der Aufbau regionaler Bioökonomien als Schlüsselvoraussetzung bei der Transformation festgelegt – ein Konzept, das im Rheinischen Revier entwickelt wurde. Auch internationale Experten befürworten den im Rheinischen Revier eingeschlagenen, systemischen und umsetzungsorientierten Transformationsansatz zu einer Modellregion für nachhaltiges, biobasiertes Wirtschaften. Daraus könne sich eine internationale Strahlkraft für andere Regionen in der Welt entwickeln, so ihre Überzeugung.
Die Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER hat weitere Studien beauftragt, die die Potenziale weiterer, bioökonomisch ebenso relevanter Branchen analysieren. Die Ergebnisse fließen im Sommer 2021 in eine erste regionale Bioökonomiestrategie ein. Diese beinhaltet konkrete Handlungsempfehlungen, um Wirtschaft und Landwirtschaft zukunftsorientiert und nachhaltig aufzustellen - mit einer höheren Wertschöpfung für die Region.
Weitere Informationen:
Download der Studie
Modellregion BioökonomieREVIER Rheinland
Online-Anmeldung: Vorstellung der Studie beim 2. Wirtschaftsforum am 2. Dezember
Prognos AG
Pressekontakt:
Anke Krüger
Kommunikation
Modellregion BioökonomieREVIER
IBG-2: Pflanzenwissenschaften
Forschungszentrum Jülich
Tel.: +49-(0)2461 61-85448
E-Mail: anke.krueger@fz-juelich.de