Der flüssige Träger

Ein Verfahren des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg ermöglicht es, Wasserstoff sicher und einfach zu speichern und zu transportieren. In Jülich wird es im Alltagsbetrieb getestet.

Der Wasserstoff strömt aus dem Elektrolyseur – ein farb- und geruchloses Gas, leichter als Luft. Aber wohin nun damit? Es muss gelagert und transportiert werden, bevor es zu einem späteren Zeitpunkt oder an einem anderen Ort genutzt werden kann. Damit es nicht zu viel Platz einnimmt, verdichtet man es üblicherweise und lagert es in Druckbehältern, unterirdisch in Salzkavernen oder kühlt es auf unter minus 240 Grad Celsius, sodass der Wasserstoff flüssig wird. Doch es gibt eine Alternative: das sogenannte LOHC-Verfahren. Dabei wird Wasserstoff in einem chemischen Reaktor an eine dieselähnliche und schwer entflammbare organische Trägerflüssigkeit gebunden, den Liquid Organic Hydrogen Carrier, kurz LOHC.

Prinzip des Liquid Organic Hydrogen Carrier (LOHC)

Im gleichen Reaktor kann der Wasserstoff wieder abgespalten werden, sobald er später für die Stromerzeugung oder zur Betankung von Brennstoffzellen-Fahrzeugen gebraucht wird. An LOHC gebunden, lässt sich der Wasserstoff nicht nur sicher in Stahltanks lagern, sondern auch in klassischen Tanklastern, Kesselwagen oder Tankschiffen transportieren. Das Verfahren beruht auf Forschungsarbeiten eines Teams um Prof. Peter Wasserscheid am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg, einer Jülicher Außenstelle.

Auf dem Jülicher Forschungsgelände wird eine weltweit einmalige LOHC-Anlage im täglichen Betrieb erprobt. Sie wird Teil des „Living Lab Energy Campus“, eines Reallabors für zukünftige Energiesysteme auf dem Jülicher Forschungscampus. Die LOHC-Anlage wird an ein Blockheizkraftwerk gekoppelt und nutzt die dort anfallende Abwärme für das Freisetzen des Wasserstoffs aus der Trägerflüssigkeit. Beim Einspeichern des Wasserstoffs wird wiederum Wärme frei, die in das Nahwärmenetz des Forschungszentrums fließt.

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Letzte Änderung: 27.01.2025