Mehr als ein Anschub

Pioniere – Venture Builder HighTechXL

Ein Durchbruch – und dann? Viele großartige Ideen verlassen nie das Labor – nicht immer, weil der Gründergeist fehlt. Doch wo er fehlt, bringt ihn HighTechXL mit: der niederländische DeepTech Venture Builder unterstützt Forschende beim Sprung in die Wirtschaft – auch ohne eigenes Gründungsteam.

Juni 2025



Ein Sprungbrett für Innovation

Wie viel Potenzial in den Technologien des Forschungszentrums Jülich steckt, wird den Forschenden spätestens dann bewusst, wenn Prof. Earl Goetheer ihr Labor betritt. Der CTO von HighTechXL ist selbst Wissenschaftler mit über 100 Publikationen und 55 Patenten, und er ist Experte für den Transfer von Technologien in die Wirtschaft. Am Forschungszentrum Jülich sucht er vielversprechende Ideen und matcht sie mit Mentoren, Investoren und potenziellen Mitgründenden.

„Unsere Forschenden erleben, wie ihre Ideen über das Labor hinaus echte Märkte erreichen können – das sorgt für Aufbruchsstimmung. HighTechXL bietet das Sprungbrett, wir bringen die Innovationen für die Zukunft der Energieversorgung“, erklärt Dr. Jörg Bohnemann, Innovation Manager am Forschungszentrum Jülich.

Technologien des Forschungszentrums Jülich

Ein Beispiel: Am Helmholtz-Institut Münster: Ionenleiter für Energiespeicher (IMD-4/HI MS) entwickeln Forschende organische Redox-Flow-Batterien, die eine kostengünstige Lösung für Solarparks und Industrieanlagen sind. HighTechXL erkennt das Potenzial dieser Technologie und plant nun mithilfe seines globalen Netzwerks, ein Gründungsteam aufzubauen.

»Unser Anreiz liegt im Erfolg der Start-ups.«

Prof. Earl Goetheer
CTO des niederländischen Venture Builders HighTechXL

Derzeit begleitet der Venture Builder drei Jülicher Technologien. Sieht HighTechXL Potenzial in einem Technologieangebot, geht die Reise los: Kennenlernen zwischen Forschenden und Venture Builder, anschließend Pitches und Matching-Runden, um das richtige Team und die passende Finanzierung zusammenzubringen. Führt der Weg nicht zum Erfolg, bleiben wertvolle Erfahrungen, neue Kontakte und oft eine klarere Perspektive für die nächste Chance.

Mitgründen oder nicht – diese Entscheidung bleibt den Forschenden selbst überlassen. HighTechXL bietet in jedem Fall das nötige Rüstzeug für den Start.

Transfer von Technologien am FZ Jülich: IP, Technologien und Start-ups

Lernen Sie das Innovation Team am FZ Jülich kennen

Earl Goetheer im Interview

Das niederländische Unternehmen HighTechXL verwandelt bahnbrechende Ideen in tiefgreifende DeepTech Start-ups. Chief Technology Officer (CTO) Earl Goetheer erklärt im Interview, wie das funktioniert.

Prof. Goetheer, Sie waren Forscher. Wie sind Sie zum Venture Builder HighTechXL gekommen?

Ich habe fast meine gesamte Karriere damit verbracht, Technologien zu entwickeln. Nach 17 Jahren an Forschungseinrichtungen und Universitäten hatte ich das Gefühl, es ist Zeit für den nächsten logischen Schritt: vielversprechenden Technologien zu einem schnelleren Durchbruch zu verhelfen – und zwar durch die Unterstützung von Start-ups. Genau das mache ich als CTO bei HighTechXL.

Wie funktioniert das HighTechXL Modell?

HighTechXL baut Start-ups auf, die fortschrittliche Technologien aus führenden Forschungseinrichtungen wie dem Forschungszentrum Jülich, der europäischen Weltraumagentur ESA oder Unternehmen wie Philips nutzen.

Wir konzentrieren uns auf Technologien mit starker IP und gesellschaftlichem Nutzen. Der Prozess umfasst vier Schlüsselphasen: sammeln, prüfen, bewerten und auswählen. Sobald eine Technologie ausgewählt ist, bilden wir ein Team und führen es durch ein strukturiertes neunmonatiges Programm, das Mentoring, Prototyping und Marktstrategie umfasst.

HighTechXL unterstützt die Startups nicht nur während des Programms, sondern auch darüber hinaus, indem wir Zugang zu Kapital, Training und Netzwerken bieten.

Die Zusammenarbeit mit Industriepartnern stellt sicher, dass die Start-ups frühzeitig ihre Chancen am Markt überprüfen können.

Was ist der Unterschied zu traditionellen Gründerzentren? HighTechXL fokussiert sich auf den Aufbau von Deep-Tech Start-ups. Es geht um Ideen, bei denen erhebliche technologische oder wissenschaftliche Fortschritte notwendig sind, um sie umzusetzen. Und wir warten nicht darauf, dass Gründende ihre Ideen einbringen – wir suchen aktiv bahnbrechende Technologien und bauen Unternehmen darum herum. Im Gegensatz zu traditionellen Gründerzentren bieten wir wie beschrieben mehr als Mentoring. Unser integrierter Ansatz hilft Start-ups, das berüchtigte „Valley of Death“ zu überwinden, das DeepTech-Innovationen häufig stoppt.

Wie profitiert HighTechXL davon?

Unser Anreiz liegt im Erfolg der Start-ups.Wir halten Anteile an den Unternehmen und profitieren von deren Gewinnen. Unsere Hauptmotivation liegt aber darin, globale Herausforderungen anzugehen, indem wir Start-ups an den UN-Nachhaltigkeitszielen ausrichten und Deep-Tech-Innovation mit Unternehmertum kombinieren.

Was waren bislang die größten Erfolge?

Wir haben über 85 Start-ups gegründet und mehr als 3 000 Arbeitsplätze geschaffen. Es ist vielleicht noch zu früh, von einer Erfolgsgeschichte zu sprechen, aber einer meiner persönlichen Favoriten ist Carbyon. Das Unternehmen startete vor fünf Jahren mit einem von der niederländischen Forschungsorganisation TNO entwickelten Konzept zur CO₂-Abscheidung aus der Luft. Heute beschäftigt es 50 Menschen und skaliert die Technologie auf Demonstrationsebene hoch. Aus meiner Sicht ist das ein gelungenes Beispiel dafür, wie Wissenschaft in die Praxis umgesetzt werden kann – gerade für den Kampf gegen den Klimawandel.

www.hightechxl.com

Bildnachweis: HighTechXL

Graffiti: Wissenschaftler und Geschäftsmann

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Gemeinsam geht mehr – besonders, wenn Forschung, Industrie und Gesellschaft ihre Perspektiven verbinden. Dann entstehen Lösungen, die größer sind als die Summe ihrer Teile.

Im Endeavours-Magazin zeigen wir, wie Co-Creation gelingt: mit echten Geschichten von Kooperation, Pioniergeist und Transfer. Für eine Zukunft, die wir gemeinsam gestalten können.

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Letzte Änderung: 15.07.2025