Starting Grants für zwei Jülicher Nachwuchsforschende
Jülich, 22. November 2022 – Dr. Heidi Heinrichs und Dr. Georgios Gkatzelis vom Forschungszentrum Jülich erhalten jeweils vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) einen mit 1,5 Millionen Euro dotierten ERC Starting Grant. Mit den ERC Starting Grants fördert der Europäische Forschungsrat herausragende Wissenschaftler:innen in einer frühen Karrierephase für innovative Vorhaben in der Grundlagenforschung. Die Anträge werden ausschließlich nach dem Kriterium der wissenschaftlichen Exzellenz beurteilt. Die Förderung läuft über fünf Jahre. In dieser Zeit haben die Forscher:innen die Möglichkeit, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen.
Die Welt muss klimaneutral werden. Dafür muss das globale Energiesystem umfassend umgebaut werden. Essenziell für das Gelingen dieser dringend benötigten Energiewende sind Rohstoffe – denn neue Technologien etwa für erneuerbare Energien sind materialintensiv. Eine weltweite Umstellung erfordert immense Mengen verschiedener Rohstoffe, von Eisenerz bis hin zu seltenen Erden. Insbesondere letztere gehören zu den sogenannten kritischen Materialien, die oft nur in wenigen Ländern gewonnen werden können. Dies kann zu Engpässen führen, die die globale Energiewende gefährden.
Dr. Heidi Ursula Heinrichs vom Jülicher Institut für techno-ökonomische Systemanalyse hat deshalb das Projekt MATERIALIZE initiiert. Der Name steht für „Material Realizable Energy Transformation – Navigating the Material Bottlenecks of a Carbon-Neutral Energy System“. In den nächsten fünf Jahren soll das Projekt wichtige Fragen beantworten: Welche Materialengpässe gibt es? Wie beeinflussen sie die globale Energiewende? Mit welchen Strategien ließen sie sich am ehesten vermeiden? Was wären die Alternativen? Das Besondere an MATERIALIZE: Das Projekt ist speziell darauf ausgerichtet, Materialengpässe nicht nur zu identifizieren, sondern auch Wege zu finden, diese zu umgehen. Dafür kombinieren die Wissenschaftler Methoden für Material- und Energiesystemanalyse, um eine Vielzahl von Szenarien durchzuspielen und so mögliche – und robuste – Pfade für eine Transformation des globalen Energiesystems zu finden.
Dr. Georgios Gkatzelis
Dr. Georgios GkatzelisCopyright: — Forschungszentrum Jülich / Ralf-Uwe Limbach
Welche Rolle spielen Emissionen aus Haushaltschemikalien, Kosmetikartikeln und Farben bei der Belastung der Luft mit Schadstoffen – gerade in Städten? Diese Frage stellt sich Dr. Georgios Gkatzelis vom Institut für Troposphäre in seinem Projekt mit dem Titel „Household Chemicals Amplifying Urban Aerosol Pollution“, kurz CHANEL. Hintergrund: Aerosolpartikel in der Luft stellen eine der größten Gefährdungen der menschlichen Gesundheit dar. Sie sind größtenteils sekundär, d.h. sie werden erst durch chemische Reaktionen von Spurengasen in der Atmosphäre gebildet (Secondary Organic Aerosol, SOA).
Bis vor einigen Jahren war der Verkehr die größte Quelle der Spurengas-Emissionen in den Städten. Durch Gesetze wie die Einführung der Katalysatoren gingen diese Emissionen zurück. In jüngsten Studien konnte Gkatzelis, der in Griechenland Chemieingenieurwesen studierte und 2017 am Institut für Troposphäre promovierte, bei einem Forschungsaufenthalt in Boulder/Colorado nachweisen, dass sogenannte flüchtige chemische Produkte aus Haushaltschemikalien inzwischen die größte Quelle von organischen Spurengasen in verschiedenen US-Städten bilden. Welche genau das sind, in welcher Menge sie auftreten und wie sie in der Atmosphärenchemie reagieren, will Gkatzelis in den kommenden fünf Jahren am Beispiel von deutschen Städten ermitteln und untersuchen. Dabei kommen die Messfahrzeuge des Instituts für Troposphäre, seine Atmosphärensimulationskammer SAPHIR und schließlich über urbanen Zonen Messflüge mit dem Zeppelin NT zum Einsatz.
Der ERC wurde 2007 von der EU gegründet und ist die erste europaweite Förderorganisation für Spitzenforscher auf verschiedenen Karrierestufen. Bislang hat das Forschungszentrum 17 ERC Grants erhalten – als Starting, Consolidator, Advanced und Synergy Grant.
Insgesamt gewannen in diesem Jahr 408 junge Wissenschaftler:innen einen Starting Grant. Dabei steht mit 81 Projekten Deutschland an der Spitze.