Hightech & Humus

Wissenschaft für alle – Neue Agrarwirtschaft

Auf dem Damianshof in Rommerskirchen treffen Instinkt, Erfahrung und moderne Technik aufeinander. Landwirt Bernd Olligs verbindet sechs Generationen Landwirtschaftswissen mit einem kompromisslosen Innovationsdrang – und kooperiert dabei mit der Wissenschaft.

Mai 2025



Wissenschaft als Sparringspartner für die Landwirtschaft

Bernd Olligs steht inmitten seiner Felder, der Blick geht über die grünen und gelben Reihen von Gerste und Raps. In der Ferne zieht ein Traktor seine Bahnen – gesteuert von hochmoderner Software.

„Ich will immer wissen, ob sehr gut noch besser geht“, sagt Olligs. Er ist Landwirt in sechster Generation – und einer, der mit größter Sorgfalt, technologischer Präzision und einem feinen Gespür für Boden und Pflanzen wirtschaftet. Die Wissenschaft ist für ihn ein Sparringspartner, um Ideen zu überprüfen, mit Daten zu untermauern oder noch weiter zu verbessern. Rund 30 Kilometer vom Hof entfernt hat sich der Wissenschaftler Dr. Felix Bauer am Computerarbeitsplatz im Forschungszentrum eingerichtet. Auf seinem Bildschirm: der Damianshof.

»Ich will immer wissen, ob sehr gut noch besser geht.«

Bernd Olligs
Führt den Damianshof in Rommerskirchen in 6. Generation

Mithilfe des Agroökosystemmodells AgroC haben Jülicher Forschende ein virtuelles Ebenbild des landwirtschaftlichen Betriebs erstellt – räumlich detailliert und mit umfassenden Boden- sowie Pflanzendaten. Mit dem digitalen Zwilling lässt sich simulieren und analysieren, wie sich verschiedene Formen der Bewirtschaftung, aber auch der Klimawandel auswirken. „Auf diese Weise können wir zum Beispiel herausfinden, wie wir durch gezielte Maßnahmen die Bodenfruchtbarkeit steigern oder etwas gegen den Klimawandel tun können – etwa mehr Kohlenstoff im Boden speichern“, erläutert Bauer.

Modellbetrieb und Zukunftslabor

Der digitale Zwilling ist Teil eines Gemeinschaftsvorhabens der Crop Science Division der Bayer AG und des Forschungszentrums Jülich. Olligs‘ Hof ist ein Modellbetrieb der Bayer ForwardFarming-Initiative. Als Zukunftslabor für ressourcenschonende Agrarwirtschaft wird hier getestet, wie sich Ertrag, Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch besser vereinen lassen. Bernd Olligs erprobt hier neue Methoden, um Produktivität, Umweltschutz und Ökologie zu vereinen.

„Das ist kein Tool, das uns sagt, was wir tun sollen“, betont Olligs. „Es hilft, unsere Ideen weiter zu verfeinern und zu prüfen.“ Und das gelingt: „Der Damianshof ist ein Beispiel dafür, wie moderne Landwirtschaft funktioniert – ein idealer Ort, um fundierte Erkenntnisse für die Praxis zu gewinnen, die mithilfe unseres digitalen Zwillings über den Damianshof hinaus Anwendung finden können“, betont Felix Bauer.

Bayer ForwardFarming: Nachhaltigkeit in der Praxis am Damianshof in Rommerskirchen

»Der Damianshof ist ein Beispiel dafür, wie moderne Landwirtschaft funktioniert.«

Dr. Felix Bauer
Wissenschaftler am Institut für Bio- und Geowissenschaften: Agrosphäre (IBG-3)

Viele landwirtschaftliche Betriebe weltweit stehen vor den gleichen Herausforderungen wie Olligs: wie soll etwa mit dem Klimawandel und den steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit umgegangen werden? „Ein optimales Feldmanagement wird immer anspruchsvoller“, berichtet er. Die Zusammenarbeit mit Bayer und dem Forschungszentrum Jülich hilft ihm, umgesetzte Maßnahmen und ihre Auswirkungen langfristig zu prüfen. Es geht ihm nicht allein um Effizienz, sondern um seine Verantwortung gegenüber Natur und kommenden Generationen. „Meine Enkel sollen nie sagen müssen, ihr Opa hätte etwas unversucht gelassen oder falsch gemacht“, sagt er.

Individuelle Empfehlungen

Bernd Olligs überlässt auf seinen Feldern nichts dem Zufall. Nach der Ernte sät er gezielt Zwischenfrüchte aus – Teil einer ausgeklügelten Fruchtfolge, mit der er seine Flächen nicht nur optimal nutzt, sondern auch nachhaltig bewirtschaftet. Das verbessert den Humusgehalt und schützt den Boden vor Erosion. Organische Düngemittel wie Stallmist oder gebrauchte Erde aus der Champignonzucht bringen CO2 zurück in den Boden und verbessern die Bodenfruchtbarkeit. Der Einsatz stressresistenter Pflanzensorten mit optimierten Wurzeleigenschaften fördert die Bindung von Kohlenstoff im Boden und steigert die Effizienz. Der Landwirt erhält per App aktuelle Felddaten über Bodenfeuchtigkeit, Temperatur und Schädlingsbefall – alles auf einen Blick. Und aus den neuen Daten generiert die App Handlungsempfehlungen, die Olligs prüft und weiterdenkt.

Die Fortschritte wecken auch das Interesse der Politik. Bereits im April 2024 besuchte die Landwirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Silke Gorißen, den Damianshof. „Eine zukunftsfähige Landwirtschaft ist vielseitig, digital und nachhaltig. Der Damianshof zeigt, dass Innovation und Naturschutz Hand in Hand gehen können,“ betonte die Ministerin. Raphael Dumain, globale Leitung External Innovation & Partnerships in der Crop Science Division der Bayer AG, hob hervor, wie wichtig ein innovationsfreundliches Umfeld für die Landwirtschaft ist: „Wir möchten die Landwirtschaft in Deutschland, in Europa und weltweit voranbringen und brauchen dazu moderne Lösungen, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind.“

Bei Bernd Olligs rennt er damit offene Türen ein. Es sei die Aufgabe der Landwirtinnen und Landwirte, mit der Zeit zu gehen. „Wir tragen Verantwortung für unsere Umwelt“, sagt er. Und Stillstand war am Damianshof noch nie Teil der Fruchtfolge.

Das Projekt ReGenFarm entdecken

Dr. Felix Bauer & Dr. Cosimo Brogi

Entwickeln am Institut für Bio- und Geowissenschaften: Agrosphäre (IBG-3) digitale Zwillinge für regenerative Landwirtschaft – und sorgen dafür, dass Böden mehr können als nur Ertrag liefern.

Dr. Felix Bauer
Dr. Cosimo Brogi

Transfer am Institut für Bio- und Geowissenschaften: Agrosphäre entdecken

Bildnachweis: Monika Buglowski / Forschungszentrum Jülich

Graffiti: Wissenschaftler und Geschäftsmann

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Letzte Änderung: 15.07.2025