KI ist kein Privileg
Co-Creation – WestAI eröffnet Wege zu KI
WestAI möchte kleinen und mittleren Unternehmen die Tür zur Künstlichen Intelligenz öffnen. Vor allem Unternehmen, die bislang kaum Berührungspunkte mit KI hatten, werden ermutigt, die Potenziale für sich zu entdecken.
Mai 2025
Kein Privileg großer Tech-Konzerne
„Künstliche Intilligenz darf kein Privileg großer Tech-Konzerne sein. Auch kleinere Unternehmen müssen Zugang haben – gerade jene, die nicht wissen, wo sie anfangen solllen", sagt der Jülicher KI-Experte Fritz Niesel. Hier setzt WestAI an, ein KI-Servicezentrum, zu dem sich mehrere Wissenschaftseinrichtungen aus NRW zusammengeschlossen haben: neben innovativer Technologie erhalten Unternehmen hier die Unterstützung, die sie benötigen, um KI in ihren Alltag zu integrieren.
Niesel kennt die Problematik aus eigener Erfahrung. Seine Karriere begann er als IT-Berater bei SAP. Als Experte für Wirtschaftsinformatik und Data Science half er Unternehmen, ihre Systeme zu optimieren – und stieß dabei immer wieder auf dieselbe Herausforderung: Unternehmen erkannten den Bedarf an Veränderung, wussten aber nicht, wie sie diese angehen sollten.
Aus der Wissenschaft in die Forschung
„Ich habe oft erlebt, dass Unternehmen zwar das Potential von KI erkannt haben, aber nicht wussten, wie sie es konkret nutzen können“, blickt Niesel zurück. „Es brauch tnicht nur Technologie, sondern auch Unterstützung bei der praktischen Umsetzung.“ Diesen Bedarf adressiert WestAI mit einem starken Fokus auf Begleitung und Orientierung im KI-Dschungel. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert WestAI als eines von vier KI-Servicezentren, um den Transfer von KI-Forschung in die Wirtschaft zu beschleunigen.
»Unser Ziel ist es, jedem Unternehmen den Einstieg in die KI-Welt zu ermöglichen.«
Fritz Niesel
AI Consultant bei WestAI
Fallbeispiel REHA-Betriebe
Ein Beispiel für den Ansatz von WestAI ist die Zusammenarbeit mit den REHA-Betrieben Erftland. Dort arbeiten rund 900 Menschen mit Beeinträchtigungen. Die interne Kommunikation ist eine große Hürde. Viele Dokumente und Anleitungen müssen in Leichte Sprache übersetzt werden, um für alle verständlich zu sein.
In einem Workshop mit den Beschäftigten entwickelten Niesel und sein Kollege Jan-Henrik Woltersmann von der RWTH Aachen University eine KI-basierte Übersetzungslösung. Die Herausforderung: die KI sollte nicht nur übersetzen, sondern sich dem Sprachstil und den Bedürfnissen der Menschen anpassen. Um eine praxisnahe Lösung zu schaffen, testeten und verfeinerten sie die KI direkt mit den Mitarbeitenden. „Solche Technologien sollten nicht isoliert im Labor entstehen – viel besser ist es, sie gemeinsam mit den Menschen zu entwickeln, die sie später nutzen“, sagt Niesel. Heute hilft die Lösung dabei, sprachliche Barrieren im Arbeitsalltag zu reduzieren – ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie individuelle KI-Anwendungen soziale Teilhabe stärken können.
KI Forschung am FZ Jülich: Lernende Maschinen

Dialog als Grundlage
Was WestAI in den Augen von Fritz Niesel so besonders macht, ist der enge Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Niesel ist überzeugt: „KI lebt von den Anwendungsfällen, die wir gemeinsam mit den Unternehmen entwickeln.“ Bei WestAI wird Technologie nicht einfach „geliefert“ – die Lösungen entstehen im direkten Gespräch und in der gemeinsamen Entwicklung. Dabei evaluiert das KI-Servicezentrum unter anderem verschiedene Sprachmodelle, von Open Source bis hin zu kommerziellen Angeboten wie GPT-4o, basierend auf den spezifischen Anforderungen und dem Schutzbedarf des jeweiligen Unternehmens.
Gerade bei sensiblen Daten ist Sicherheit entscheidend. WestAI nimmt Datenschutz ernst und berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen. So nutzte das WestAI-Team etwa bei den REHA-Betrieben das Sprachmodell GPT- 4o, da hier einfache Anwendbarkeit und gute Ergebnisse im Vordergrund standen.
In anderen Projekten kommen Modelle zum Einsatz, die im Gegensatz zu GPT-4o auf deutschen Servern gehostet sind, um regulatorischen Anforderungen besser gerecht zu werden.
Der Einstieg in die KI-Welt
Für Unternehmen, die noch unsicher sind, bietet WestAI eine unabhängige Alternative zur kommerziellen Beratung. In einem unverbindlichen Erstgespräch werden individuelle Bedürfnisse analysiert und erste Einblicke in die KI-Möglichkeiten gegeben. „Unser Ziel ist es, jedem Unternehmen den Einstieg in die KI-Welt zu ermöglichen“, betont Niesel.
Helmholtz AI: Wissenschaftsplattform für angewandte Künstliche Intelligenz
Dabei geht es nicht um Verkauf, sondern darum, individuelle Potenziale und Bedürfnisse zu erkennen. Die Fachleute prüfen auch, ob KI überhaupt die passende Lösung darstellt oder ob klassische Softwareentwicklung zielführender wäre. WestAI selbst implementiert keine fertigen Produkte, sondern konzentriert sich auf Beratung, Wissenstransfer und prototypische Entwicklung. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist es wichtig, dass Unternehmen über eigene IT-Kompetenzen verfügen – insbesondere, um Prototypen später eigenständig weiterführen zu können.
Für Niesel ist klar: KI ist ein Werkzeug, das gerade mittelständischen Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet. Initiativen wie WestAI zeigen, dass der Einstieg nicht kompliziert sein muss – sondern vor allem eines: machbar.
Bildnachweis: Generiert mit KI / Fritz Niesel
Tiefer Blicken: Die aktuelle Ausgabe
Gemeinsam geht mehr – besonders, wenn Forschung, Industrie und Gesellschaft ihre Perspektiven verbinden. Dann entstehen Lösungen, die größer sind als die Summe ihrer Teile.
Im Endeavours-Magazin zeigen wir, wie Co-Creation gelingt: mit echten Geschichten von Kooperation, Pioniergeist und Transfer. Für eine Zukunft, die wir gemeinsam gestalten können.