Blick in die Zukunft: Digitaler Zwilling

Blick in die Zukunft: Digitaler Zwilling
iStock / Roman Barkov

Was wäre, wenn man ein individuelles Gehirn oder auch andere Körperteile einer Person als digitales Modell so nachbauen könnte, dass man daran etwa klinische Therapien virtuell ausprobieren könnte? Dieses Thema steht noch ganz am Anfang, rückt aber dank immer weiter entwickelter Digitalisierung und KI aktuell in den Fokus der Forschung – auch in Jülich. „Digitale Zwillinge könnten vielen Menschen in Zukunft eine große Hilfe sein“, sagt Prof. Svenja Caspers. „Forschende könnten damit zum Beispiel besser ­verstehen, wieso ein Medikament bei dem einem Menschen gut wirkt, bei einem anderen aber nicht.“ Digitale Zwillinge könnten zudem dabei helfen, Erkrankungen des Gehirns ganz zu vermeiden – aber auch jenseits des Denkapparats: „Manche Menschen rauchen und bleiben viele Jahrzehnte gesund, andere machen viel Sport und sterben mit 50 an einem Herzinfarkt“, so Caspers. „Ärzt:innen könnten mit so einem virtuellen Helfer besser erkennen, welche ­relevanten Faktoren hier jeweils bei welchen Patient:innen zusammenkommen – und dann viel besser und individueller beraten, welche Art der Prävention oder Therapie bei wem besonders sinnvoll ist.“


„Mit einem digitalen Zwilling könnten Ärzt:innen in Zukunft besser erkennen, welche individuelle Prävention bei welchen Patient:innen besonders wichtig ist – und so auch dabei helfen, Erkrankungen des Gehirns im besten Falle zu vermeiden.“

Prof. Svenja Caspers

Noch ein weiter Weg

Auch Hirnschrittmacher, die etwa zur Stimulation bei Parkinson eingesetzt werden, ließen sich hoffentlich künftig mit digitalem Zwilling noch besser individuell anpassen, so die 41-Jährige. Zugleich könnten Ärzt:innen die Wirkung von Medikamenten vorab beim „virtuellen Doppelgänger“ simulieren. „Zeigen sich dort gewünschte Wirkungen, könnte das Medikament auch für den entsprechenden Menschen sinnvoll sein – ansonsten sucht man sofort nach einem anderen Behandlungsweg. Ein spannendes Zukunftsszenario für die klinische Anwendung!“

Neben gewaltigen technischen Hürden gibt es aber auch sonst noch viele offene Fragen: „Was ist eigentlich ein guter digitaler Zwilling für welche Fragestellung? Wo liegen hier auch ethische Grenzen?“, so Caspers. „Am Ende ist und bleibt das menschliche Gehirn so komplex, dass es sich trotz aller KI schlichtweg nicht eins zu eins nachbauen lässt. Ein digitaler Zwilling bleibt also immer ‚nur‘ ein Modell – aber ein sehr hilfreiches!“

Ursprünglich erschienen im Mitarbeitenden-Magazin „intern“ des Forschungszentrums Jülich.
Autor: Hanno Schiffer

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Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Svenja Caspers

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    Letzte Änderung: 19.07.2024