Transfer Talente

Pioniere – Forschende und ihre Innovationen

Manche sind Visionäre im Labor, andere Macher im Alltag – doch alle bringen Ideen in die Welt und machen aus Forschung Fortschritt. Hier stellen wir sie vor.

June 2025


Dr. Juliane Bendig

Projektleiterin am Institut für Bio- und Geowissenschaften: Pflanzenwissenschaften (IBG-2)

Pflanzen zeigen an, wie es ihnen geht. Man muss nur genau hinsehen – SIFcam macht es möglich. Die Kamera erfasst das schwache Fluoreszenzlicht (SIF), das Pflanzen bei der Photosynthese aussenden. Geraten Pflanzen unter Stress, verändert sich das Licht. Mit SIFcam lässt sich in Echtzeit z.B. erkennen, ob eine Pflanze gesund ist – wertvolle Information für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Umweltmonitoring.

»Durch diese Innovation ergaben sich neue Anwendungsfelder für schwer zugängliche Gebiete.«

Wann haben Sie gemerkt: „Das hat Potenzial.“

Wir haben unseren Kameraprototyp in einer Box installiert, die an einem Helikopter hängt, und Bilder in 2 km Höhe aufgenommen, die eine ganze Landschaft zeigen. Die Aktion war ein spontaner Test ohne viel Vorbereitung, bei dem ich mir nicht sicher war, ob die Kamera überhaupt den Flug in solcher Höhe überstehen würde - geschweige denn ob die Bilder nutzbar sein würden. Als ich die Bilder bekommen habe, habe ich mich direkt daran gemacht sie zu einem Mosaik zusammen zu setzen. Das hat funktioniert und das Ergebnis sah ziemlich gut aus. Von da an dachte ich, ja, das kann funktionieren.

Was war der beste Rat, den Ihnen ein:e Kolleg:in jemals gegeben hat?

Keep it simple.

Die beste Innovation des 21. Jahrhunderts?

Das Jahrhundert ist noch recht jung. In meinem Forschungsgebiet, der Fernerkundung von Vegetation, hat künstliche Intelligenz schon jetzt großes Potential gezeigt. Allerdings werden die nächsten Jahre zeigen, ob die positiven Effekte die negativen ausgleichen können. Was meine Arbeit direkt betrifft, ist sicherlich die zivile Nutzung von kleinen Drohnen für räumlich und zeitlich flexible Monitoring-Aufgaben. Durch diese Innovation ergaben sich neue Anwendungsfelder für schwer zugängliche, z.T. gefährliche Gebiete sowie die Automatisierung von Routineaufgaben.

Ihr Lifehack, um neue Ideen zu generieren?

Der Austausch mit Kollegen ist immer hilfreich, denn verschiedene Blickwinkel können helfen eine elegante Problemlösung oder eine neue Idee zu generieren. Darüber hinaus hilft es oft ein Problem oder eine Idee, die noch nicht ausgereift ist, liegen zu lassen und später darauf zurückzukommen. Oft regeln sich dann Aspekte von selbst und neue Ideen entstehen.


Dr. Melanie Finsterbusch-Rosen

Gründungsmitglied von CeraBatt am Institute of Energy Materials and Devices: Werkstoff synthese und Herstellungsverfahren (IMD-2)

Das Projekt CeraBatt möchte Speicherprobleme lösen – mit einer keramischen natriumbasierten Festkörperbatterie, die sicherer und langlebiger ist als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien. Besonders für den stationären Einsatz wäre das ein echter Gamechanger. Die Idee überzeugte auch beim JUICE Innovation Contest 2024 – das Team landetet mit seinem Konzept auf Platz eins.

»Ab dem Zeitpunkt war es quasi unsere Pflicht, diese Innovation auch auf den Markt zu bringen.«

Wann haben Sie gemerkt: „Das hat Potenzial.“

Als unsere Messungen plötzlich ergaben, dass wir die Sintertemperatur unter die Zersetzungsgrenze getrieben hatten, da wussten wir: wir haben die Lösung für ein 40 Jahre altes Problem entdeckt. Ab dem Zeitpunkt war es quasi unsere Pflicht, diese Innovation auch an den Markt zu bringen.

Was war der beste Rat, den Ihnen ein:e Kolleg:in jemals gegeben hat?

Als Wissenschaftler müssen wir auch gute Geschichtenerzähler und Verkäufer sein. Denn die brillanteste, wissenschaftliche Erkenntnis nützt nichts, wenn wir nicht in der Lage sind den Rest der Welt dazu zu bringen, sich dafür zu interessieren.

Die beste Innovation des 21. Jahrhunderts?

Mein Smartphone als Internetzugang. Die Flexibilität unterwegs zu arbeiten oder auch mal ein Meeting im Labor zu haben möchte ich nicht mehr missen.

Ihr Lifehack, um neue Ideen zu generieren?

Ich treffe mich mit befreundeten Wissenschaftlern oder Kollegen zu Kaffee. In der lockeren Stimmung entstehen oft witzige Sprüche, die sich auf den zweiten Blick als gute Intuition entpuppen und uns voranbringen.


Dr. Patrick Weber

Treibt eine Kooperation mit TSI Incorporated am Instituts für Klima- und Energiesysteme: Troposphäre (ICE-3) voran

Ob an schadstoffbelasteten Arbeitsplätzen oder in Innenstädten – Nanopartikel können zum Problem für Produkte und Gesundheit werden. Daher ist es wichtig, die Luftqualität exakt zu überwachen. Aus der Not heraus entstand eine neue Überwachungstechnologie, die Nanopartikel präzise detektiert – ganz ohne schädliche Stoffe. Mit dem Industriepartner TSI Incorporated wird die Technologie nun in die Anwendung gebracht. Mit dabei: Patrick Weber. Der JUICE-Alumnus treibt die Umsetzung mit voran.

»In unserem Labor hört man immer wieder: 'Das ist kein Hexenwerk.'«

Wann haben Sie gemerkt: „Das hat Potenzial.“

Ursprünglich hatte die grundlegende Entdeckung nur das Ziel, das Problem der Sicherheit bei der Inbetriebnahme eines bestimmten Messgeräts zu lösen. Nach Rücksprache mit vertrauten Fachkollegen wurde klar, dass in unserer Lösung weitaus mehr Schätze steckten, als wir zunächst vermutet hatten.

Was war der beste Rat, den Ihnen ein:e Kolleg:in jemals gegeben hat?

Es gab viele nützliche Tipps, vor allem für Vorträge und schriftliche Arbeiten. Aber in unserem Labor hört man immer wieder: "Das ist kein Hexenwerk". Ich persönlich bin dankbar, dass meine Vorschläge auch berücksichtigt werden und ich mich austoben kann.

Die beste Innovation des 21. Jahrhunderts?

Ich bin von 3D-Druckern begeistert. Für schnelle individuelle Anpassungen, Halterungen oder Anschauungsmaterial ist der 3D-Drucker eine gute Wahl.

Ihr Lifehack, um neue Ideen zu generieren?

Interdisziplinarität ist hier wohl das Stichwort, mein Vorwissen als Chemiker hat die Erfindung in einem von Physikern und Metrologen dominierten Arbeitsfeld erst möglich gemacht. Außerdem finde ich es sehr bereichernd, Konferenzen und Vorlesungen zu besuchen, die in angrenzenden Wissenschaftsbereichen angesiedelt sind, weil dort manchmal schon Lösungen für eigene Herausforderungen zu finden sind.


Dr. Janine Kutzsche

Arbeitsgruppenleiterin am Institut für Biologische Informationsprozesse: Strukturbiochemie (IBI-7)

Leichte Berührungen, Kälte oder Wärme lösen bei manchen Menschen starke Schmerzen aus. Ursache: geschädigte Nerven oder Fehlfunktionen des Nervensystems. Auslöser sind Infektionen, Erkrankungen oder Unfallverletzungen. Ein Team um Janine Kutzsche will das ändern und entwickelt einen Wirkstoff gegen diese neuropathischen Schmerzen.

»Kommunikation ist auch in der Wissenschaft der entscheidende Faktor zum Erfolg.«

Wann haben Sie gemerkt: „Das hat Potenzial.“

Als ich die Auswertung der Kognitionsdaten unserer kleinen Phase I Studie an Alzheimer Patienten zum ersten Mal gesehen habe und unser Wirkstoffkandidat gegen Alzheimer in allen neun Patienten eine Verbesserung in einem der kognitiven Tests zeigte. Da wuchs meine Hoffnung, dass unser Wirkstoff in Zukunft die Therapie von Alzheimer Patienten positiv verändern könnte.

Was war der beste Rat, den Ihnen ein:e Kolleg:in jemals gegeben hat?

Wer in der Forschung arbeitet, weiß wie steinig der Weg oft ist und wie unerreichbar manches Ziel zunächst erscheint. Eine ehemalige Kollegin hat mir einmal diesen Spruch genannt: „Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.“ Das hat mich daran erinnert, dass man sich nicht von den Misserfolgen unterkriegen lassen sollte, sondern sich über alles freut, das einem dem Ziel ein Stück näher bringt.

Die beste Innovation des 21. Jahrhunderts?

Ist für mich der Ausbau der Digitalisierung. Einen großen Mehrwert für meine wissenschaftliche Arbeit ist dabei z.B. die Möglichkeit, Informationen wie Forschungsdaten anderer schnell und unkompliziert einsehen zu können. Mit der Einführung von Open-Access-Formaten wird dieser Zugang in Zukunft noch weiter verbessert, was den Austausch von Wissen und die Zusammenarbeit in der Forschung erheblich erleichtern wird.

Ihr Lifehack, um neue Ideen zu generieren?

Entstehen im Austausch mit anderen Menschen. Oft hilft es anderen auch nur das Problem zu schildern, um selbst auf die Lösung zu kommen. Kommunikation ist, ebenso wie in anderen Lebenslagen, auch in der Wissenschaft der entscheidende Faktor zum Erfolg.


Dr. Alexander Pawlis

Arbeitsgruppenleiter am Peter Grünberg Institut: Quantenkommunikation (PGI-10)

Quantenkommunikation klingt nach Zukunftsmusik – aber Alexander Pawlis bringt sie schon heute zum Klingen. Er und sein Team entwickeln Halbleiterchips, die verschränkte Lichtteilchen erzeugen – ein wichtiger Baustein für die Kommunikation von morgen. In Kooperation mit dem Unternehmen ELEMENT 3-5 arbeiten die Forschenden aktuell daran, eine Schattenmaskentechnologie in die Anwendung zu bringen. Sie kann die Anzahl der Prozessschritte bei der Halbleiterfertigung drastisch reduzieren – und so effizientere Bauteile ermöglichen.

»Make it simple, practical and elegant.«

Wann haben Sie gemerkt: „Das hat Potenzial.“

Ursprünglich gab es schon verschiedene Ansätze der Schatten-Masken-Technik (SMT) auch am PGI-9 und in der Literatur. Diese Technik auf unsere Maschinen am Nanocluster des PGI-10 zu übertragen und weiterzuentwickeln entsprang der simplen Notwendigkeit gute Ohmsche Kontakte im II-VI Halbleitermaterial ZnSe zu realisieren, ein großes technisch ungelöstes Problem seit den 1990ziger Jahren. Als wir nach kurzer Entwicklungszeit (etwa 1 Jahr) unserer SMT auf die Ohmschen Kontakte anwendeten, erzielten wir bereits mit den ersten Tests Ergebnisse, welche die seit über 30 Jahren bestehenden Benchmarks der Ohmschen Kontakte um eine Größenordnung verbesserten. Danach war mir klar, die SMT hat das Potential die Welt zu revolutionieren, denn sie ist eine nachhaltige, energieeffiziente Methode zur Herstellung von Halbleiter-Mikrochips und sollte daher unbedingt auf andere Halbleitersysteme übertragen und weiterentwickelt werden. Genau da sind wir jetzt dran, auch bereits in enger Kooperation mit einem Industriepartner in unserer Region.

Was war der beste Rat, den Ihnen ein:e Kolleg:in jemals gegeben hat?

Der beste Rat stammt von einem meiner großen Mentoren aus meiner PostDoc-Zeit um 2005, damals war ich Gastwissenschaftler in der Arbeitsgruppe von Prof. Yoshihisa Yamamoto an der Stanford University. Yoshi sagte mir einmal den Satz: „Make it simple, practical and elegant“ und dies ist seitdem einer meiner großen Leitsätze auf der Suche nach neuen kreativen und manchmal unkonventionellen Ansätzen, um bestehende Technologien zu verbessern und neue Methoden zu entwickeln. Und das war und ist eine treibende Kraft, die mich letztendlich auch zu der SMT gebracht hat.

Die beste Innovation des 21. Jahrhunderts?

Tatsächlich gibt es da keine einzelne Innovation, sondern eher die Summe einer Vielzahl von Entwicklungen der letzten Jahre. Dazu gehört sicher der Aufstieg der regenerativen Energien aber auch Errungenschaften wie Videokonferenzen, die einen engen und einfachen wissenschaftlichen Austausch mit Kolleg:innen und Kooperationspartnern zwischen den Kontinenten ermöglichen. Gerade für uns Wissenschaftler ist dies essentiell und fördert den wichtigen globalen Austausch mit großem Potential in Forschung und Innovation.

Ihr Lifehack, um neue Ideen zu generieren?

Da bin ich ganz klassisch, es ist der entspannte Austausch mit Kolleg:innen und Studierenden im spontanen Gespräch bei einer Tasse Kaffee. Tatsächlich würde ich sagen, dass unsere rote Sofaecke im Obergeschoß von Geb. 02.6 mein Lieblings-Kreativ-Ort ist. Dort kann man prima bei einer Tasse Kaffee mit Kolleg:innen und Studierenden neue Ideen entwickeln und diskutieren oder über aktuelle Themen der Wissenschaft fachsimpeln. Oder auch mal über ganz gewöhnliche Alltagsthemen sprechen, um „gedanklich mal kurz runter zu kommen“.


Graffiti: Wissenschaftler und Geschäftsmann

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Letzte Änderung: 15.07.2025